Gute Noten für den Einzelhandel

Trier als Oberzentrum bietet viele Einkaufsmöglichkeiten - das bestätigt auch eine Studie der Universität Trier. Allerdings sieht die Zukunft für Einzelhandelsgeschäfte, die keine Filiale sind, eher problematisch aus.

Trier. Die Trierer Simeonstraße, Brotstraße und Fleischstraße sind die Top-Adressen für einkaufswillige Menschen in der Großregion. Das bestätigt die Studie "Einzelhandelsentwicklung in Triers Innenstadt" von Matthias Furkert, der als Geograph an der Universität Trier tätig ist. Im Vergleich zu anderen Städten ist der Filialisierungsgrad noch relativ niedrig. Das bedeutet, dass es noch viele inhabergeführte Geschäfte gibt. Allerdings ist das Interesse der jugendlichen Kunden an solchen Geschäften eher gering ausgeprägt. Deshalb sieht Furkert Handlungsbedarf. Auch deutet sich Konkurrenz aus Luxemburg an, denn viele Befragte gaben Luxemburg als alternatives Einkaufsziel neben Trier an. Die Haupstadt des Großherzogtums verzeichnet in der Umfrage knapp 80 Nennungen, bedeutend mehr als Wittlich, Köln, Schweich, Bitburg, Koblenz oder Saarbrücken (jeweils zwischen 15 und 20 Nennungen).

Beliebte Straßen: Furkert hat für seine Untersuchung rund 350 Passanten in der Fußgängerzone befragt. Und - wie zu erwarten - zählen Simeonstraße, Brotstraße und Fleischstraße zu den bevorzugten Einkaufsstraßen. Außerdem beliebt: Neustraße, Nagelstraße und Karl-Marx-Straße. Die gute Parkplatzanbindung durch die Trier Galerie an der Fleischstraße, die vielen Schuhgeschäfte an der Brotstraße und die Kaufhäuser an der Simeonstraße machen diesen Teil der Fußgängerzone hochattraktiv. Im Gegensatz zum Bundestrend, habe Trier sogar die sogenannte "Krise der Warenhäuser" überwunden, denn auch diese erfreuten sich großen Zulaufs.

Was gekauft wird: Die bevorzugten Warengruppen, die in der City gekauft werden, sind Bekleidung/Schuhe, Bücher/Musik/Zeitschriften, Technik/Elektrogeräte, Uhren/Schmuck und Drogerie-/Kosmetikartikel. Weniger nachgefragt werden, so die Studie, Spielwaren und Lebens-/Genussmittel.

Problematische Altersstruktur: Während besonders Kauf- und Warenhäuser eine eher ausgeglichene Altersstruktur ihrer Käufer aufweisen, zeigt sich aber, dass Jugendliche (14-19-Jährige 65 Prozent, 20-29-Jährige 58 Prozent) besonders die filialisierten Fachgeschäfte, also Geschäfte großer Kettenfirmen favorisieren. Die regionalen Fachgeschäfte nehmen diese Gruppen kaum zur Kenntnis (14- bis 19-Jährige: drei Prozent, 20- bis 29-Jährige: zehn Prozent). Spitzenreiter bei den regionalen Fachgeschäften ist die Altersgruppe 50plus (50-59-Jährige: 37 Prozent, 60-69-Jährige: 40 Prozent, 70-79-Jährige: 45 Prozent)

Zufriedenheitsgrad: Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie in punkto Einzelhandel überhaupt nichts in Triers Innenstadt vermissen. Allerdings seien einige Branchen unterrepräsentiert. So wünschen sich manche Befragten ein großes Sportfachgeschäft. Außerdem besteht Nachfrage nach Filialen einer US-amerikanischen Kaffee-Kette, einer ebenfalls US-amerikanischen Donuts-Kette und nach weiteren gängigen Marken-Filialen im Bekleidungsbereich.

extra Die Handlungsempfehlungen der Studie: Institutionen und Interessengemeinschaften einer Stadt verfügen über wichtige Entscheidungsfunktionen für die Zukunft. Sie geben den Rahmen für die Entwicklung des Einzelhandels vor. Ziel muss es daher sein, die Kooperation nicht nur auf der institutionellen Ebene vorzuleben, sondern auch auf der Ebene der Einzelhandelsunternehmen zu fördern und zu intensivieren. Die gesunde Mischung von Filial- und Privatbetrieben ist auf jeden Fall zu erhalten. Maßnahmen zu Schutz und Verbesserung des inhabergeführten Einzelhandels wären etwa eine verstärkte Stammkundenbindung, der Ausbau der regionalen Marktflexibilität und die Förderung von Freundlichkeit und Kompetenz des Personals. Beim motorisierten Individualverkehr sollten mehr Park+Ride- und Verkehrsleitsysteme eingerichtet sowie einheitliche Parkgebühren ermöglicht werden. Neue, komfortable und sichere Fahrradwege sollten die Innenstadt für Radfahrer besser erreichbar machen. Busfahren sollte durch niedrigere Fahrtentgelte attraktiver gemacht werden.

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