Finanzwirtschaft

Zu unseren Berichten über die Schließungspläne der Sparkasse (der TV berichtete mehrfach) schreibt dieser Leser:

Den Ärger und die Aufregung der Kunden der Sparkasse kann ich gut nachvollziehen und verstehen. Vielleicht ist das Kreditinstitut mit der Schließung von Zweigstellen und dem Abbau von Geldautomaten etwas über das Ziel hinausgeschossen. Allerdings ist zu bedenken, dass die Sparkasse selbst Opfer einer von der Europäischen Zentralbank (EZB) betriebenen irrsinnigen Liquiditäts- und Negativzinspolitik geworden ist. Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB führen dazu, dass in erster Linie die Filialkreditinstitute wie Sparkassen und Volksbanken ihrer wichtigsten Ertragsquelle, dem Zinsgewinn aus Einlagen- und Kreditgeschäft, beraubt werden. Mal abgesehen davon, dass der Zins als Preis für das Gut Kapital seine wichtige Lenkungsfunktion verliert, die verhindern soll, dass es zu Kapitalfehlleitungen in großem Ausmaß und damit zu Preisblasen - unter anderem am Immobilien- und Aktienmarkt - kommt, wird durch diese Politik der sogenannte "Kleine Mann" betrogen und bestohlen. Er wird um Zins- und Zinseszins für sein mühsam erarbeitetes Spargeld bezeihungsweise die Altersvorsorge geprellt. Darüber hinaus stiehlt ihm die offensichtlich anziehende Inflationsrate direkt einen Teil seines Sparguthabens, indem es an Kaufkraft verliert. Dies ist äußerst unsozial und ungerecht. Bleibt die Frage, zu wessen Nutzen die "unabhängige" EZB eine solche extreme Geldpolitik betreibt. Hier dürften sicherlich die Vorteile historisch niedriger Zinsen für die überschuldeten südlichen Mitgliedsstaaten der Währungsunion (eine solche hat in der Geschichte noch nie langfristig überlebt) im Vordergrund stehen, denen harte Spar- und Reformmaßnahmen zur Ordnung ihrer Staatsfinanzen erst einmal erspart bleiben. Insofern wäre es sinnvoll, Protestschreiben an die Sparkasse auch gleichzeitig an die Europäische Zentralbank in Frankfurt zu richten, die hemmungslos eine rigorose Klientelpolitik zulasten noch einigermaßen solide wirtschaftender Menschen und Staaten betreibt. Ehemalige verstorbene Bundesbankpräsidenten drehen sich sicherlich im Grabe um. Heinrich Reis, Wittlich

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