Starke Frauen - schwache Frauen

Das Nahestädtchen Idar-Oberstein hat mehr zu bieten als Edelsteine, Felsenkirche, einen unterirdischen Fluss oder den Schauspieler Bruce Willis. Nämlich: das 2003 gegründete Ensemble "Frauenmantel", das mit "Starke Frauen" in der Morbacher Gärtnerei Berg auftrat .

 Das aussagekräftige Knef-Chanson ,,Für mich soll´'s rote Rosen regnen“ kündigte das Ende des ersten Teil von ,,Starke Frauen“ an. TV-Foto: Hans-Josef Loch

Das aussagekräftige Knef-Chanson ,,Für mich soll´'s rote Rosen regnen“ kündigte das Ende des ersten Teil von ,,Starke Frauen“ an. TV-Foto: Hans-Josef Loch

Morbach. (jolo) Es war der besondere Wunsch von Projektleiterin und Regisseurin Kathy Becker, inmitten von Pflanzen zu spielen. Das weckte die Spielfreude der Darstellerinnen - trotz ernster Themen -, die ihre jeweilige ,,Starke Frau" selbst ausgesucht und sich über Monate hinweg intensiv mit ihr beschäftigt haben. Acht Leben. Ein Zeitraum von sechs Jahrhunderten. Wie können diese Frauen, die aus den unterschiedlichsten Welten kommen, einander begegnen? Was verbindet sie über die Zeiten und Räume hinweg? Und was können diese ,,Starken Frauen" uns heute bedeuten? Viel. Beispielsweise Ingrid Bergman, glänzend in Szene gesetzt von Christa Grazdanow. Die große schwedische Schauspielerin lehnte viele Rollen ab, weil sie sie nicht auf Anhieb verstand: ,,Ich muss die Rolle und den Charakter total begreifen; es muss etwas in mir sein, das auch diese Figur hat, dann fühle ich es sofort." Romy Schneider, die im selben Jahr wie Bergman nur 43-jährig starb, wurde von Diana Seifert mit Sinnlichkeit und Sensibilität verkörpert. Am effektvollsten waren die Dialoge dieses faszinierenden Theater-Experimentes, das Kathy Becker gemeinsam mit den Darstellerinnen fantasievoll und bewegend entwickelt hat aus Improvisationen und authentischen Texten. So auch das Zwiegespräch zwischen Johanna von Orleans und Pfarrerstochter Gudrun Ensslin, aus der Doris Müller weniger bekannte Facetten herauslas. Es waren allesamt starke Frauen, die starke Frauen verkörperten, allerdings auch ihre Schwächen offenlegten. In weiteren Rollen zu erleben waren Sylvia Roth als Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die liebenswürdige und doch nachdenklich machende 73-jährige Margarete Becker als Luthers Frau Katharina von Bora und die Naturwissenschaftlerin Lise Meitner, prägnant gespielt von Julia Besand. Auch Rosemarie Nitribitt war unter den starken Frauen: Ihre Darstellerin Sylvie Doll sieht sie mit den anderen auf einer Stufe: ,,Sie schaffte es in einer Gesellschaft, in der die Frau nur als Beiwerk des Mannes galt, sich selbst zu behaupten." Mehr Infos unter E-Mail info@schau-spiel-kunst.de.

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