"Da knallt der Kopf an die Autodecke"

Trier-Ehrang · Die Prioritäten, die die Stadt bei ihren Straßenbauprojekten in Ehrang setzt, kann Dieter Böhmer, ein Rentner aus dem Stadtteil, nicht nachvollziehen. Im Randbezirk Vordere Heide fährt man über neue Straßen, während der Hauptverkehr im Kern des Stadtteils über holprige Buckelpisten rollen muss. Der TV hat für Böhmer bei den Behörden nachgefragt.

 Gute Straßen sehen anders aus: Für Dieter Böhmer hat die Gartenstraße in Ehrang die baufälligste Fahrbahn im Stadtteil. TV-Foto: Christian Moeris

Gute Straßen sehen anders aus: Für Dieter Böhmer hat die Gartenstraße in Ehrang die baufälligste Fahrbahn im Stadtteil. TV-Foto: Christian Moeris

Trier-Ehrang. Wie sinnvoll öffentliche Mittel eingesetzt werden, damit beschäftigt sich derzeit der 74-jährige Dieter Böhmer aus Trier-Ehrang.

Das Problem: Stein des Anstoßes ist für Dieter Böhmer die frisch asphaltierte Zufahrtsstraße zum Wohngebiet Vordere Heide, das oberhalb von Ehrang - etwas abseits - im Wald liegt. "Was muss das Sträßchen da oben vom Feinsten asphaltiert werden", fragt sich Böhmer, "wenn unten durch die Gartenstraße und die Quinter Straße täglich Tausende Autofahrer über diese Buckelpisten mit Schlaglöchern fahren müssen?" Für Böhmer sieht das aus wie ein Schildbürgerstreich. "Da fragt man sich doch, wie die Stadt da die Prioritäten setzt."
Für den normalen Bürger sei das nicht nachvollziehbar. Keine Frage, dass auch die Sanierung der etwa 400 Meter langen Vorderen Heide nötig gewesen sei, meint er. Aber da die öffentlichen Mittel heutzutage knapp seien, frage er sich, warum die Stadt nicht vorrangig Straßen saniere, die es nötiger hätten. Böhmer: "Wenn man in der Gartenstraße durch die Schlaglöcher fährt, knallt man mit dem Kopf an die Autodecke."

Die Recherche: Um für Dieter Böhmer den Sinn, der hinter der Reihenfolge der Straßensanierungen in Ehrang steht, zu klären, hat sich der TV bei Ortsvorsteher Günther Merzkirch und beim Tiefbauamt der Stadt Trier informiert. Für Merzkirch ist die Angelegenheit schnell abgehakt: "Die Vordere Heide war vorher die schlimmste Straße in Ehrang, weil sie im schlechtesten Zustand war", erklärt der Ortsvorsteher. Aber auch die Sanierung der Quinter Straße sei von der Stadt Trier bereits zwei Mal geplant und im Haushalt eingeplant worden, aber leider immer wieder von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) gestrichen worden, sagt Merzkirch. Darüber hinaus verweist der Ortsvorsteher auf die zuständige Behörde, das Tiefbauamt der Stadt.
Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, rechtfertigt die Vorangehensweise des städtischen Tiefbauamts. Im Fall der Vorderen Heide handele es sich lediglich um eine günstige Unterhaltungsmaßnahme. "Die Straße konnte mit verhältnismäßig geringen Mitteln saniert werden", sagt Frühauf. Das sei bei der Quinter Straße aufgrund ihrer Schäden nicht mehr möglich. "Da hilft nur eine grundhafte Erneuerung. Bis diese kostenintensive Maßnahme des Straßenausbaus - bei der Vorderen Heide musste nur die Deckschicht erneuert werden - umgesetzt wird, werden in den betroffenen Straßen Unfallgefahren behoben, jedoch keine Deckschichten erneuert." Der Ausbau der Quinter Straße sei in der städtischen Finanzplanung für den Zeitraum 2014 bis 2015 eingeplant. Bei der Gartenstraße prüfe das Tiefbauamt momentan, ob sie in der ganzen Länge noch zu sanieren sei oder ob sie in den nächsten Jahren ebenfalls ausgebaut werden müsse. "Dabei untersucht man, ob der Straßenoberbau derart geschädigt ist, dass aufgrund von Tragfähigkeitsproblemen eine neue Asphaltdecke nicht dauerhaft halten kann", erklärt Frühauf.

Die Reaktion: "An meiner Meinung hat sich nichts geändert", sagt Dieter Böhmer, als er mit der Begründung der Stadt konfrontiert wird. Die Mittel hätte man seiner Meinung nach besser einsetzen können. Böhmer: "Für einen Außenstehenden ist das Vorgehen schwer zu verstehen, und die Stadt soll ja nur mal merken, dass sich auch die Bürger darüber Gedanken machen, wie zweckmäßig öffentliche Mittel ausgegeben werden."
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