Ein riskanter Pferdetausch

Über eine Episode aus der den vom Zweiten Weltkrieg gezeichneten Tagen im Frühjahr 1945 berichtet unser Leser Horst Fetzer in der heutigen Folge unserer "Dorfgeschichte(n)".

Talling. (red) Die folgende Geschichte aus der unmittelbaren Nachkriegszeit erzählte mir Josef Dostert, der Sohn von Peter Dostert aus Talling. Peter Dostert betrieb die im Jahr 1918 gekaufte Gaststätte zusammen mit der damals üblichen Landwirtschaft.

Talling und die Mark Thalfang im Frühjahr 1945: Die Deutsche Wehrmacht hatte auf ihrer Flucht vor den amerikanischen und französischen Truppen allerlei Kriegsmaterial zurücklassen müssen. Als Kinder betrieben wir beispielsweise das nicht ungefährliche Spiel mit aufgefundener Munition, die wir im Holzfeuer zur Explosion brachten. Da die deutschen Truppen teilweise noch mit bespannter Artillerie ausgerüstet waren, wurden auf der Flucht viele Pferde freigelassen, die in den Wäldern des Hochwaldes herumirrten. Unter anderen gelang es auch Peter Dostert mit seinen Söhnen Josef und Werner, zwei Pferde einzufangen, von denen sich eines als wunderschöner Rapphengst entpuppte.

Doch die Freude an den Tieren war nur von kurzer Dauer. Es kam, wie es kommen musste: Durch das gut ausgebaute Bespitzelungsnetz der Franzosen wussten diese schon bald über die Transaktion Bescheid.

Eine Kommission erschien und erklärte die Tiere für beschlagnahmt. Schon am nächsten Tag sollten diese abgeholt und zum Bahnhof in Thalfang gebracht werden.

Am gleichen Nachmittag wollte es der Zufall, dass ein eher seltener Gast in Dosterts Dorfkneipe saß. Es war der Ölmüller Klassen aus Büdlicherbrück. Unter anderem kam man auch auf die Angelegenheit mit den Pferden zu sprechen. Der Müller sagte: "Ich habe zu Hause auch einen Rapphengst, welcher jedoch zu nichts zu gebrauchen ist. Es beißt und tritt nach allem, was sich nicht wehrt. Ich schlage dir einen Tausch vor und gebe dir noch eine Kanne Rapsöl obendrein." Ohne lang zu zögern, willigte Vater Dostert in den Handel ein und brachte noch am gleichen Abend sein Pferd ins Dhrontal hinunter, wo der Tausch umgehend vollzogen ward. Am anderen Tage wurden die Pferde abgeholt und die Freude, den Franzosen wieder mal ein Schnippchen geschlagen zu haben, war groß.

Doch wie sagt das Sprichwort: "Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen." Der Bruder von Peter Dostert aus Hermeskeil kannte den französischen Kommandanten persönlich und kam mit ihm ins Gespräch: "Glauben Sie bloß nicht, dass mir die Sache mit Ihrem Bruder entgangen ist; aber ich werde Gnade vor Recht ergehen lassen. Auch wir haben den Deutschen schon so manches Schnippchen geschlagen, und solche cleveren Leute werden in Zukunft noch sehr gebraucht." So blieb den Dosterts eine Anklage wegen Sabotage erspart.

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