Neues Wohnhaus statt alter Scheune

Das neue Ortskernsanierungsgebiet Thalfang ist gerade drei Monate alt, und schon tut sich etwas im alten Ortskern. Eine der Problemzonen - eine baufällige Scheune - wird beseitigt. Auf der Fläche baut der Bäscher Architekt Roland Oettel ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen.

Thalfang. Neben dem Elektro-Geschäft von Andreas Vochtel wird eine alte Scheune abgerissen. Trotz des Baulärms ist er froh, dass mitten im alten Ortskern endlich etwas passiert. Denn die Scheune steht seit einigen Jahren leer und ist baufällig. Der Platz an der Einmündung der Koblenzer Straße in die Hauptstraße ist schon länger ein "Sorgenkind im Ort", sagt Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang. Im Zusammenhang mit der Ortskernsanierung in Thalfang war ursprünglich daran gedacht, nach dem Erwerb des baufälligen Gebäudes in zentraler Lage Parkplätze anzulegen.

Stattdessen fand sich ein privater Investor, der ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus bauen will. Der Architekt und Investor Roland Oettel plant sechs Wohneinheiten, vom Appartement mit 46 Quadratmetern bis zur Wohnung mit 86 Quadratmetern, mit einer Gesamtwohnfläche von 435 Quadratmetern. Im Untergeschoss sind auf einer Grundfläche von 315 Quadratmeter fünf Autostellplätze vorgesehen. Oettel wohnt in Bäsch, betreibt in Thalfang eine Bauträgergesellschaft und in Hermeskeil ein Architekturbüro.

Thalfangs Wirtschaftsförderer Josef Adams sieht bei der neuen Planung gleich mehrere Vorteile: Innerörtlicher Wohnraum entsteht. Das Investitionsvolumen sei deutlich höher als bei der Schaffung von öffentlichem Parkraum. Und: "Es entstehen keine Folgekosten für die Ortsgemeinde." Nach Werner Kiefer von der Thalfanger WK Gruppe, der den Gebäudekomplex "Kehrein" sanieren will, ist Oettel der zweite Investor im Sanierungsgebiet (siehe Grafik).

Die Baugenehmigung liegt bereits vor. Im Juni nächsten Jahres soll das Objekt bezugsfertig sein. Oettel investiert nach eigener Aussage gern im alten Ortskern, zumal seiner Mutter Helga das ehemalige Sparkassengebäude unterhalb der Scheune gehört.

Das Gebäude ist barrierefrei und wird mit einer Wärmepumpe beheizt. Adams: "Das passt in einen Luftkurort."

Bürgermeister Dellwo hofft, dass von dem Projekt eine Signalwirkung ausgeht. Denn auch wenn Thalfang auf den ersten Blick recht propper aussieht, erkennt man vor allem im alten Ortskern Schwachstellen. Entlang der Hauptstraße stehen zahlreiche Gaststätten und Läden leer. "Wir müssen was tun, damit der Ort lebenswert bleibt, auch für die jungen Leute", unterstreicht der Investor. Aus dem Grund hatte die Ortsgemeinde Thalfang ein 4,9 Hektar großes Gebiet im Ortskern zum förmlichen Sanierungsgebiet gemacht, um die städtebauliche Entwicklung zu fördern. Im April trat die Satzung in Kraft. Das Bauvorhaben ist das erste, das nach dem förmlichen Satzungsbeschluss des Ortsgemeinderats in Angriff genommen wird.

Oettel bekommt einen Zuschuss von 250 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche aus Mainz über den Fördertopf "Wohnen im Zentrum", den er an die künftigen Käufer weitergeben will. Mittel aus dem Dorferneuerungsprogramm gibt es nach Oettels Aussage allerdings nicht.

Meinung

Etappenziel erreicht

Seit Jahren stehen im Thalfanger Ortskern eine ganze Reihe von Häusern leer, deren Bausubstanz immer schlechter wird. Die Scheune in der Hauptstraße ist eines der besten beziehungsweise schlechtesten Beispiele dafür. Um so erfreulicher ist es, dass mit dem von Roland Oettel geplanten Mehrfamilienhaus dort eine städtebauliche Verbesserung in Sicht ist. Übrigens ebenso wie beim oberhalb gelegenen Gebäudekomplex Kehrein, wo mit dem Thalfanger Werner Kiefer ebenfalls ein einheimischer Investor gefunden wurde. Ein Etappenziel der Kommunalpolitiker, den alten Ortskern aufzuwerten, ist damit schon erreicht. Es bleibt zu hoffen, dass jetzt möglichst viele, auch private Immobilienbesitzer, nachziehen. i.rosenschild@volksfreund.de

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