Säubrennerkirmes: Wittlich feiert im großen Stil

Wittlich · Friedlich und fröhlich feiern: Das war am Wochenende das Motto für Zig-Tausende bei der Wittlicher Säubrennerkirmes. Zum Auftakt mit Festschauspiel, Umzug und erster Saubratenausgabe war die Stadt gut besucht.

Säubrennerkirmes: Wittlich feiert im großen Stil
Foto: Klaus Kimmling

Ob es bis Kirmesende wieder über 100 000 Besucher werden? Niemand weiß ganz genau, wie viele Menschen alljährlich nach Wittlich strömen, um sich zu amüsieren. Klar wird am Montagabend allerdings sein, ob der Saubratenrekord von 123 Schweinen zu knacken ist. Nach der ersten Saubratenausgabe am Samstagnachmittag gingen die silbernen Bons für die Kirmes spezialität laut den Verkäufern im Alten Rathaus jedenfalls weg wie "warme Semmeln". Wer am Wochenende unterwegs war, konnte Folgendes erleben:

Festschauspiel: 3000 Zuschauer sahen im Stadtpark die kuriose Geschichte, wie die Säubrenner zu ihrem Namen kamen. Nicht geplant war der Versuch von fünf Tierschützern, zum Schauspielstart ein Transparent auf der Bühne zu entfalten. Sie wurden ausgebuht. Wittlichs erster Beigeordneter Albert Klein blieb gelassen: "Die Leute, die unseren Kirmesspaß verderben möchten, darf ich bitten, die Bühne zu verlassen." Auch ein weiterer Protestversuch am Markt bei der offiziellen Kirmeseröffnung durch Bürgermeister Joachim Rodenkirch scheiterte. Die herbeigerufene Polizei musste nicht eingreifen. Bei der Demonstration der Tierschützer am Samstag mit etwa 70 Teilnehmern gab es keine Vorkommnisse. Weitaus mehr Teilnehmer hatte das Festschauspiel, für das es viel Applaus gab. Besonders für die lokalen Spitzen gegen Rathausneubau, Abriss in der Neustraße aber auch die "Bernkasteler", die Wittlicher nur mit "zwei Korn im Magen ertragen" können.

Böllerschützen: Ohne die zehn Männer aus Neuerburg, die es krachen lassen, kein Kirmesbeginn. Einzelschuss, Schnellschuss, Doppelschuss, Gruppensalve, Salve ließ Schießmeister Dietmar Eltges abfeuern. Dann folgte mit Kawumm ein Kanonendonner. Das Publikum jubelte.

Festumzug: Viele Schaulustige gab es trotz Hitze beim farbenprächtigen Festumzug. Für Amüsement sorgte die Kehrmaschine, die mit zwei Mann im Fahrerhäuschen extra den Pferden des Reitvereins folgte, um deren Äpfel vom Pflaster zu entfernen. Der höchste Aussichtspunkt im Zug war der Ürziger Weinkönigin im prächtigen Festwagen gegönnt, dahinter gingen die Wittlicher Winzer zu Fuß.

Schönheiten: Wittlich selbst hat keine, aber zur Säubrennerkirmes kamen 35: Regionale Weinköniginnen mit ihren Prinzessinnen waren Überraschungsgäste im Festumzug. Rainer Mußweiler von den Fünfzigjährigen hat sie eingeladen. Von Oberfell über Veldenz bis Briedel "sind keine Weinköniginnen in ihren Orten. Die sind alle bei uns", verkündete Stadtschreiber Detlef Boor stolz.

Fünfzigjährige: Eine weltweit einzigartige Tradition: Alle Fünfzigjährigen, die in Wittlich eingeschult wurden, treffen sich zur Kirmes. 60 waren es am Samstag. Die längste Anreise: Argentinien - Wittlich. Das Motto 2010: "60, 50, 10 - waat sain mia grailisch scheen". Dazu schallte es aus dem Publikum zurück: "Null, null, sieben - Jung geblieben!" Denn an den Treppen von St. Markus warten Ex-Fünfzigjährige auf die neuen. Und die aus dem Vorjahr lassen sich einen besondern Empfang einfallen: Dieses Jahr war es von den 2009ern ein Spalier aus Sonnenblumen.

Blumengruß: Das Sträußchen für den Stadtheiligen Rochus im Rathausgiebel brachte ebenfalls ein Fünfzigjähriger. Der schwindelfreie Mann mit dem goldenen Helm, der bei strahlend blauem Himmel über die Feuerwehrleiter zum Rochus kletterte, ist Manfred Freudenreich, 28 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich, deren historischer Trupp die spektakuläre Aktion stets zuverlässig vorbereitet.

Schweinekutsche: Eine Premiere gab es beim Einholen der ersten Säue im Festumzug. Dreispännig fuhr die traditionelle Kutsche. Eine Ausnahme, die sich Kutscher Matthias Berg aus Orenhofen gestattete, denn er fuhr am Samstag zum 25. Mal mit den beiden ersten Schweinen durch die Stadt. Pedro, Max und Halva heißen die drei Pferdchen, die die erste Lieferung sicher zum Saubratenstand brachten.

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