"Großes Glück, dass es keine Toten gab"

Trier · Die Stadtverwaltung soll prüfen, ob jugendlichen Trinkern und Gewalttätern damit gedroht werden kann, den Führerschein erst später oder gar nicht machen zu dürfen. Zusätzlich soll ein Gesamtkonzept helfen, Alkoholexzesse künftig zu vermeiden.

Trier. An Weiberdonnerstag herrschte in den Trierer Krankenhäusern Ausnahmezustand: Rund 20 Jugendliche und junge Erwachsene wurden mit teils schweren Alkoholvergiftungen eingeliefert. "Es war eine Katastrophenlage", sagte Sozialdezernentin Angelika Birk in der jüngsten Stadtratssitzung. "Wir hatten großes Glück, dass es keine Todesfälle gab." Bei Minustemperaturen - und damit einhergehenden Unterkühlungen - "hätten wir keine Chance gehabt, alle zu retten", betonte Birk.
Anfang Mai hatte sich die Arbeitsgruppe getroffen, die ein Konzept erarbeiten soll, um eine Wiederholung der Alkoholexzesse im nächsten Jahr zu vermeiden. "Wir werden Maßnahmen zur Vermeidung ergreifen, die einigen wehtun werden", erklärte Birk. Die Polizei habe eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht, deren Umsetzung nun geprüft werde. Wie die Vermeidungsstrategie konkret aussehen könnte, verriet die Dezernentin nicht: "Wir wollen diese Dinge zuerst noch intern diskutieren."
Bis auf den Vorschlag, dass alle Schulen an Weiberdonnerstag die normalen Unterrichtszeiten einhalten und die Schüler nicht früher gehen lassen sollen, stimmte der Stadtrat einstimmig einem CDU-Antrag zu. Danach soll geprüft werden, ob in Trier ein ähnliches Verwarn- und Sanktionssystem wie in Baden-Württemberg eingeführt werden kann (siehe Extra). Auch dem Antrag der SPD, dass die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis bis Herbst ein umfassendes Konzept vorlegen soll, stimmte der Rat zu.
Reiner Marz von den Grünen schlug vor, dass der Weiberdonnerstag für Schüler ein Ferientag sein soll: "Viele Schüler aus dem Umland kämen dann gar nicht erst nach Trier."
Polizist Felix Brand (FDP) betonte zwar, dass Prävention vor Repression gehe, aber: "Nächstes Jahr sollte den Jugendlichen deutlich gemacht werden, dass es keine Kuschelaktion mehr gibt und dass wir unsere Stadt und Bürger schützen werden."
SPD-Fraktionsvorsitzender Sven Teuber warf CDU und FWG, die beide für den Fortbestand der Tankstelle in der Ostallee gekämpft hatten, Doppelmoral vor: "Auf der einen Seite sorgt ihr dafür, dass Alkohol rund um die Uhr gekauft werden kann - auf der anderen Seite beschwert ihr euch, wenn er dann auch getrunken wird."
Dazu auch: Die Woche, Seite 11
Extra

Baden-Württemberg zeigt seit August 2011 flächendeckend jugendlichen Trinkern und Gewalttätern eine "Gelbe Karte": Fallen Jugendliche und junge Erwachsene der Polizei mehrfach wegen Alkoholkonsum und/oder aggressivem Verhalten auf, meldet sie das der Führerscheinbehörde. Diese verschickt dann die "Gelbe Karte" und warnt die Jugendlichen, dass ihr Verhalten im Wiederholungsfall dazu führen könnte, dass die Behörde ihnen die Eignung aberkennt, ein Fahrzeug zu führen. Fallen die Jugendlichen häufiger auf, verpflichtet die Führerscheinbehörde sie zur medizinisch-psychologischen Eignungsprüfung. Je nachdem, wie diese ausfällt, kann es sein, dass den jungen Erwachsenen der Führerschein entzogen wird und Jugendliche die Fahrerlaubnis erst später oder gar nicht machen dürfen. Ähnlich wie bei Delinquenten, die die Eignungsprüfung absolvieren müssen, weil sie alkoholisiert hinterm Steuer gesessen haben, gilt das Ergebnis des "Idiotentests" bundesweit bei allen Führerscheinstellen. Wie viele "Gelbe Karten" bereits verschickt wurden und ob tatsächlich schon ein Führerscheinverbot ausgesprochen wurde, können weder das baden-württembergische Innen- noch das Verkehrsministerium sagen: "Eine Erhebung dieser Daten ist erst im Herbst geplant", erklärt Ministeriumssprecherin Julia Pieper auf TV-Anfrage. woc

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