Unterm Strich - Die Kulturwoche

Während man in Bayreuth der Stunde der Wahrheit entgegenfiebert (heute Abend entscheidet sich, wie sehr Regie-Alphatier Frank Castorf es schafft, den "Ring" zu verhunzen), hat man es in London vorgezogen, das Wagner\'sche Opus magnum ohne störendes szenisches Beiwerk auf die Bühne der Royal Albert Hall zu bringen. Bei den dortigen "Proms" präsentierte Daniel Barenboim mit der Berliner Staatskapelle diese Woche vor jeweils über 5500 begeisterten Zuschauern das "Rheingold" und die "Walküre" in konzertanter Version.

Der komplette Ring des Nibelungen ist erstmals bei diesem berühmtesten Konzertfestival der Welt zu hören. Ganz so weit hat das Klavierfestival Ruhr es noch nicht gebracht, aber immerhin kamen zur 25. Auflage, bei der am Wochenende die Pianistin Yuja Wang einen Schlusspunkt setzte, stolze 52 000 zahlende Zuschauer - 3000 mehr als im Vorjahr. Die 66 Konzerte widmeten sich vorrangig den Geburtstagskindern Verdi und Wagner. Dem Mittelalter, genauer gesagt der Christianisierung Europas in finsteren Zeiten widmet sich die Ausstellung "Credo" in Paderborn. Für die 800 hochkarätigen und teils noch nie ausgestellten Exponate aus ganz Europa haben sich mit dem Erzbischöflichen Diözesanmuseum, dem Museum in der Kaiserpfalz und der Städtischen Galerie Abdinghof gleich drei Ausstellungshäuser zusammengeschlossen. Die Schau ist bis zum 6. November zu sehen. Zur Eröffnung wird heute Bundespräsident Gauck erwartet. Und noch ein Kulturerfolg made in NRW: Der Film "Die Frau des Polizisten" von Philipp Gröning wurde diese Woche für den Wettbewerb um den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen Venedig nominiert. Ende August wird das Drama um eine junge Familie, die vom Land in die Großstadt umsiedelt, am Lido mit Filmen aus aller Welt konkurrieren. Gedreht wurde er in Stadtlohn im Münsterland, das liegt genau in der Mitte zwischen Gescher und Vreden, nicht weit von der Metropole Coesfeld. Wie sagt man so schön im Online-Zeitalter: Die Welt ist ein Dorf. Und manchmal nicht nur ein virtuelles. Wobei es provinziell keineswegs nur in der Provinz zugeht. Am großen Moskauer Bolschoi-Theater musste der Stuttgarter Ballettdirektor Reid Anderson als Gastchoreograph dieser Tage feststellen, dass beleidigtes Primadonnen-Gehabe nicht nur in Kyritz an der Knatter vorkommt. Für seine Inszenierung des Klassikers "Onegin" hatte er entschieden, bei der Premiere nicht die Primaballerina Swetlana Sacharowa einzusetzen, sondern ihre Konkurrentin Olga Smirnova. Worauf die Platzhirschin (oder müsste es Platzhirschkuh heißen? Ich muss mal googeln) empört abreiste. Andersons Kommentar: "Es ist wirklich interessant, in Moskau zu arbeiten." Dieter Lintz TV-Kolumnen finden Sie auch auf www.volksfreund.de/kolumne

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