Trier. Blonde Haare, rote Lippen, üppiges Dekolleté, lange Beine und hohe Pumps - so kennt die Nation Lilo Wanders, seit sie 1994 das erste Mal bei "Wa(h)re Liebe" über den Bildschirm flimmerte. Zehn Jahre war sie die Sexpertin der Nation. Und noch heute beackert sie "das Thema Sexualität - ein weites Feld". Alle Menschen zwischen 20 und 30 Jahren habe sie aufgeklärt, "manche auch persönlich", sagt sie. Und heute? Ist sie immer noch auf "Bildungsreise - mit Herz und Unterleib".
Die Menschen vertrauen Lilo Wanders, die ohne Perücke und Paillettenkleid ein Mann ist und Ernst-Johann "Ernie" Reinhardt heißt und auf einem Bauernhof im Alten Land lebt. Sie schreiben ihr. Sie erzählen Intimstes. Stoff für ihre Bühnenprogramme und Bücher. In Trier zu sein - für die Wanders eine schöne Erinnerung. Schuld daran ist ein Erlebnis vor 25 Jahren mit einem Winzersohn. Sie lächelt. Details bleibt sie schuldig.
Nachdenkliche Seite

Aber an anderer Stelle ist sie redseliger. Lilo Wanders scheint alles über Sex zu wissen. "Der Spaß kommt beim Machen", sagt sie. Sie räumt mit Tabus, Klischees und Mythen auf, bedient Evolutionstheorie, Wissenschaft und Statistik, aber wenn es zum Äußersten kommt, dann spricht sie auch über Liebe, Zweisamkeit und Nähe, wird nachdenklich und still, erzählt über Schmerz und Verletzungen. Auch das gehört dazu. "Geküsstes Fleisch leuchtet", sagt sie. Tröstet. Und singt: "Auch du wirst irgendwann jemanden lieben."
Bevor es zu ernst wird, plaudert sie aber lieber weiter über Lust und Leidenschaft, lässt das Publikum im Praxistest (halbierte Orange und gefrorene Erbse) das Wesen des weiblichen Körpers erfahren und klärt auf. Lächelnd, augenzwinkernd, ohne in der Schmuddelecke zu landen. Sie bleibt charmant, eine Diva vom blonden Scheitel bis zum hohen Absatz. Zwei Stunden vergehen wie nichts. Aber "Wurscht egal - auf die Länge kommt es nicht an", weiß die Wanders.