Mit Humor, Frack und Fliege

1400 Zuschauer sind zu Max Raabe in die Trierer Arena gekommen. Drei Mal musste der Künstler am Ende wieder auf die Bühne, bis Applaus, Fußgetrappel und das Pfeifen der Besucher endlich verebbten.

 Mit keckem Humor, perfekt akzentuiertem Gesang und virtuos gespielten Instrumenten verzaubern Max Raabe und sein Palastorchester die Zuschauer in der Arena. TV-Foto: Mandy Radics

Mit keckem Humor, perfekt akzentuiertem Gesang und virtuos gespielten Instrumenten verzaubern Max Raabe und sein Palastorchester die Zuschauer in der Arena. TV-Foto: Mandy Radics

Trier. (MRA) Seine Markenzeichen: ein schwarzer Frack mit Fliege, ein glänzender Blondschopf und eine Stimme, die ohne Probleme zwischen Tenor und Bass wandeln kann. Die Rede ist von Chansonnier Max Raabe, der die "goldenen Zwanziger" in Form bezaubernder, musikhistorischer Lieder der 20er und frühen 30er Jahre wieder auferstehen lässt. Mit seinem Programm "Heute Nacht oder nie" machten Raabe und sein Palastorchester auch in Trier halt, um 1400 Zuschauer mit auf eine musikalische Zeitreise zu nehmen.

"Wir werden neben Verträglichem auch zwischenmenschliche Beziehungen streifen. Wenn wir auch abschließend keine Lösung für dieses Problem anbieten, so können wir doch wenigstens Verwirrung stiften", klärt Raabe mit rollendem "r" das Publikum auf. Und so folgen, begleitet von einem, elf Mann und einer Frau (Violinistin) starken Salon-Orchester Chansons wie "Du bist meine Greta Garbo", "Singing in the Rain" und "Veronika, der Lenz ist da". Raabe steht stramm, beide Arme kerzengerade an der Seite. Nur der Körper wiegt sich langsam vor und zurück wie ein Blatt im Wind. Trotz der minimalistischen Gestik besticht Raabe durch perfekt akzentuierten Gesang und einen trockenen, charmanten Humor.

"Bei Mann und Frau handelt es sich um zwei unterschiedliche Lebensformen. Doch die Frau braucht den Mann, zum Beispiel zum Sektflaschen aufmachen", stellt er fest und trällert anschließend "Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt".

Als dann "Dream a little Dream of me" ertönt, fliegt ein ferngesteuerter Zeppelin durch die Arena. Das Publikum ist hingerissen. Und als Raabe schließlich das letzte Lied ankündigt, raunt die Menge ein trauriges "Oooooh." Erst nach drei Zugaben, zu denen auch "Mein kleiner grüner Kaktus" gehört, verebben die lauten Zugaberufe, das Fußgetrappel und der tosende Applaus langsam.

Ein außergewöhnlich gutes Konzert, das nur durch die ungemütlich kalte Sportplatz-Atmosphäre der Arena gestört wurde, die so gar nicht dem kuschelig-luxuriösen Flair der "goldenen Zwanziger" entsprach.

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