Damit Schrumpfregion nicht zum Schimpfwort wird

Bernkastel-Kues · Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte steigt und damit der Bedarf an kleineren Wohneinheiten. Im teilweise eng bebauten Bernkastel-Kues stehen manche Häuser leer oder werden nur im Erdgeschoss genutzt. Derzeit wird untersucht, wie die Stadt zukunftsfähig gemacht werden kann.

 Die alte Schule (großes Foto) steht seit Jahren leer. Projektmitarbeiterin Manuela Schaaf und Stadtbürgermeister Wolfgang Port prüfen die hohen Räume. Das Haus von Rudi Thiel muss erst einmal entrümpelt werden. TV-Fotos (3): Clemens Beckmann

Die alte Schule (großes Foto) steht seit Jahren leer. Projektmitarbeiterin Manuela Schaaf und Stadtbürgermeister Wolfgang Port prüfen die hohen Räume. Das Haus von Rudi Thiel muss erst einmal entrümpelt werden. TV-Fotos (3): Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )
Damit Schrumpfregion nicht zum Schimpfwort wird
Foto: (m_mo )
Damit Schrumpfregion nicht zum Schimpfwort wird
Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues. Der Name des Modellprojektes ist sperrig: "Anpassung des Wohnraumangebotes in rheinland-pfälzischen Kleinstädten in Schrumpfregionen". Wenn etwas Gutes dabei herauskommt, wird es den Bernkastel-Kuesern egal sein. Die Stadt ist mit dem nordpfälzischen Rockenhausen Teil des Projektes der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz und des Mainzer Büros der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK). Der Begriff Schrumpfregionen assoziiert so etwas wie den Untergang des ländlichen Raumes. Die demografische Entwicklung deckt ihn. Aber es gibt eine Definition, die das Positive heraushebt: Bernkastel-Kues soll als attraktiver Wohnstandort entwickelt und gestärkt werden. Das Angebot soll an veränderte Bedürfnisse, wie kleinere Wohneinheiten, angepasst werden. Mehrere Immobilienbesitzer haben nach einer Bürgerversammlung Beratungsbedarf angemeldet (der TV berichtete). Vier von ihnen bekamen nun Besuch von Karin Weber, der Leiterin des DSK-Büros Mainz, und ihrer Kollegin, der Projektberaterin Manuela Schaaf.
Eines der Objekte ist die alte Schule im Stadtteil Kues: ein leer stehender Riesenklotz zwischen Weingartenstraße und Kardinalstraße. Markenzeichen: viele hohe Räume und hohe Fenster. Die Stadt als Eigentümerin sucht nach einem Investor. Doch was soll/kann dort hinein? Oder ist ein Abriss besser, um eine Freifläche oder Parkplätze zu schaffen?
"Es riecht weder feucht noch muffig", sagt Karin Weber nach dem Rundgang durch einen Teil des Gebäudes. Wäre das nicht ein ideales Wohnumfeld für die Studenten der Cusanus Hochschule? "Ein Investor würde wahrscheinlich Zwischendecken einziehen", sagt Weber. Das bringe aber Probleme mit den Fensterhöhen mit.
Die Bauingenieurin, Spezialgebiet Altbauten, schlägt vor, dass die DSK gegen eine geringe finanzielle Beteiligung der Stadt ein Konzept entwickelt. Stadtbürgermeister Wolfgang Port nimmt es mit Interesse auf. Entscheiden muss darüber der Stadtrat. Anders sieht das bei einem leer stehenden Haus in der Kardinalstraße aus. Im Erdgeschoss war früher ein Schuhgeschäft mit Schuhmacherei. Oben waren Wohnräume. Quasi im Hof waren Wirtschaftsräume. Dahinter steht ein Anbau, in dem eine Person wohnt.
Rudi Thiel hat hier einen Teil seiner Jugend verbracht. Er denkt darüber nach, aus dem unteren Teil des vorderen Gebäudes Parkplätze zu machen und oben Wohnungen herzurichten.
Karin Weber und Manuela Schaaf machen sich Notizen und fotografieren. Verbindliche Aussagen, das haben sie vorher angekündigt, werden sie an diesem Tag nicht machen. Sie bestärken Thiel, der sich mit einem Architekten beraten will, aber in seinem Erhaltungswillen. "Das ist eine große Aufgabe", sagen sie.
Abreißen wäre auch eine Möglichkeit. Aber das will Thiel derzeit nicht. Die Kardinalstraße habe durch einen Parkplatz und einige Haussanierungen wieder an Attraktivität gewonnen, sagt er.
Im Stadtteil Bernkastel stehen in der engen Moselstraße drei Häuser, die zur Metzgerei Fass gehören. Uwe Fass will einfach eine Expertenmeinung, was "man daraus machen könnte". Die wird er bekommen, spätestens bei der Abschlussveranstaltung. Das gilt auch für die Familie Lauerburg. Ihr gehört am Marktplatz das Gebäude, in der sich die Pizzeria Badstube befindet. Im Raum steht eine räumliche Veränderung des Lokales und der darüber liegenden Wohnräume.
Karin Weber und Manuela Schaaf machen mehr als eine Analyse der besuchten Immobilien. Ihr Blick geht in die ganze Bernkasteler Altstadt und nach ganz Alt-Kues. Sie werden auflisten, welche Chancen beide Gebiete haben. Denn wie titelte der TV schon einmal: "Auch in einer Schrumpfregion soll das Leben Freude machen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort