Macht Insulin dick?

Mancher Diabetiker vom "Erwachsen"-Typ 2b wird nach Jahren Insulintherapie bei sich einen unerfreulichen Gewichtszuwachs messen. Dabei war er doch schon vorher übergewichtig. Dieses Problem wird in seriösen Studien mit Zahlen belegt: im Schnitt plus fünf Kilogramm in fünf Jahren beim übergewichtigen Typ 2b unter Misch-Insulintherapie.

Vor Beginn der Injektion sollte diese Nebenwirkung zwischen Arzt und Patient besprochen werden. Insulin hat neben der blutzuckersenkenden Wirkung die natürliche Funktion, "anabol" und "fettreservensichernd" zu sein. Dennoch darf eine notwendige Insulintherapie niemals unterbleiben! Der Übergewichtige ist nicht mehr sensitiv (empfindlich) auf Insulin, und deshalb steigt der Blutzucker. Durch eine Insulintherapie wird der Blutzucker zwar gesenkt, aber auch der Fettabbau gehemmt. Unter Insulin normalisierte Blutzuckerwerte sind nicht das einzige Ziel der Therapie, vielmehr muss die Sensitivität auf Insulin gesteigert werden. Das geschieht durch Muskelarbeit und Bewegung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion. Die Insulintherapie sollte maßgerecht, knapp und kurzwirkend zur Mahlzeit sein. Am günstigsten ist die Injektion eines kurzwirksamen Insulins zu den Hauptmahlzeiten - was auch nach einem festen Schema möglich ist. Langzeitinsulin sollte beim Typ 2b möglichst nur zur Nacht gegeben werden. Dieser Mehraufwand an Injektionen entschärft die Gewichtsproblematik und verbessert die Flexibilität. Niemals sollte man versuchen, ‚Diätsünden' durch erhöhte Insulin-Injektionen ‚wegzuspritzen'. Das extra Stück Kuchen kann nur durch den anschließenden Spaziergang ausgeglichen werden, damit es sich nicht beim nächsten Steigen auf die Waage rächt. Fazit: Besser sind mehr Bewegung und so wenig Insulin, wie eben zur guten Blutzuckerkontrolle möglich. Dr. Hermann-Josef Dixius, Facharzt für Allgemeinmedizin und Diabetologie, Kordel

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