Monsieur "O" hat so langsam Erfolg

Trier-Feyen/Weismark · Er ist geboren in Kürenz, aber mit Leib und Seele Ortsvorsteher von Feyen/Weismark. Im TV-Interview erzählt Rainer Lehnart, warum er die Trierer immer wieder zum "O" bekehren will.

 Rainer Lehnart vor der Grundschule in Feyen: Der Ortsvorsteher wünscht sich schnell einen Anbau. TV-Foto: Michael Schmitz

Rainer Lehnart vor der Grundschule in Feyen: Der Ortsvorsteher wünscht sich schnell einen Anbau. TV-Foto: Michael Schmitz

Foto: (h_st )

Trier-Feyen/Weismark. Zum Fototermin geht's mit Rainer Leh nart natürlich zur Schule. Deren Entwicklung liegt dem Ortsvorsteher besonders am Herzen, wie er im Gespräch mit TV-Redakteur Michael Schmitz berichtet. Herr Lehnart, welches ist der schönste Trierer Stadtteil?Lehnart: Sagen wir mal so: Neben den vielen schönen Stadtteilen, die Trier noch hat, ist Feyen/Weismark der wahrscheinlich schönste Stadtteil.Wie bei einigen anderen Stadtteilen auch, so ist Feyen/Weismark ja eigentlich gar nicht ein Stadtteil, sondern mehrere: Feyen, Weismark, Grafschaft, Castelnau. Gibt es trotzdem so etwas wie eine Stadtteil-Identität oder Verbundenheit mit Feyen/Weismark?Lehnart: Ich würde da nicht von Stadtteilen sprechen, sondern von Quartieren. Es gibt das alte Dorf Feyen, das vor gut 100 Jahren eingemeindet worden ist. Dann die Siedlung auf der Weismark, die in den 30er Jahren entstanden ist, und dann jenseits der B 268 die Grafschaft. Es gibt Menschen, die in Alt-Feyen aufgewachsen sind, die fühlen sich mehr als Feyener, andere als Weismarker oder Grafschaftler. Das ist niemandem zu verdenken, das ist einfach die Historie. Es gibt aber keine Reibereien, die fühlen sich alle dem Stadtteil gleich verbunden.Eigentlich müsste man Sie Monsieur O nennen - können Sie sich denken, warum?Lehnart: (lacht, überlegt einige Zeit) Wegen Casteln-o?Genau. Weil Sie bei jeder Gelegenheit die ganze Stadt zum "O" in Castelnau bekehren wollen. Gelingt das denn mit der Zeit?Lehnart: So langsam gelingt das, ja. Sie werden lachen, aber am schwierigsten ist es noch bei der Stadtverwaltung. Wie sprechen Sie denn Renault aus oder Bordeaux? Da gibt es ja auch keine Diskussion. Es fällt mir übrigens auf, dass insbesondere Jüngere sofort Castelno sagen, die kämen gar nicht auf die Idee, das anders auszusprechen.Castelnau ist ja noch einmal ein komplett neues Quartier - wie wird sich das auswirken, wie wird das den Stadtteil verändern?Lehnart: Castelnau ist ein Glücksfall für den gesamten Stadtteil, die Entwicklung ist durchweg positiv, das Einkaufszentrum stellt für Feyen/Weismark eine neue Mitte dar, die es vorher nicht gab und die ohne Castelnau nie gekommen wäre. Beim täglichen Einkauf können dank der Geschäfte im Castelnau-Forum nun auch Begegnungen im Stadtteil stattfinden, man trifft sich da einfach mal. Wenn nun noch der Grünzug fertig ist mit der Bastion, dann hat das auch noch eine gestalterische Qualität. Die Menschen ziehen ja vermutlich nicht nach Castelnau, weil sie unbedingt nach Feyen/Weismark wollen, sondern, weil Bauland knapp und das Gebiet attraktiv ist.Lehnart: Da muss ich widersprechen. Die Leute ziehen schon gezielt nach Feyen wegen des Angebots an Freizeit mit dem Südbad, dem Mattheiser Weiher und dem Mattheiser Wald, den Sportplätzen sowie der relativen Nähe zur Stadtmitte. Man kann zu Fuß oder per Fahrrad gut die City erreichen. Oder per ÖPNV, wobei der Anschluss aber zu den Sternbuszeiten verbessert werden könnte. Obwohl es ein Großprojekt ist - 34 Hektar werden entwickelt -, gab es bei Castelnau I kaum Widerstand oder Probleme mit Anwohnern. Bei anderen Großprojekten ist das ja regelmäßig anders. Wie ist das gelungen?Lehnart: Erst mal waren wir schon grundsätzlich froh, dass die EGP in Castelnau mit einem schlüssigen Konzept mit vielen Elementen des Stadtteilrahmenplanes zum Zuge gekommen ist. Dadurch hat die Stadt ja auch Einfluss auf die Entwicklung des Projektes gehabt. Und die EGP hat das gut gemacht und im Vorfeld des Projektes und auch während der Umsetzung einfach sehr viel mit den Bürgern geredet. Dazu gab und gibt es ja die vielen gut besuchten Castelnau-Gespräche. Jetzt nach der Fertigstellung erfährt der Bereich überwiegend Zustimmung. Gerade heute hat mir noch eine ältere Dame gesagt, dass sie froh ist, dass sie jetzt zu Fuß selbst was einkaufen gehen kann - früher musste sie sich das mitbringen lassen. Das neue Viertel hat also für alle einen Mehrwert. Bei Castelnau II dagegen gab es jetzt schon Kritik, vor allem vonseiten des Naturschutzes. Wird das denn tatsächlich gelingen, in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Mattheiser Weiher ein umwelt- und sozialverträgliches Wohngebiet hinzustellen?Lehnart: Erst mal muss man unterscheiden zwischen Mattheiser Wald und FFH-Gebiet. Der Bebauungsplan zum Handwerkerpark war ja schon rechtmäßig, ist aber aus den bekannten Gründen nicht realisiert worden. Die Stadt hat die EGP gebeten, das Gelände zu kaufen, um einer Fehlentwicklung vorzubeugen. Der Ortsbeirat hatte sich sehr früh schon für eine Wohnbebauung ausgesprochen. Die EGP hat jetzt eine Arrondierung der Flächen vorgenommen, damit zwischen der Bebauung und dem FFH-Gebiet ein räumlicher Puffer entsteht, so dass die Konflikte weitgehend ausgeschlossen sind. Bei der Entwicklung der Höhenstadtteile hat sich als großes Problem herausgestellt, dass die Stadtteile zwar gewachsen sind - die Verkehrsanbindung ins Tal aber nicht früh genug optimiert wurde. Droht die Entwicklung auch, wenn in Castelnau II jetzt noch einmal 1900 Bewohner bis 2025 hinzukommen?Lehnart: Unabhängig von Castelnau II bedarf es erstens des kreuzungsfreien Anschlusses der Pellinger ans Moselufer und zweitens des Lückenschlusses Aulstraße/Straßburger Allee einschließlich einer neuen Aulbrücke. Das ist jetzt schon dringend erforderlich, es stellt auch für Fußgänger und Radfahrer eine Verbesserung dar. Es kann nicht sein, dass man von einer gut ausgebauten Straße wie der Straßburger Allee in ein solches Nadelöhr ohne Bürgersteig hineinfährt. Die Konzer hätten schon seit Jahren gerne eine Anbindung von Roscheid an die B 268 - das würde die Geschäftsleute in Castelnau vermutlich auch freuen. Sie aber nicht, oder?Lehnart: Ganz klares Nein. Wenn aus dieser Richtung noch Verkehr nach Feyen/Weismark einfließen würde, dann würde das Fass zum Überlaufen gebracht. Dagegen wäre der Verkehr von Castelnau II ja ein Klacks. Es gab ja mal Überlegungen, dort eine nur für Stadtbusse freigegebene Trasse zu machen. Die wurde aber wieder verworfen, weil sich das wohl nicht gerechnet hätte. Außerdem hätten wir auch befürchtet, dass so eine Trasse dann auf einmal doch für den normalen Verkehr genutzt wird. Unser Blick in die Statistik hat gezeigt: Die eher mittelalten Jahrgänge 40- bis 50- und 50- bis 60-Jährige sind überdurchschnittlich stark vertreten, Kinder bis zehn Jahre auch (10 Prozent Anteil statt 7,9 in der Stadt). Ist der Stadtteil denn für Familien mit Kindern gerüstet?Lehnart: Klares Nein. Die Bedarfs-Zahlen sind bekannt. Der Schulanbau hat sich verzögert, und die Planung für die Kita am Schulstandort ist noch nicht angegangen worden. Die wären unbedingt nötig, allein schon um den jetzigen Bedarf zu decken. Woran hängt's denn?Das hängt am zuständigen Dezernat, in diesem Fall dem Sozialdezernat. Dies muss die Vorlage erarbeiten, in den Stadtrat einbringen und die entsprechenden Mittel im Haushalt einstellen. Seit Anfang meiner Ortsvorsteherzeit habe ich darauf hingewiesen, dass wir vorbereitet sein müssen. Denkspiel: Der Oberbürgermeister gewinnt im Großstadtlotto einen fetten Millionenbetrag. Feyen/Weismark bekommt 1 Million davon ab, und der Ortsvorsteher darf entscheiden, wohin das Geld geht. Was würden Sie damit machen?Lehnart: Sofort in die Kita und in die Schule stecken! micExtra

Rainer Lehnart (67) ist gebürtiger Kürenzer. Er lebt seit 1976 in Feyen/Weismark. Lehnart ist verheiratet, hat zwei Kinder, zwei Enkelkinder und ganz neu eine Urenkelin. Im Stadtrat ist der SPD-Politiker seit 1989, Ortsvorsteher ist er seit 2009. Lehnart hat Radio- und Fernsehtechniker gelernt und den Meister und an der Fachhochschule Trier sein Ingenieur-Diplom in Elektrotechnik gemacht. An der Uni Kaiserslautern studierte er dann noch Lehramt für berufsbildende Schulen und unterrichtete zuletzt als Studiendirektor an der Berufsbildenden Schule Gewerbe und Technik mit den Fächern Elektrotechnik, Mathe und Sport. mic

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