Borkenkäfer, Sturm und Trockenheit Schwere Zeiten für Waldbesitzer – Eigentümer des Haardtwalds müssen erstmals Geld einzahlen in ihren Zweckverband

Thalfang · Die Eigentümer des Haardtwalds müssen erstmals Geld einzahlen in ihren Zweckverband der zwölf  Gemeinden.

 Der deutsche Wald leidet unter Dürre, Schädlingen und Stürmen, auch im Hunsrück. Unser Foto zeigt einen vom Borkenkäfer zerstörten Fichtenwald.

Der deutsche Wald leidet unter Dürre, Schädlingen und Stürmen, auch im Hunsrück. Unser Foto zeigt einen vom Borkenkäfer zerstörten Fichtenwald.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

In einer immerhin fast 200-jährigen Geschichte ist es eine gänzlich neue Erfahrung für die Mitglieder des „Zweckverbands der zwölf Gemeinden“. Der Haardtwald, dessen Eigentümer sie seit 1828 sind, beschert ihnen erstmals ein Minus. Nach Jahresüberschüssen in teils sechsstelliger Höhe und von um die 80 000 Euro in 2016 bis 2018 fehlt im Jahr 2020 voraussichtlich Geld. Die Summe liegt wohl bei 12 808 Euro.

Auszugleichen ist das Defizit von den kommunalen Waldeigentümern. Entsprechend der Größe ihres jeweiligen Anteils am Haardtwald müssen sie nun erstmals Geld einzahlen statt die Einnahmen und Erlöse investieren zu können. Die einzelnen Gemeinden müssen nach aktueller Kalkulation zwischen 446 bis 1081 Euro bezahlen, Thalfang hingegen voraussichtlich 5522 Euro.

Obendrauf kommt für fast alle Mitglieder des Zwölfgemeindewaldes (siehe Info) das Defizit des Forstverbands Thalfang mit Waldflächen außerhalb des Haardtwaldes. Seine Mitglieder leben allerdings bereits seit 2019 mit roten Zahlen. Noch ist das Jahr zwar nicht endgültig abgerechnet. Doch das Minus wird wohl um die 75 000 Euro betragen. Weitere 19 445 Euro Defizit – ebenfalls noch vorläufig – sind für 2020 kalkuliert. Dabei verzeichnete der Verband 2016 noch ein Plus von 40 768 Euro sowie in den zwei Folgejahren von gut 25 000 und 21 000 Euro.

Die Gründe für die in beiden Verbänden derart drastisch abgestürzten Ergebnisse sind schnell benannt. Das zentrale Problem ist laut Thalfangs Ortsbürgermeister Burkhard Graul „die Masse an Holz“, die derzeit insbesondere wegen des allgemein starken Borkenkäferbefalls angeboten wird. Dadurch sind die Preise am Holzmarkt generell eingebrochen – also auch für gesundes Holz, das gar nicht vom Borkenkäfer befallen ist. Im Haardtwald hätten sie zwar auch mit Käferbefall zu tun, räumt Graul ein. Doch die Auswirkungen seien „nicht so gravierend“ wie andernorts.

Laut Thomas Vanck, Leiter des Forstamts Hochwald mit Sitz in Dhronecken, sind exakte Planungen, besonders für Fichtenbestände, kaum mehr möglich. Flachwurzelnde Fichten sind nicht nur in stürmischen Zeiten besonders windwurfgefährdet. In ihnen fühlt sich auch der Borkenkäfer wohl, was lange Trockenheitsphasen wie in diesem Frühjahr begünstigen. Um dem Käfer Einhalt zu gebieten, muss Baum für Baum angeschaut werden, wofür teils sogar ehemalige Mitarbeiter eingesetzt werden. Erschwerend hinzu kommt die schlechte Nachfrage infolge der Corona-Pandemie. Vanck erwartet daher für die Zukunft eher noch schlechtere Ergebnisse in der Forstwirtschaft.

Revierleiter Theo Anell macht zudem auf ein weiteres Problem aufmerksam. So dränge Rotwild mittlerweile auch in den Zwölfgemeindewald, wo es erhebliche Verbiss- und Schälschäden gebe. Hinzu kommen generelle Herausforderungen wie die des Forstverbands Thalfang mit teils schwer zugänglichen und entsprechend mühsam zu bewirtschaften Hangwaldflächen.

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