John, Paul, George, Ringo und Klaus

Berlin · Der Deutsche Klaus Voormann hat mit den Beatles gelebt, Urlaub und Musik gemacht, preisgekrönte Plattencover und Drehbücher entworfen. Nun ist er für einen Grammy nominiert. Zwei dieser Trophäen hat er bereits gewonnen.

Die Karriere der berühmtesten Band aller Zeiten begann in Hamburg. Jedes Kind weiß das. Dass auch ein Deutscher einen wesentlichen Einfluss auf die Beatles hatte, ist weniger bekannt. Die Geschichte des 1938 in Berlin geborenen Bassisten und Grafikers Klaus Voormann ist auch die Geschichte der Beatles, denn ohne die Arbeit mit ihnen und vor allen Dingen ohne die Freundschaft zu John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr wäre Voormanns Leben ganz anders verlaufen. Tatsache ist, dass sich die Fab Four bis heute wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen.

Die schicksalhafte Begegnung zwischen dem Kunststudenten aus besseren Verhältnissen und der Combo aus der Arbeiterstadt Liverpool fand an einem Herbstabend im Jahr 1960 statt. Schwer beeindruckt von dem rauen Rock'n'Roll-Sound der Band, der er im Kaiserkeller auf der Reeperbahn begegnete, trommelte Voormann immer mehr Freunde zusammen, und es sollte nicht lange dauern, da verfügten die Beatles in Hamburg über eine beträchtliche Anhängerschar. Voormanns Freundin, der Fotografin Astrid Kirchherr, hatte es besonders der damalige Beatles-Bassist Stuart Sutcliffe angetan. Die beiden wurden ein Paar, während ihr Ex mit George, John und Ringo in Spanien Urlaub machte.

Ob nun die Sessions von "Sergeant Pepper", "Let It Be" oder "Abbey Road" - Klaus Voormann erlebte die Sternstunden der Popmusik aus allernächster Nähe. Dass verschiedene Songs der Beatles durch seine Anwesenheit inspiriert wurden, gilt als sicher. Gerüchten zufolge wurde er sogar vorübergehend als Nachfolger von McCartney gehandelt. "Blanker Unsinn", sagt er. Tatsächlich hat er nicht mal auf einer Platte der Fab Four mitgespielt. "Paul hat mir das wirklich angeboten. Aber das sollten sie alles schön alleine machen. Ich habe mich immer verweigert, ich hatte Angst. Das waren immerhin die großen Beatles. Bei den Soloprojekten war das anders."

1966 wurde Klaus Voormann als erster deutscher Künstler mit einem Grammy für das Cover der "Revolver"-LP der Beatles geehrt. Den zweiten erhielt er 1973 als Bassist in der Band von George Harrison für die Live-Platte "Concert For Bangladesh". 2009 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum "A Sideman's Journey". Es beschreibt seinen Werdegang zum gefragten Rock-Sideman quasi retrospektiv, mit Aufnahmen aus Studiosessions mit Künstlern wie Paul McCartney, Ringo Starr, Yusuf, Joe Walsh von den Eagles oder Van Dyke Parks. Jetzt ist er für einen Grammy in der Kategorie "Best Boxed Or Special Limited Edition Package" nominiert - für die Deluxe-Version seines Albums.

Zusammen mit John Lennon und Yoko Ono gründete Voormann 1969 die Plastic Ono Band. Was ihn dann richtig stolz gemacht hat. Zumal Gitarrengott Eric Clapton mit von der Partie war. Das denkwürdige erste Konzert von John Lennon nach den Beatles fand am 1. August 1971 in Toronto statt. Mit herkömmlicher Popmusik hatte dieses Happening allerdings nicht mehr viel zu tun. Auf dem Programm ein einziger Akkord und ein markerschütternder Urschrei von Yoko Ono. Anlässlich ihres 77. Geburtstages am 18. Februar 2010 reformierte Yoko Ono die Plastic Ono Band für ein Konzert in New York - mit den Originalmitgliedern Eric Clapton und Klaus Voormann.

Dass sich die guten alten Zeiten nicht wiederholen lassen, ist Voormann bewusst. "Viel mehr konnte ich nicht erreichen, als mit diesen großartigen Leuten zu spielen", sagt der vielleicht einflussreichste Deutsche in der internationalen Rockmusik, der heute am Starnberger See lebt. Was bleibt, sind die Erinnerungen an John und George. Und natürlich die Freundschaft mit Paul und Ringo.

Extra

Die Verleihung der Grammy-Awards2011 findet am 13. Februar 2011 in Los Angeles statt. Ausgezeichnet werden Sänger, Musiker, Komponisten sowie Produktionsleiter und Tontechniker. Favoriten der Hauptkategorien sind Lady Gaga, Eminem, Arcade Fire, Kate Perry, Bruno Mars und Jay-Z.

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