Eine Bilderreise - und noch viel mehr

Trier · Ausgestorben oder ausgewandert - die Familie Laven ist in Trier längst Geschichte. Doch im Stadtarchiv stehen zwei Vertreter des illustren Clans nun Pate für den Start in eine neue Ära, wie die frisch eröffnete Sonderausstellung im Lesesaal an der Weberbach zeigt.

 Ein bewegtes Leben: Besucherin Katja Scherf aus Osburg am Ferdinand-Laven-Teil der neuen Sonderausstellung im Lesesaal von Stadtbibliothek und Stadtarchiv. Rechts: Bild vom Bild – der Konzer Robert Reichard will sich die historischen Fotos von Trier und Umgebung auch zu Hause anschauen. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Ein bewegtes Leben: Besucherin Katja Scherf aus Osburg am Ferdinand-Laven-Teil der neuen Sonderausstellung im Lesesaal von Stadtbibliothek und Stadtarchiv. Rechts: Bild vom Bild – der Konzer Robert Reichard will sich die historischen Fotos von Trier und Umgebung auch zu Hause anschauen. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier Ja, Ferdinand Laven sei eine "interessante Type", ein echtes Original, gewesen, erinnert sich Günther Molz, Jahrgang 1931. Er und einige andere Jungs aus der Dampfschiffstraße seien oft beim weit gereisten Nachbarn zu Besuch gewesen, um seinen spannenden Geschichten zu lauschen. Die skurrilste: Er sei von Indianern skalpiert worden, behauptete Laven und zog "zum Beweis" sein Toupet aus, um dann schallend loszulachen. Lavens Erzählungen - beste Unterhaltung in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit. Aber nicht von langer Dauer. Am 15. Februar 1947 starb das Multitalent. Schriftsteller, Komponist, Musiker, Sammler und letzter in Trier lebender Vertreter einer illustren Familie, deren Vorfahren im 18. Jahrhundert aus Zell zugezogen waren.
Laven - ein großer Name, ja, eine "Marke", sagt Tobias Teyke vom Stadtarchiv. Nach dem früheren Stadtbibliothekar Philipp Laven (1805-1859), der als Erster die Trierer Mundart schriftlich festhielt, ist eine Straße in der Südstadt benannt. Die am Mittwochabend eröffnete Ausstellung im gemeinsamen Lesesaal von Stadtbibliothek und Stadtarchiv ist aber dem Neffen und Großneffen gewidmet. Von Ferdinand Emmerich Laven (1849-1922) stammen 85 Bilder, die der Weinhändler und Gastronom 1900 als ambitionierter Hobbyfotograf in Trier und Umgebung machte. Zeitungs-, Buch- und Partiturseiten dokumentieren das Schaffen seines Sohns Ferdinand (1879-1947).
Für Günther Molz bringt die Ausstellung ein unverhofftes Wiedersehen mit dem Nachbarn aus der Dampfschiffstraße. Auch Robert Reichard (78) lässt sich die Eröffnung nicht entgehen. Der "Konzer mit Trierer Wurzeln" ist vor allem von den Fotografien fasziniert, die einen doppelten historischen Wert haben.
Die Aufnahmen im Format 18x24 sind als Abzüge zu sehen, die der frühere Landesmuseums-Fotograf Hermann Thörnig 1973/74 von original Glasplattennegativen angefertigt hat. Insgesamt 800 Fotografien (die zum Großteil von seinem Vater stammen) umfasst Ferdinand Lavens Bildsammlung. Aufbewahrt wird sie im Stadtarchiv, das über insgesamt gut 100 000 Fotos, Dias, Negative und Glasplatten verfügt, die bis etwa 1870 zurückreichen.
Ein gewaltiges Bildarchiv, dem Stadtarchiv-Leiter Bernhard Simon künftig mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen will. Denn: "Bilder und Fotos führten in der Geschichtswissenschaft lange ein Schattendasein; als eigenständige Quelle wurden sie nicht wahrgenommen. Diese Einschätzung der Historiker hat sich mittlerweile grundlegend geändert. In der Forschung zählen heute auch Fotos zu den historischen Quellen." Simon und sein Team haben mit dem Aufbau einer digitalen Trierer Bilddatenbank begonnen und wollen die Trierer Fotografengeschichte erforschen. Insofern sei die Ausstellung der Laven-Fotos "auch eine Werbeveranstaltung in eigener Sache. Wir geben Einblick in das, was wir neben Urkunden, Akten und sonstigen Schriftstücken zur Geschichte der Stadt und des Trie rer Landes haben und zeigen, wie wichtig die Bildquellen sind."
Rund 58 000 Datensätze des Stadtarchivs Trier sind bisher über das Online-Portal "Findbuch.Net" im Internet recherchierbar. Mit den Fotos sollen auf absehbare Zeit einige Tausend hinzukommen.HISTORISCHES TRIER ZUM NULLTARIF


Extra

Eine Bilderreise - und noch viel mehr
Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Die Ausstellung "Bilderreise durch Trier und Umgebung um 1900" mit 85 Fotos aus der Sammlung Laven ist bis zum 29. März im Lesesaal von Stadtbibliothek und Stadtarchiv (Weberbach 25) zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr, Freitag, 9 bis 13 Uhr. Eintritt frei.

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