Eine Arbeit für den Frieden

"Friede" steht auf dem Bundeswehrparka eines der zehn Reservisten, die vergangene Woche in der Himmeroder Kriegsgräberstätte ehrenamtlich gearbeitet haben. 598 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges haben im Wald bei Himmerod ihre letzte Ruhestätte gefunden.

 Arbeits- und Friedenscamp einer Reservistengruppe aus vier Bundesländern in der Kriegsgräberstätte Himmerod mit ihrem Leiter Kurt Möllstätter (Zweiter von links), ADD-Mitarbeiter Raimund Schneider (Mitte), Bruder Niklaus, Himmerod (Sechster von rechts) und VDK-Geschäftsführer Günter Jakobs (rechts). TV-Foto: Erich Gerten

Arbeits- und Friedenscamp einer Reservistengruppe aus vier Bundesländern in der Kriegsgräberstätte Himmerod mit ihrem Leiter Kurt Möllstätter (Zweiter von links), ADD-Mitarbeiter Raimund Schneider (Mitte), Bruder Niklaus, Himmerod (Sechster von rechts) und VDK-Geschäftsführer Günter Jakobs (rechts). TV-Foto: Erich Gerten

Großlittgen. Der Träger des Parkas mit dem Schriftzug "Friede" ist Heinz Friede, kommt aus Mainz und hat eine Woche lang zusammen mit Reservisten aus vier Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen und Hessen) Sanierungsarbeiten ausgeführt. Die Reinigung und Imprägnierung der Sandsteinmauer sowie der Grabkreuzgruppen war angesagt. Zudem wird der 32 Meter lange Gehweg aus Sandsteinplatten erneuert, weil er zu rutschig geworden war.

Jede Platte ein halber Zentner schwer



"Wir haben die einen Meter langen und 25 Zentimeter breiten Sandstein-Wacken rausgeschlagen, gesäubert und einen Teil davon als Randsteine rund um den Ehrenfriedhof wiederverwertet", erläutert Reservist Rudi Reinhard aus Flonheim bei Alzey. "Und jede der Platten war bestimmt einen halben Zentner schwer". Der Weg erhält demnächst durch eine Fachfirma eine strapazierfähige wassergebundene Wegedecke. Bruder Niklaus, im Kloster zuständig für die Kriegsgräberstätte, sowie der Hausmeister des Klosters, Udo Kremer, sind voll des Lobes über die Arbeit der Reservisten. Für Verpflegung und Unterbringung sorgte das Kloster Himmerod als Träger der Kriegsgräberstätte. Die Motivation der teils im Berufsleben stehenden Reservisten, die sich eigens Urlaub genommen hatten, aber auch der Pensionäre, fasst Heinz Friede zusammen: "Wir haben Gott sei Dank keinen Krieg mehr seit 1945. Hier liegen ehemalige Soldaten begraben, unsere Kameraden. Wer soll die Gräber sonst pflegen, wenn nicht wir?" Manfred Hoyer aus Mayen gibt eine persönliche Motivation an: "Aus meiner Familie sind alle unversehrt aus dem Zweiten Weltkrieg nach Hause gekommen. Deshalb mache ich hier mit." Raimund Schneider von der ADD Trier, mitverantwortlich für die Betreuung der Kriegsgräber in Rheinland-Pfalz, erläutert, dass nach dem deutschen Gräbergesetz alle Kriegsgräber dauerhaft zu erhalten sind. Durch die ehrenamtliche Arbeit der Reservisten werde dies kostengünstig möglich. "Solche Bausteine der Friedensarbeit werden immer wichtiger, weil die Kriege nicht vor Europa halt machen."

Soldatenfriedhöfe sollen auch Erinnerung daran sein, dass Kriege nicht wiederkommen. Schneider ergänzt: "Die Säule Friedensarbeit klingt nicht sensationell und spektakulär, ist aber elementar und essentiell überaus wichtig." Das Kloster erhält jedes Jahr eine Pflegepauschale von der ADD, um das dauernde Ruherecht zu gewährleisten. Mit im Boot bei der Planung der Arbeiten war Günter Jakobs aus Trier, Bezirksgeschäftsführer des VDK (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge). Extra Kriegsgräberstätte Himmerod: Im Kloster Himmerod war während des Zweiten Weltkrieges ein Feldlazarett eingerichtet worden. Die dort verstorbenen 198 Soldaten wurden von den Mönchen in einem Waldstück im rückwärtigen Klosterbereich nahe der Kirche beerdigt. 1953 bis 1958 erweiterte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Grablagen zu einem Soldatenfriedhof. 400 gefallene deutsche Soldaten, die auf Gemeindefriedhöfen in 43 Orten der Region beigesetzt worden waren, wurden nach Himmerod umgebettet. Ihre Gräber sind durch eine Steinplatte namentlich gekennzeichnet. Eine Gedächtniskapelle mit einem geschlossenen Betraum und einer zu den Gräberfeldern hin offenen, überdachten Ehrenhalle wurde errichtet. (ger)

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