Tagebuch mit italienischem Temperament

Trier · Das Quartett um den italienischen Jazz-Saxofonisten Rosario Giuliani hat knapp 100 Zuhörer bei einem Konzert des Jazzclubs Trier in der Tufa in den Bann gezogen. Mitreißend war vor allem die Dynamik der im Bebop verwurzelten, mit Kreativität und Virtuosität gestalteten Stücke der neuen CD.

 Hitziges Saxofonspiel: Rosario Giuliani. TV-Foto: Anke Emmerling

Hitziges Saxofonspiel: Rosario Giuliani. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Einen spannenden, mitreißenden Konzertabend bietet das Rosario Giuliani Quartett seinen Zuhörern. Am Vorabend noch in Paris, nun in der Tufa Trier stellt es seine neue CD "Images" vor. Das sei eine Art privates Tagebuch, erklärt Saxofonist Giuliani, der 2011 zum besten Musiker Italiens gekürt wurde. Abwechslungsreich muss dieses Leben bislang gewesen sein, denn genau so gestaltet sich die Musik, in die es gegossen ist.
Die Bandbreite reicht von träumerisch-schönen lyrischen Momenten bis zu rasanten Bebop-Passagen, die sich in einen geradezu ekstatischen Rausch steigern. Es ist wohl etwas dran am geflügelten Wort vom südländischen Temperament, daran lässt der in Rom lebende Giuliani keinen Zweifel. Hitzig, aber dennoch mit virtuoser Leichtigkeit und traumwandlerischer Präzision wirbelt er durch die gesamte Bandbreite instrumentaler Ausdrucksmöglichkeiten.
Er galoppiert durch Auf- und Ab-Linien, lässt sein Saxofon heiser vibrieren, quietschend eine Oktave überspringen, brüllen oder zarte, elegante Melodiefäden spinnen. Das alles in einem Tempo, das nicht nur ihm den Schweiß auf die Stirn treibt. Und obwohl man es kaum für möglich hält, vermag sich der energetische Ausnahmezustand noch zu steigern und über zwei Stunden aufrechtzuerhalten.
Das liegt daran, dass mit Giuliani eine Musikerformation am Werk ist, die sich offensichtlich auf gleicher Wellenlänge gefunden hat und mit echtem Spaß an der Sache interagiert. Schlagzeuger Marco Valeri aus Rom und der ungewöhnlich ausdrucksstarke, kreative Bassist Darryl Hall aus Philadelphia bestechen als druckvolle Rhythmusgruppe. Roberto Tarenzi am Flügel zeigt sich nicht nur in dialogischen Duetten mit Giuliani, sondern auch in Solopartien des Trios als sehr improvisationsstark. Kaum jemand im Publikum, der nicht in Bewegung gerät oder gebannt ist von Energie und Tiefgang des Gebotenen. Zu Recht erntet das Quartett tosenden Applaus. ae

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