katholische Kirche

Zu unserem Bericht "Händchenhalten im Priesterseminar" (TV vom 10. Dezember):

Geahnt oder gewusst haben wir es schon lange. Aber jetzt wird uns schwarz auf weiß bestätigt, dass auch ein Priesterseminar kein Ort der sexuellen Abstinenz oder Enthaltsamkeit ist. Im Gegenteil. Der Skandal ist jedoch nicht, dass junge Priesteranwärter ihre sexuellen Neigungen ausleben und damit einem zutiefst menschlichen Bedürfnis nachgehen. Der Skandal liegt darin, dass die Amtskirche an ihrer jahrhundertealten körper- und lustfeindlichen Haltung festhält und bestimmte sexuelle Orientierungen wie Homosexualität als "widernatürlich" darstellt. Dabei lesen wir schon im ersten Buch des Alten Testaments, dass Gott die Welt mit all ihren Lebewesen schuf und sah, "dass es gut war". Auch im Neuen Testament ist keine einzige Stelle verbürgt, dass Jesus Menschen wegen ihrer andersartigen sexuellen Orientierung von sich gewiesen hätte. Wenn Gott also den Menschen so liebt, wie er ist, dann auch so. Dabei schafft die Amtskirche durch ihre körperfeindliche Haltung einerseits und den mit Weihen und höchsten moralischen Ansprüchen ausgestatteten Zirkel von Amts- und Würdenträgern andererseits geradezu den Nährboden für diese "Skandale", die sogar vor den Pforten des Vatikans keinen Halt machen und einen noblen und hochherzigen Papst verzweifeln lassen. Welcher junge Mann, zumal, wenn er sich seiner andersartigen sexuellen Orientierung noch nicht gestellt hat, fühlt sich nicht magisch von diesem sich selbst sakralisierenden Männerbund angezogen, um in geschützter Atmosphäre so zu sein, wie er ist? Solange sich die Amtskirche diesem Widerspruch nicht stellt, wird sie von "Skandal" zu "Skandal" an Glaubwürdigkeit und Gläubigen verlieren. Schade! Reiner Weber, Konz

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