Angehörige warten nach Geisterfahrer-Unfall auf A 1 immer noch auf Prozess in Trier

Trier · Mehr als ein Jahr ist seit dem Geisterfahrer-Unfall mit drei Toten auf der A 1 bei Rivenich im Landkreis Bernkastel-Wittlich vergangen. In der Justiz sprechen Fachleute bereits von einem Skandal, beim Landgericht haben andere Verfahren Vorrang.

15. Oktober 2012, später Nachmittag: Auf der A 1 bei Rivenich prallen zwei Autos frontal aufeinander. Eine damals 60-Jährige aus Daun war falsch vom Rastplatz Rivenich auf die Autobahn gefahren und in den Wagen eines Familienvaters gerast, der mit seinen vier Kindern unterwegs war. Der 31-Jährige und seine sieben- und neunjährigen Töchter starben. Ein damals vierjähriges Mädchen und ihre zehnjährige Schwester haben schwerst verletzt überlebt. Auch die Geisterfahrerin überlebte mit schwersten Verletzungen.

15 Monate ist das her. Doch die juristische Aufarbeitung des Unfalls steht noch aus. Im April vergangen Jahres wurde die Unfallverursacherin wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Der Prozess sollte zunächst vor dem Wittlicher Amtsgericht stattfinden. Wegen der "besonderen Bedeutung" übernahm das Landgericht Trier das Verfahren. Dort steht aber immer noch nicht fest, wann es vor der Dritten Großen Strafkammer zum Prozess gegen die mittlerweile 62-Jährige kommt.

Vorrang hätten zahlreiche Verfahren mit Angeklagten, die in Untersuchungshaft sitzen, sagt eine Gerichtssprecherin. Ihnen muss laut Gesetz spätestens ein halbes Jahr nach Inhaftierung der Prozess gemacht werden. Dies ist bei der Geisterfahrerin nicht der Fall.

In Justizkreisen wird die lange Verfahrensdauer in dem Fall allerdings kritisiert, einige sprechen sogar von einem Skandal. Auch der Verteidiger der Geisterfahrerin, der Dauner Rechtsanwalt Hans-Josef Ewertz, kritisiert, dass noch immer kein Prozesstermin feststehe. Mit jedem Tag, auf den sie auf den Prozess warten müsste, bei der ihr schlimmstenfalls eine Haftstrafe drohen kann, werde es für die wegen des Unfalls gehbehinderte Frau schlimmer. Es vergehe kein Tag, an dem sie nicht an den Unfall denken müsse, sagt Ewertz.

Genau wie Lebensgefährtin des getöteten Mannes und Mutter der beiden Kinder. Sie sei "fix und fertig" und frage jeden Tag, wann der Prozess beginne, sagt ihr Anwalt, Franz Obst aus Koblenz.

Der Tag, an dem sich das Leben zweier Frauen änderte

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