Im Wein liegt nicht nur Wahrheit

Durch den Genuss von "Berncasteler Doctor" ist, so die Legende, sogar Kurfürst Boemund II. gesundet. Einige Jahrhunderte später sollen die Produkte der Rebe verstärkt der Gesundheit dienen.

 Eine wohltuende Massage und dazu ein Glas Sekt oder Wein: So könnte sich der Gesundheitstourismus in Bernkastel-Kues darstellen. Foto: i-stock

Eine wohltuende Massage und dazu ein Glas Sekt oder Wein: So könnte sich der Gesundheitstourismus in Bernkastel-Kues darstellen. Foto: i-stock

 Der „Berncasteler Doctor“ (in Person von Jürgen Kettern) steht für die Anfänge von Wein und Gesundheit. Foto: privat

Der „Berncasteler Doctor“ (in Person von Jürgen Kettern) steht für die Anfänge von Wein und Gesundheit. Foto: privat

Bernkastel-Kues. "In vino veritas" — "Im Wein liegt Wahrheit". In Bernkastel-Kues und dem Umland soll in Zukunft ein anderer Begriff Schule machen: In vino sanitas — Im Wein ist Gesundheit. Unter diesem Motto möchte sich die Stadt Bernkastel-Kues im Bereich des Gesundheitstourismus neu positionieren.

Leitgedanke für das Konzept "Vino Sanitas" ist die positive gesundheitliche Wirkung, die aus der Rebe gewonnenen Produkten attestiert wird. Dazu gehören zum Beispiel Traubenkernöl (für Massagen) und Traubenkernmehl (Packungen). Gemahlener Schiefer käme als Fango-Ersatz infrage. Auch das Bad im Weinfass sowie Riesling-Peeling könnten eine Zukunft haben.

Ein weiterer Schwerpunkt sind die Forschung und der Wissenstransfer. Auch hier sollen vom Herzen der Mittelmosel in Zukunft Impulse ausgehen.

In den vergangenen Monaten ist ein Ideenpapier entstanden, an dem etwa 30 Personen aus verschiedenen Bereichen (Touristik, Politik, Sport, Reha, Medizin, Hotellerie, Werbung etc.) mitgewirkt haben. Mit dem Papier beteiligt sich die Stadt an einem Ideenwettbewerb, den das Land für die Kurorte und Heilbäder initiiert hat. Da das Kueser Plateau mit seinen fünf Reha-Kliniken das Prädikat "Heilklimatischer Kurort" besitzt, ist auch Bernkastel-Kues dabei.

19 von 21 möglichen Kandidaten im Land beteiligen sich an dem Wettbewerb. Ende Juni will das Land die fünf besten Ideen bekannt geben. Der Lohn: Für dann anstehende Projekte wird eine Landesförderung von 80 Prozent in Aussicht gestellt. Selbst wenn die Stadt nicht zu den Auserwählten gehören sollte, will sie sich verstärkt dem Gesundheitstourismus zuwenden. "Dann werden wir versuchen, an andere Fördermittel zu kommen", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port, der auch mit zusätzlichen Arbeitsplätzen rechnet.

Die Region sei durch Klima, Lage und Landschaft prädestiniert für diese Art von Urlaub, betonen Port, Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, und Jörg Lautwein, Leiter des Mosel-Gäste-Zentrums. Bernkastel-Kues habe das Zeug dazu, das "Flaggschiff im Gesundheitstourismus" zu werden.

"Eine hervorragende Idee", lobt Karl Otto Büllesbach (Median Reha-Zentrum). Es gehörten aber auch Mut und einiges an Geld dazu. Die Arbeit beginne dann, wenn aus den Ideen ein Konzept mit Prioritäten erstellt werden müsse. Auch Stefan Krebs (Hotel- und Gaststättenverband) ist optimistisch. Er hofft, dass mit einer neuen Gästegruppe die schwächeren Monate belebt werden können. "Es gäbe dann keine Nebensaison mehr", sagt er.

Meinung

Die Arbeit geht erst richtig los

Bernkastel-Kues — Stadt der Rebe und des Weines: Ein schöner Anspruch, der aber zu wenig der Wirklichkeit entspricht, obwohl die Stadt inmitten von Weinbergen liegt und Betriebe von Weltruf beherbergt. Die Wein-Wellness-Schiene bietet sich als weiteres Standbein an. Wo könnten Produkte aus der Rebe und der gut betuchte und gesundheitsbewusste Gast eine bessere Verbindung eingehen als an der Mosel? Doch langsam! Erst werden die Hausaufgaben bewertet. Die eigentliche Arbeit beginnt, wenn die Stadt ins Förderprogramm des Landes kommt. Dann wird eine Auslese getroffen. Nicht jeder Bewerber wird zum Zug kommen. Erst da wird sich zeigen, ob die propagierte Einheit den Namen verdient. c.beckmann@volksfreund.de

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