"Ein besonderes Kind"

TRIER. Die Geschichte von Anne Frank hat weltweit viele Millionen Menschen bewegt. Bei einer Lesung aus ihrem Tagebuch brachte Schauspielerin Barbara Ullmann dem Trierer Publikum das Leben des jüdischen Mädchens nahe.

"Anne Frank ist ein besonderes Kind. Ich finde es bewundernswert, wie sie versucht, in ihrer Situation auch etwas Positives zu sehen", sagt Barbara Ullmann über Anne Frank. Ausgewählte Tagebuch-Einträge des jüdischen Mädchens trug die Schauspielerin anlässlich des bevorstehenden Holocaust-Gedenktags am 27. Januar vor. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hatte die Veranstaltung im Museumscafé des Karl-Marx-Hauses organisiert.Bleierne Stimmung im Versteck

Dort erwartete die Zuhörer eine Lesung, die nicht nur die Angst des Mädchens und die bleierne Stimmung im Versteck ausdrückte. Barbara Ullmann hatte die Ausschnitte der einstündigen Lesung so gewählt, dass sie auch besondere Momente der Untergetauchten zeigte, wie der erste Kuss mit einem ebenfalls im Amsterdamer Hinterhaus lebenden Jungen oder die Hoffnung auf eine baldige Befreiung. Mal berührten die Auszüge durch Zuversicht und Lebensmut, mal durch tiefgründige Gedanken, wenn Anne Frank über ihre eigene Person reflektiert oder Wut, Hass und Angst ausdrückt. Während des Zweiten Weltkriegs verbringt sie mit ihrer Familie zwei Jahre im Versteck eines Amsterdamer Hinterhauses. Dort vertraut die 13-Jährige ihre Gedanken ihrem Tagebuch an, zwischen dem 12. Juni 1943 und dem 1. August 1944. Die Aufzeichnungen enden drei Tage, bevor das Versteck entdeckt und die Familie deportiert wird. Anne Frank stirbt im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr Vater, der einzige Überlebende der Familie, veröffentlicht nach dem Krieg das Tagebuch seiner Tochter. Aus der neuesten Ausgabe, die zusätzliche historische Belege erfasst, stellte Barbara Ullmann die Lesung zusammen. Ein hartes Stück Arbeit sei die Auswahl der Ausschnitte gewesen, erzählt sie: "Je mehr ich mich mit dem Buch auseinandergesetzt habe, desto schwieriger wurde es zu kürzen." Über Wochen habe sich dieser Prozess hingezogen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie zwischendurch habe Abstand zur Geschichte finden müssen. Als gelernte Schauspielerin und Sprechtrainerin kennt Barbara Ullmann ihr Handwerk, und so kam die Veranstaltung beim Publikum entsprechend gut an. Zuhörerin Charlotte Kleinwächter aus Trier fand die Lesung bewegend: "Die Geschichte ging mir sehr nahe. Es ist erstaunlich, wie unter diesen unvorstellbaren Umständen doch so viel Normalität in Anne Franks Leben stecken konnte."

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