Die Vertretungen des G8-Gymnasiums in Ehrang fordern die Abschaffung der gemeinsamen Orientierungsstufe mit der benachbarten Realschule plus. Befinde ich mich zurückversetzt in die Zeit der Ständeschule des Kaiserreiches? Gut, dass wenigstens die Realschule plus für die Beibehaltung plädiert. Die Vertretungen des G8-Gymnasiums glauben allen Ernstes, dass die Anmeldezahlen steigen, wenn der "Klotz am Bein" - nämlich die Realschule - abgesägt wäre. Mag sein, dass es für das G8-Modell großes Lob gibt. Das Modell beginnt jedoch erst in Klasse 7. Bedeuten die geringen Anmeldezahlen nicht vielleicht, dass sich viele Eltern gegen ein G8-Gymnasium entschieden haben? Braucht die Stadt Trier überhaupt ein G8-Gymnasium? Was treibt die Verfechter der Auflösungsbestrebungen zu solch einem Schritt? Ist es das Festhalten an alten Privilegien? Ist es die Angst vor Neuem? Können sie sich nicht vorstellen, dass alle Kinder in einer Orientierungsstufe gemeinsam länger lernen können, auch Kinder mit Beeinträchtigungen? Eine gute Schule mit hohen Anmeldezahlen kommt nicht dadurch zustande, dass dort nur die besten Schüler aufgenommen werden, sondern dadurch, dass Schüler nach ihren individuellen Möglichkeiten gefördert werden, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Dass dies in der gemeinsamen Orientierungsstufe geschieht, lässt sich an Beispielen wie Erfolgen bei "Jugend forscht" festmachen. Die Integration von ganz unterschiedlichen Kindern mit Beeinträchtigungen, mit Migrationshintergrund und Auffälligkeiten gehört zur tragenden Idee jeglicher Grundschulpädagogik. Dieser Ansatz soll nun am Ende der Grundschulzeit gestoppt werden, indem selektiert und durch Auflösung der gemeinsamen Orientierungsstufe Einhalt geboten wird. Unsere Gesellschaft ist bunt und vielfältig; und das ist auch gut so. Es gilt, die Verschiedenheiten zu akzeptieren und zu respektieren. Es kann nicht angehen, dass Bildungsbiographien und Lebensentwürfe vorgezeichnet werden und soziale Schichtung durch die Schule noch reproduziert wird. Georg Marx, Trier