Psychiater warnen: Arbeit macht immer mehr Beschäftigte krank

Trier · Die Zahl der psychisch bedingten Krankmeldungen ist im vergangenen Jahr um 13 Prozent gestiegen. Doch wegen langer Wartezeiten auf eine Behandlung fallen die Erkrankten oft monatelang im Job aus.

(wie) Ein bis zwei Patienten pro Woche hat Matthias Nitzsche in seiner Praxis in Wittlich, die wegen Stress am Arbeitsplatz krank geworden sind – psychisch krank. Viele von ihnen können nicht mehr weiterarbeiten, weil sie im wahrsten Sinne mit den Nerven am Ende sind. Die Fälle hätten in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen, sagt der Wittlicher Psychiater. Im Kreis Bernkastel-Wittlich komme fast täglich ein Fall hinzu.

Häufigster Grund dafür sei die Rationalisierung in Betrieben, durch die sich Arbeitsbedingungen änderten. Im Vulkaneifelkreis sei innerhalb des vergangenen Jahres außerdem eine Zunahme von Mobbingfällen in Unternehmen festzustellen gewesen, sagt Nitzsche.

Laut der Krankenkasse Barmer/GEK ist die Zahl der Krankmeldungen wegen psychischer Probleme in der Region Trier in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres um 13 Prozent gegenüber 2009 gestiegen. Im Schnitt war jeder rheinland-pfälzische Beschäftigte im vergangenen Jahr zwei Tage deswegen krankgeschrieben. Dies geht aus dem neuen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse hervor.

Oft fehlen die Betroffenen aber monatelang – weil sie nicht behandelt werden können. „Die Wartezeiten für neue Patienten liegen zwischen vier und sechs Monaten“, sagt der Wittlicher Nervenarzt Dirk Ohlmann, Sprecher der Psychotherapeuten in der Region. Ein durchschnittlicher Psychiater behandle bis zu 50 Patienten am Tag.

Weil es an Nachwuchs fehle, gebe es zu wenig Nervenärzte. Die ohnehin problematische psychotherapeutische Versorgung in der Region stehe vor dem Zusammenbruch, warnt Ohlmann.

Mehr Informationen zum Thema in der Dienstagsausgabe des Trierischen Volksfreunds und auf volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort