Aus der Eifel in die Welt der Wissenschaft

Bettenfeld · Seit 30 Jahren forschen Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau an den Maaren und Seen in der Vulkaneifel. Zum kleinen Jubiläum der Forschungsstation in Bettenfeld können sich Besucher am 27. Mai die Station ansehen, Wasserproben zur Analyse abgeben und sich in einer Ausstellung über die Forschungen informieren.

Die Vulkaneifel ist offenbar ein Mekka für Forscher. Erst kürzlich hat der Franzose Bernard Marty von der Universität Lothringen in Nancy mit seinem Team im Wasser der Viktoriaquelle bei Heckenmünster das seltene Gas Xenon festgestellt, das knapp 4,5 Milliarden Jahre alt ist (volksfreund.de berichtete).

Im Gegensatz zu Marty forschen Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau seit 30 Jahren in stehenden Gewässern der Vulkaneifel wie den Maaren. In der biologisch-ökologischen Station Mosenberg in Bettenfeld, die von der Universität Koblenz-Landau getragen wird, hat der Biologie-Professor Ulrich Sinsch die Leitung. Der Limnologe (siehe unten) untersucht mit seinem Team vor allem die Wasserqualität im Meerfelder Maar, dem Windsbornkratersee und dem Gemündener Maar. Sinsch: "Die Station dient vor allem als Basis für Langzeituntersuchungen zur Erholung der umliegenden Seen von menschlichen Belastungen."

Aber nicht nur Wissenschaftler nutzen die Forschungsstation. Zu den regelmäßigen Nutzern zählen auch Schüler von 51 Gymnasien, vorwiegend aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland, Studierende von zehn Universitäten sowie Fachhochschulen und Schüler von insgesamt 21 Weiterbildungsinstitutionen. Seit 2006 ist die Kapazitätsgrenze der Station mit rund 50 Gruppen und zwischen 800 und 900 Besuchern pro Jahr erreicht. Und im Belegungskalender für die kommenden Jahre ist ebenfalls kaum noch Platz: Erst für Sommer 2018 kann man die Station wieder buchen. Im Schnitt bleiben die Gruppen "für drei- bis fünftägige Unterrichtseinheiten", so Sinsch, in Bettenfeld.

Im ersten Obergeschoss der Station in der ehemaligen Schule Bettenfeld befinden sich eine kleine Bibliothek, ein Arbeitsraum und ein Apartment für Dauergäste wie Gastwissenschaftler, Doktoranden und Bachelor- und Masterstudierende, die an ihren Abschlussarbeiten schreiben. "Die Zahl der Dauergäste variiert zwischen einem und vier", sagt Sinsch. In mehreren Publikationen sind die Arbeiten der Wissenschaftler in und über die Station dokumentiert.

Im Erdgeschoss der alten Schule stehen im Kursaal 20 Arbeitsplätze zur Verfügung, ausgestattet mit Mikroskopen und Stereolupen, sowie ein vollausgestattetes hydrochemisches Labor. "In beiden Räumen können sowohl limnoökologische Kurse für Studierende der Universität Koblenz-Landau und Gastuniversitäten angeboten werden, als auch Oberstufenklassen die Station nutzen", sagt Sinsch. Zur Untersuchung der beiden "Hausseen" Meerfelder Maar und Windsbornkratersee stehen zudem Boote zur Verfügung.

Auch beim Tag der offenen Tür zum 30-jährigen Bestehen der Station Mosenberg werden am Bootssteg am Meerfelder Maar das Stationsboot "Navicula" und Geräte zur Probenentnahme vorgeführt. Zudem kann man zu diesem Fest am Freitag, 27. Mai, zwischen 14 und 18 Uhr, die Station besichtigen, sich die dortige Ausstellung ansehen und sich über die Arbeit in der Station informieren. Wer die Wasserqualität seines Brunnens, Schwimmteichs oder Fischteichs herausfinden will, bringt einfach eine Wasserprobe in einer sauberen Mineralwasserflasche mit und erhält von den Biologen zeitnah und kostenlos die Ergebnisse. "Die Analyse ist sehr umfangreich und nicht an einem Tag durchführbar", sagt Sinsch. "Die Ergebnisse werden aber zeitnah zugestellt."

Die Limnologie ist die Wissenschaft von Binnengewässern als Ökosysteme. Das Fremdwort kommt aus dem Griechischen. Es setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: "limne" steht für Teich oder See und "logos" für Kunde.
Limnologen beschäftigen sich mit Teichen und Seen. Sie erforschen unter anderem den Struktur, Stoff- und Energiehaushalt sowie die biologisch-ökologische Struktur und Funktion von Binnengewässern. Diese umfassen stehende Gewässer wie Weiher, Teiche und Seen ohne Verbindung zu Ozeanen, Fließgewässern und Grundwasserkörpern. Außer Süßwasser-Ökosystemen gehören auch Salzwasser-Binnengewässersysteme wie das Tote Meer zum Forschungsgegenstand der Limnologie.

Zwischen Planung und Eröffnung der Station im Juni 1986 sind sechs Jahre ins Land gegangen: Professor Dr. Fritz Haub wollte in Bettenfeld eine biologische Station mit Ausbildungsmöglichkeiten für Studierende und Schüler im Bereich Ökologie und Umweltschutz schaffen. Im frühzeitigen Austausch mit der VG Manderscheid kristallisierte sich die alte Schule in Bettenfeld als Standort heraus. Da dem Land Mittel für Kauf und Umbau fehlten, kauften die damaligen Jagdpächter von Bettenfeld, die Gebrüder Holstein, das Gebäude, bauten es um und vermieteten es an die Hochschule. 1991 hat Professor Dr. Ulrich Sinsch von der Universität Koblenz-Landau die Leitung der Station von Haub übernommen. Die Stationsleitung vor Ort hat seit Beginn an die Diplom-Ingenieurin Dorothée Karger, die die Station gemeinsam mit dem biologisch-technischen Assistenten Gerhard Dawen managt. will

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