Großer Sturm im Wichtelland

ALTRICH. Tabaluga, Pipi Langstrumpf, Pinocchio und das letzte Einhorn: Manuela Mertes hat ihre Vorliebe für Figuren aus der Märchenwelt ins Erwachsenalter hinübergerettet. Nun hat sie selbst die ersten Kindergeschichten geschrieben.

Dass sie Märchengeschichten gerne mochte und sich von Zeit zu Zeit in diese Phantasiewelt zurückzog, das sei schon am Kind Manuela bemerkbar gewesen, erinnert sich ihre Mutter. Dass sie einmal selber schreiben würde allerdings nicht. Kein Tagebuch, kein exzessives Briefeschreiben kündigte dieses Talent an. Das tauchte zum ersten Mal vor einigen Jahren auf, als sie für ihre Schlager singende Mutter den ersten Text schrieb: Es ging um Liebe, was sonst, und alles war sehr romantisch. Im Erziehungsurlaub, als sie endlich etwas Zeit für sich hatte, spürte sie dann selbst die Lust an selbst verfassten Geschichten und Gedichten. Heute schreibt man sich keine Briefe mehr, heute mailt man sich. Auch Manuela Mertes, inzwischen allein erziehende Mutter von Marcel, hält per Mail Kontakt zu Freunden, berichtet ihnen regelmäßig via Computer von Ereignissen aus ihrem Alltag. Manchmal verpackt sie diese Informationen als poetisch überarbeitete Geschichten, ließ etwa einmal einen Polizisten, bei dem sie in die Radarfalle geriet, als "bösen Polizeignom" wieder auftauchen. Das kam immer gut an, sagt sie. Mertes, die ihren Lebensunterhalt als Regierungsangestellte in einem Sekretariat der Trierer Uni verdient, erzählt: "Viele ermunterten mich: Schreib doch mal ein Buch, du kannst das!" Das tut sie jetzt in ihren Geschichten vom Wichtel Marcel. Kein Zufall der Name: Auch der Sohn heißt so, und er ist, wie er, ein bisschen peinlich berührt, verrät, doch ziemlich stolz darauf. Hund Waldi und Katze Schnurri leben bei Wichtel Marcel im Orchideental. "Aber wir keinen gar keinen Hund", sagt "der richtige" Marcel, "und unsere Katze heißt auch nicht Schnurri." Soviel künstlerische Freiheit muss sein, das ist klar. Hund und Katze im Orchideental sind außergewöhnlich intelligent, verstehen die Wichtelsprache und frühstücken schön brav neben Wichtel Marcel. Nur einmal, als der große Sturm aufzieht und die ganze Gegend verdunkelt, bekommen sie Angst wie richtige Kinder. Der Wichtel stellt Kerzen auf, lenkt sie, wie einst die Wichtelmama ihn, mit freundlichen Märchengeschichten ab, und bald ist alles vorüber. Noch ein bisschen in den Garten gegangen, die Sturmschäden beseitigt, und schon ist die Idylle wieder hergestellt. Dies war nur eine Geschichte vom Wichtel Marcel. Ein halbes Dutzend hat Manuela Mertes schon geschrieben, und es werden kontinuierlich mehr. "Ideen habe ich genug." Ja, sie würde sie gerne als Buch herausbringen, vielleicht sogar bebildert. Die Mutter kann gut malen, verraten die beiden musisch veranlagten Frauen. Wer weiß, vielleicht wird ja mal Wirklichkeit aus diesem Traum...

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