Europa über den Dächern Triers

TRIER-WEST/PALLIEN. Vor 74 Jahren wurde das Gebäude auf dem Markusberg unweit der Mariensäule als Rudolphinum eingeweiht. In Auftrag wurde der Bau von Erzbischof Franz-Rudolph Bornewasser gegeben. Heute beherbergt es die Katholische Akademie und die Begegnungsstätte des Bistums Trier, das Robert-Schuman-Haus.

Als Rudolphinum, das mit Unterbrechung durch den Zweiten Weltkriegs und während der Nachkriegszeit Sitz des Priesterseminars war, bezeichnen noch heute viele Trierer das Gebäude aus Erinnerung an den Bauherrn von vor 74 Jahren. Nach der Enteignung 1941, Umwandlung in ein Lazarett, Besetzung durch amerikanische, später französische Truppen und schließlich dem Auszug der französischen Militärverwaltung 1952 begann dort wieder die Seminaristenausbildung. Zwischen 1958 und 1969 stand das Rudolphinum ganz der Priesterausbildung zur Verfügung. Die nächste Veränderung folgte auf dem Fuße. Am 1. März 1969 bezog die Katholische Akademie als zentrales Tagungshaus des Bistums die Räume.Orientierung fürs Leben

Das Leitbild der Akademie lässt sich mit den Begriffen "Dialog, Orientierung und Begegnung" umschreiben. "Das ist seit 35 Jahren die Gründungsidee der Akademie", erklärt Direktor Jürgen Doetsch. Eine Zäsur erfuhr der Akademiebetrieb auf dem Markusberg durch die Renovierung Mitte der 90er-Jahre. 1997 wurde das Haus wieder eröffnet. Zeitgleich wurde die inhaltlichen Ausrichtung des Hauses geändert, um sich wegen der Nähe zu Luxemburg, Frankreich und Belgien verstärkt europäischen Fragen zu stellen. Äußeres Zeichen ist die Umbenennung in Robert-Schuman-Haus nach dem lothringischen Politiker, der wie kein Zweiter den Europa-Gedanken verkörpert. Die unterschiedlichen Fachbereiche der Katholischen Akademie bieten rund 200 Veranstaltungen im Jahr an, die von etwa 7000 Teilnehmern besucht werden. Vor allem in der Fort- und Weiterbildung und in der politischen Bildung genießt die Einrichtung bundesweit einen hervorragenden Ruf. "Wir greifen ganz bewusst aktuelle Fragestellungen auf: Wirtschaftskriminalität, Gewalt an Schulen oder Korruption. Im Bereich der politischen Bildung sind wir in Trier federführend und Vorreiter unter den Katholischen Akademien", erklärt Doetsch. Seit fast zwei Jahren führt er das Haus und ist selbst Leiter der Abteilung Philosophie und Kunst. Da sich die Geschäftsstelle für Umweltfragen des Bistums im Haus befindet, beschäftigt sich die Akademie seither auch mit ökologischen Fragestellungen. Das Robert-Schuman-Haus ist zugleich die Begegnungsstätte des Bistums. Im Sommer 1999 wurde der Betrieb unter die Leitung der Trägergesellschaft Bistum Trier mbH (TBT) gestellt. "Die Begegnungsstätte funktioniert wie ein hotelähnlicher Betrieb, ist nach wie vor aber ein kirchliches Haus." Darauf legt TBT-Geschäftsführer Jürgen Kast viel Wert, der Chef von dreißig fest angestellten Mitarbeitern, acht Auszubildenden und 20 Aushilfen ist. Denn es herrscht im Robert-Schuman-Haus eine andere Atmosphäre als in einem normalen Beherbungsbetrieb. "Hier findet Kommunikation statt", sagt Kast. In den Dialog mit anderen und mit sich selbst zu treten und die grenzüberschreitende Begegnung sollen im Haus spürbar sein. Vor allem durch die Öffnung nach außen und die räumlichen Besonderheiten können Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Herkunft miteinander in Kontakt treten. Neben dem Bistum nutzen auch freie kirchliche Einrichtungen und kirchen-externe Gruppen das Robert-Schuman-Haus. Begegnung soll durch die räumliche Konzentration auf das Wesentliche gefördert werden. Der Verzicht auf Ablenkendes wie Fernseher oder Minibars auf den Zimmern - das Haus verfügt über 120 Betten - unterstützt die inhaltliche Konzeption. Da das Kirchenjahr im Robert-Schuman-Haus einen hohen Stellenwert hat, gibt es neben den 13 Tagungsräumen, der neuen und alten Aula, Foyer, Speisesälen, Leseräumen und Weinstube auch eine Kapelle, wo Gottesdienste gehalten werden.

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