Weisgerber verzichtet auf Beigeordneten-Amt

Traben-Trarbach · Der VG-Rat Traben-Trarbach kann seine Arbeit aufnehmen. Während der konstituierenden Sitzung wurde Bürgermeister Marcus Heintel vereidigt. Zum ersten Beigeordneten wählte der Rat Artur Greis (SPD), zum zweiten Beigeordneten Michael Moseler (FWG). Ulrich K. Weisgerber, Ex-Bürgermeister der alten VG Traben-Trarbach, erklärte, er werde das Amt des hauptamtlichen Beigeordneten nicht annehmen.

Traben-Trarbach. Es war der spannendste Moment der zweieinhalbstündigen Sitzung: Als der Ex-Bürgermeister der alten Verbandsgemeinde (VG) Traben-Trarbach, Ulrich K. Weisgerber (51), ans Rednerpult trat, wurde es ganz still in der Lorettahalle. Wusste doch bis dahin niemand aus dem VG-Rat und niemand der rund 120 Zuhörer, wie er sich seine berufliche Zukunft vorstellt. Seine Erklärung war dann kurz und knapp: "Ich werde die Verwendung als hauptamtlicher Beigeordneter der neuen Verbandsgemeinde Traben-Trarbach nicht beanspruchen."Beifall für Weisgerber

Weisgerber hätte laut Gesetz bis Ende 2017 dieses Amt wahrnehmen können - bei vollem Bezug seines bisherigen Bürgermeistergehalts. In den vergangenen Wochen hatte er aber angedeutet, dass er lieber den Job eines ehrenamtlichen Beigeordneten machen wolle. Dann hätte er dreieinhalb Jahre 70 Prozent seiner Amtsbezüge bekommen, die nicht die Verbandsgemeinde, sondern die Versorgungskasse zahlt. Diese bekommt er nun bis Ende 2017 auch als "Ruheständler". Es hatte sich aber früh abgezeichnet, dass er dafür im Rat nicht die erforderliche Mehrheit hat. Bürgermeister Marcus Heintel sortierte nach Weisgerbers Erklärung kurz seine Sitzungsunterlagen, nahm die Entlassungsurkunde in die Hand und versetzte Weisgerber in den einstweiligen Ruhestand. Heintel kündigte an, dass Weisgerber später noch in einem würdigen Rahmen verabschiedet werde. Die Mitglieder des VG-Rates und die Zuhörer erhoben sich von ihren Plätzen und spendeten Weisgerber lange Beifall. Weisgerber, der über zwölf Jahre die alte VG Traben-Trarbach als Bürgermeister führte, verließ mit Ehefrau Ute den Saal. Seine berufliche Zukunft ist noch ungewiss. Damit war klar: Der Rat kann nun zwei ehrenamtliche Beigeordnete wählen. Die SPD schlug Artur Greis aus Reil für das Amt des ersten Beigeordneten vor. 29 der 31 anwesenden Ratsmitglieder stimmten für, zwei gegen ihn. Bei der Wahl zum zweiten Beigeordneten gab es zwei Vorschläge: Die FWG nominierte Michael Moseler, die CDU Eugen Klein. Das Rennen machte Moseler mit 19 Stimmen. Klein erhielt zwölf Stimmen. Greis verzichtete anschließend auf sein Ratsmandat, für ihn rückt in der SPD-Fraktion Hans-Peter Heck nach. Michael Moseler behält sein Mandat. Es wird noch einen dritten Beigeordneten geben, der aber, nachdem der Rat die Hauptsatzung änderte, erst auf der nächsten VG-Ratssitzung gewählt wird. Vor dem Wahlprozedere wurde Marcus Heintel vom ersten Beigeordneten der alten VG Kröv-Bausendorf, Bernward Helms-Derfert, als Bürgermeister vereidigt. Helms-Derfert sagte: "Wir haben nun die Chance, aus beiden Gebieten eine starke Einheit entstehen zu lassen. Die bisherigen Differenzen sollten nun ad acta gelegt werden." Heintel kündigte an, die Bürger bei Entscheidungsprozessen stärker einzubinden. Sie könnten zum Beispiel bei einem Bürgerentscheid der Verbandsgemeinde einen neuen Namen geben. Abschließend sagte Heintel: "Es soll etwas Gemeinsames, Neues entstehen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit." Auch die beiden Beigeordneten blicken zuversichtlich in die Zukunft. Artur Greis: "Die alten Verbandsgemeinden Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf gibt es jetzt nicht mehr. Gemeinsinn und ein gedeihliches Miteinander werden für alle im Rat eine sehr wichtige Aufgabe sein." Meinung

Kein Blick mehr zurückMan könnte jetzt noch einmal auf den jahrelangen Streit zurückblicken, auf Zeiten, in denen Feindseligkeiten und teilweise üble Beschimpfungen das politische Geschehen in Traben-Trarbach dominierten. Das bringt aber nichts. Die Ära Weisgerber ist seit gestern Geschichte. Diejenigen, die ihn mit allen Mitteln bekämpft haben, werden sagen, "gut, dass er weg ist". Andere werden bedauern, dass ein solch ausgewiesener Verwaltungsfachmann für die neue Verbandsgemeinde nicht mehr zur Verfügung steht. Weisgerber hat den Weg freigemacht für einen kompletten Neuanfang. Und dies ist es auch. Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf - das ist jetzt eine Einheit. Zumindest, was die gemeinsame Verwaltung und die politische Vertretung betrifft. Aber: Wird diese Einheit auch Eingang in die Köpfen und vielleicht auch in die Herzen der Menschen finden? Denn darauf wird es vor allem ankommen: ob diese mit über 17 000 Einwohner viel größere und damit auch bedeutendere Kommune die Herausforderungen der Zukunft meistern wird. Die größte und schwerste Aufgabe hat der neue Bürgermeister. Marcus Heintel, der seine erste Sitzung souverän leitete, muss im Verbandsgemeinderat, in dem sich manche immer noch argwöhnisch beobachten, viel Überzeugungsarbeit leisten. Die am Montagabend oft beschworene Einigkeit muss sich noch bewähren. w.simon@volksfreund.de

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