Neues vom Froschflüsterer

Trier · Nach den Mausefanten nun der Nacktarsch: Horst Lachmund (70) hat seinen zweiten Lyrikband herausgebracht. Der Autor, ehedem Sportchef, Glossenschreiber und stellvertretender Chefredakteur des Trierischen Volksfreunds, macht sich in schelmischer Manier einen Reim auf die Ungereimtheiten des Alltags.

Blitzblanke Verse. Rührend, nicht geschüttelt. Vorwiegend heiter. Und noch ein bisschen abgedrehter als gewohnt, noch ein bisschen süffiger, noch ein bisschen fabulöser.
Der Mann kennt sich aus. Er dichtet über Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Er besingt Wein, Weib und Gesang. Er wandelt auf den Spuren von Goethe, Mörike und Heine.
Am besten ist er, wenn er mit den Tieren spricht. Dann entpuppt er sich als legitimer Erbe von Doktor Dolittle, jenem kauzigen Held der Kinderbuch-Literatur, der das sagenhafte Stoßmich-Ziehdich entdeckt, von der Papageiendame Polynesia in den Sprachen der Fauna unterrichtet wird und fortan mit allem, was da kreucht und fleucht, munter parliert.
Wie Horst Lachmund den Jargon des Viehzeugs erlernt hat, ist nicht überliefert - jedenfalls beherrscht er das ABC der Tierwelt aus dem Effeff. Es treten auf in seinem Zoo: Maus, Katze, Floh, Frosch, Ente, Kröte, Storch, Geier, Gänse, Pferde, Hunde (Pudel, Mops, Dackel), Schwein, Seepferd, Fliegen, Ziege, Wespe, Eidechse, Spinne, Kuh, Sperling, Amsel, Bandwurm, Esel, Qualle, Skorpion, Hirsch, Reh, Karibu, Lachsforelle, Hühner, Langusten, Wollmilchsau, Stier, Weinbergschnecken, Spitzmaus, Karpfen. Knapp vierzig Spezies, gefühlt noch mehr. Die Dönekes, die ihnen der polyglotte Lachmund andichtet, sind in Wahrheit natürlich Einblicke in menschlich-allzumenschliche Befindlichkeiten - schau in den Spiegel, und du weißt, was gemeint ist.
Tierisch-satirische Fabeln bilden den Kern des Lyrik-Bandes. Nebenbei deutet der Autor geflügelte Worte (das weiß der Geier, des Pudels Kern, Perlen vor die Säue werfen, die Fliege machen), versucht sich als Lautmaler (Ei deck se doch, ei deck se doch) und lässt verschiedene Körperteile über ihr mitunter leidvolles Dasein philosophieren (Nase, Dickbauch, Magen - und ein ganz besonderes Hinterteil). Die Quintessenz des Quatschs: Wer betend Mücken fressen kann oder Nacktarschs Reise.
Wie der schräge Titel des Buchs zustande gekommen ist? Wird hier nicht verraten. Kaufen. Lesen. Schmunzeln. Und dabei auch noch ein gutes Werk tun - der Erlös geht an die Trierer Sportstiftung, die der Philanthrop Horst Lachmund im Jahr 1985 gegründet hat. Immer opti-, nie pessimistisch. Der Name ist Programm: Lies es, und dein Mund lacht! Peter Reinhart

Horst Lachmund: Wer betend Mücken fressen kann oder Nacktarschs Reise. Gedichte. éditions trèves. Trier 2011, 11,50 Euro im Buchhandel, ISBN 978-3880816084

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