Kurzkritik: Ein schimpfender Irrer und böse Brüder

Trier · Wenn Bernd Begemann Musik macht, bebt die Erde. Das hat nichts mit dröhnenden Bässen zu tun, denn Bernd Begemann ist nur mit Gitarre und Tamburin unterwegs.

Nein, der Hamburger Liedermacher, der am Mittwochabend zum Konzert ins Exhaus eingeladen hat, bewegt sich gerne. Er springt auf und ab, stampft mit dem Mikrofonständer auf den Holzboden der Bühne. So gerne, dass ein ohnehin von Wackelkontakten geplagtes Boxenkabel schon wenige Minuten nach Beginn des Konzerts seinen Geist aufgegeben hat. "Das sind zwei böse Brüder", sagt Begemann zu den Boxentürmen, nimmt\'s leicht und spielt trotzdem weiter. Begemann, der häufig auch mit seiner Band Befreiung unterwegs ist, bietet auch als Solokünstler mehr als genügend Unterhaltung fürs Publikum. Auch wenn er nur seine Gitarre im Gepäck hat. Keinesfalls wirken die Songs, die man von der CD poppig, spritzig und mit vielen Instrumenten kennt, ein bisschen flach auf der Brust. Denn Begemann kann nicht nur Gitarre spielen, sondern vor allem singen. Wie gut, zeigt er bei verträumten Liedern wie "Unten am Fluss", bei denen er seine Stimme die Oktaven nur so hinauf- und hinunterjagt. Für die Kurzweil der Gäste sorgt aber auch Begemanns unglaubliche Zerstreutheit, sein heiliger Zorn gegen schlechte Musik und die Kirche, und seine Ehrlichkeit. "Wenn ihr nicht hier wärt, dann wäre ich nur ein schimpfender Irrer auf der Straße." Sarah-Lena Gombert

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