Tiefes Loch ist der Einstieg zur Nahwärme

Mehrere Schulen, Sporthallen und das Schwimmbad werden in Zukunft in Bernkastel-Kues von einem Standort mit Wärme versorgt. Holz ersetzt Öl und Gas. Der Kohlendioxidausstoß wird dadurch erheblich vermindert.

Bernkastel-Kues. Manche Schüler des Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums in Bernkastel-Kues haben eine neue Pausenbeschäftigung. Sie schauen in ein riesiges Loch, das sich auf dem Schulhof auftut. Was die Arbeiter in der bis zu sieben Meter tiefen Baugrube tun, hat Auswirkungen auf die Umwelt. Denn es entsteht eine Biomasseanlage, in der in Zukunft circa 3100 Kubikmeter Holzhackschnitzel pro Jahr verbrannt werden.

Mensa wird gebaut



Die dabei entstehende Wärme kommt nicht nur den 1100 Schülern und den Lehrern des Gymnasiums zugute. Das gesamte Schul- und Sportzentrum profitiert davon: die Realschule plus (764 Schüler), die Berufsbildende Schule (1200), die Burg-Landshut-Schule (120), das Hallen- und Freibad, die Großsporthalle und die Sporthalle des Gymnasiums.

Geplant sind zudem der Bau einer Mensa und einer weiteren Sporthalle. Auch für sie werden die Voraussetzungen für einen Anschluss an das Nahwärmenetz geschaffen.

Der Großteil der bestehenden Gebäude wird derzeit mit Gas geheizt - bis auf die große Sporthalle (Öl) und das Hauptschulgebäude (Elektro), das jetzt Teil der Realschule plus ist. Die Sporthalle wird in Zukunft auch mit Holz geheizt. Bei der Schule bleibt alles, wie es ist. Eine Umrüstung nur dieses Traktes würde mehr als zwei Millionen Euro kosten. "Das rechnet sich nicht. Es würde viel mehr kosten, als wir hinterher einsparen", sagt Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues.

Zum Vergleich: Das gesamte Projekt ist mit 2,65 Millionen Euro veranschlagt. Etwa eine Million Euro fließt als Zuschuss aus dem Konjunkturpaket II. Um in den Genuss dieses Geldes zu kommen, müssen die Arbeiten auch 2011 beendet sein. Die übrig bleibenden 1,65 Millionen Euro werden auf einen Zeitraum von 15 Jahren verteilt und von Kreis und VG aufgebracht.

Der Kreis ist Träger von Gymnasium, Berufsbildender Schule und Burg-Landshut-Schule. Die VG hat bei der Großsporthalle sowie beim Hallen- und Freibad das Sagen. Gemeinsame Träger sind Kreis und VG bei der Realschule plus. Heiner Nilles, Büroleiter der VG, rechnet mit einer Kostenverteilung von 53 (Kreis) zu 47 (VG).

Die Zauberworte des Vorhabens heißen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Die Öl- und Gasvorkommen gehen irgendwann zu Ende und werden immer teurer. Holz wächst quasi vor der Haustür, und es wächst vor allem nach. "Durch die Verbrennung von Holzhackschnitzeln wird der Kohlendioxidausstoß im Schul- und Sportzentrum um circa 78 Prozent reduziert", rechnet Elmar Koller (Ingenieurbüro Koller, Salmtal) vor. Pro Jahr entspreche das einer Einsparung von 640 Tonnen Kohlendioxid.

Ganz ohne Abgase geht es natürlich nicht. Sie werden nach Auskunft von Elmar Koller zuerst über einen Entstauber am Heizkessel und dann über einen speziellen Filter gereinigt. Über zwei schmale, aber etwa 18 Meter hohe Schornsteine gelangen sie ins Freie. Dabei werde auf größtmögliche Sauberkeit geachtet. Gutachten hätten bestätigt, dass nur 20 Prozent des zulässigen Emissionsgrenzwertes erreicht werden, betont Koller. "Das ist uns ganz wichtig, und ist deshalb besonders untersucht worden", sagt Ulf Hangert.

volksfreund.de/video

EXTRA

SO GEHT'S



Die Baugrube auf dem Schulhof des Gymnasiums nimmt die Heizzentrale auf: zwei mit Holzhackschnitzeln zu befeuernde Kessel (Gesamtleistung 1480 Kilowatt) und einen Gaskessel (2000 Kilowatt), der sich je nach Temperatur automatisch dazuschaltet. Das erzeugte heiße Wasser findet durch ein 1560 Meter langes Leitungsnetz den Weg zu den Gebäuden. Die Kessel verschwinden komplett in der Erde. Sichtbar sind dort nur zwei Deckel, durch die der Nachschub für die Kessel geliefert wird. Der jetzt aufgerissene Teil des Schulhofes kann wieder weitgehend benutzt werden. Etwas an Größe verliert er aufgrund des Baus der Heizzentrale und der Schornsteine. Nach Auskunft von Rektor Alfred Schmitt ist aber der Neubau eines zusätzlichen Schulhofes geplant. cb

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