Suche nach neuer Heimat geht weiter

Neumagen-Dhron · Fusioniert die VG Neumagen-Dhron als Einheit mit einer anderen Kommune, oder kommt es zur Teilung? Auch nach der Bürgerversammlung in der Ortsgemeinde Neumagen-Dhron steht diese Frage weiter im Raum.

300 Stühle stehen im Römerkastell in Neumagen-Dhron. Sie reichen an diesem Abend nicht. Etwa 350 Bürger drängen in den Saal. Sie wollen bei der dritten Versammlung dabei sein, in der es um die Möglichkeiten einer freiwilligen Fusion der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron mit einer benachbarten Kommune geht. Wobei längst klar ist: Es ist möglich, dass die VG nicht als Einheit fusioniert, sondern es zu einer Teilung kommt.

Niemand will eine Auflösung der VG. Als Günther Möhlig, einer der Zuhörer, Andersdenkende auffordert sich zu erheben, bleiben alle sitzen. Doch gleichzeitig ist Realismus zu spüren. "Wenn ich noch das kleinste Licht am Ende des Tunnels sehen würde, würden wir heute Abend anfangen zu kämpfen", sagt Ortsbürgermeister Willi Herres.

Der Ablauf im Hauptort der Kommune gleicht dem bei den Versammlungen in Trittenheim und Minheim. Bürgermeisterin Christiane Horsch erläutert, warum sich die VG Gedanken über eine freiwillige Fusion macht. Hubert Stubenrauch, Kommunalexperte im Mainzer Innenministerium, gibt die Sichtweise des Landes wider, das per Gesetz eine Gebiets- und Kommunalreform in die Wege leiten will, um Kosten zu sparen. Ulf Hangert (Bernkastel-Kues), Hans Dieter Dellwo (Thalfang) und Berthold Biwer (Schweich), die Bürgermeister von drei der vier angrenzenden Verbandsgemeinden, stellen ihre Kommunen vor. Kollege Christoph Holkenbrink (Wittlich-Land) fehlt wie schon in Trittenheim und Minheim. Er will sich, so Christiane Horsch, erst mit dem Thema beschäftigen, wenn ein entsprechender Beschluss des Verbandsgemeinderates Neumagen-Dhron vorliegt.

Seine Kollegen treten als eifrige Werber um die mögliche Braut an. Ulf Hangert hat dies bei allen Veranstaltungen schon mit dem Argument getan, dass im Bereich von Weinbau und Tourismus ein "Kraftzentrum" entstehen könnte. Berthold Biwer erinnert wie in Trittenheim an die vielen Verbindungen zwischen beiden Kommunen. Er betont aber erneut, dass derzeit nicht davon auszugehen ist, dass die VG als Einheit nach Schweich und damit in einen anderen Kreis wechseln kann.

"Bei uns werden zwar in erster Linie Milch und Mineralwasser verkauft. Ich denke, dass wir aber auch Wein verkaufen können", sagt Dellwo und macht ein Angebot für eine Verbandsgemeinde Mosel-Hunsrück. Für Heiterkeit sorgt Dellwo, als er sagt, die Bürgermeisterin könne in einer solchen Kommune einige Tage in Thalfang und einige Tage in Neumagen-Dhron residieren. Ist Christiane Horsch bei dieser Verbindung also schon der Chef-Posten sicher? Dellwo klärt auf: "Ich bin dann nicht mehr da", sagt er.

Die Entscheidung, ob die VG mit einer anderen Kommune oder auch mit mehreren Verhandlungen aufnimmt, trifft der VG-Rat. "Was passiert, wenn dieses Votum einigen Gemeinden nicht passt?", fragt Zuhörer Edwin Kohl. "Dann ist auch ein Bürgerentscheid möglich", antwortet Hubert Stubenrauch. "Wir haben mehr zu verlieren als die anderen Orte, denn wir sind Unterzentrum", sagt Uli Sander. An diesem Status werde nicht gerüttelt, antwortet Hubert Stubenrauch. Billig dürfe die VG nicht zu haben sein, sagt Winzer Reinhard Philipps. "Wir müssen uns so teuer wie möglich verkaufen", fordert er.

Meinung

Eine spannende Zeit bricht an

Nach drei von vier Bürgerversammlungen tun sich eher mehr Fragen auf als weniger. Welches Ergebnis wird die Ende des Monats beginnende schriftliche Befragung der Bürger der VG Neumagen-Dhron bringen? Wie viele der etwa 5100 Berechtigten werden sich überhaupt daran beteiligen? Und wird dieses Ergebnis auf die alles entscheidende Abstimmung im VG-Rat Auswirkungen haben? Und was geschieht, wenn sich die große Mehrheit der Bürger gegen eine Fusion ausspricht? Ist dann alles bisher Geschehene nur noch Makulatur? Eines ist sicher: Die nächsten Wochen werden spannend. Eines steht aber fest, es sei denn, mehrere Wunder treffen gleichzeitig zusammen. Es geht nur noch darum, ob die VG freiwillig fusioniert oder zwangsverheiratet wird. c.beckmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort