Protest gegen geplante Windräder rund um Fell

Fell · Information, Diskussion, eine Liste, ein Film: Rund 140 Bürger haben die Veranstaltung besucht, zu der die neu gegründete Bürgerinitiative (BI) Feller Gegenwind eingeladen hatte. Fazit: Weitere 53 Anwohner wollen nicht hinnehmen, dass der Ort bald wohl von riesigen Windrädern umstellt sein wird.

Fell. Die Zeichen stehen im idyllischen Fellertal auf Sturm. Etliche Bürger wehren sich gegen die Pläne, dass sich bald mindestens weitere neun 200-Meter-Riesen auf den Höhen, die Fell umgeben, drehen werden. Das bekundeten Teilnehmer teils sehr emotionsgeladen während der Informationsveranstaltung, zu der die Bürgerinitiative Feller Gegenwind in den Silvanussaal eingeladen hatte. Bi-Mitbegründer und Gemeinderatsmitglied Helmut Schneiders (SPD) sagte vorweg, dass die BI nicht gegen Windräder sei, sondern dagegen, sie da aufzustellen, wo sie Lebensqualität beeinträchtigten.
Zurzeit drehen sich auf Waldracher Seite zehn Anlagen - vier davon sind 180 Meter hoch. Seit die Riesen dort stehen, werden die Geräusche der Rotorblätter bei Südostwind ins Fellertal gepeitscht. "Ich dachte beim ersten Hören an ein Flugzeug, das nicht landen kann und will", sagte Hermann Gorges, besorgter Feller Bürger und Ex-Banker. Der Kenner des Immobiliengeschäfts referierte kurz über den wertmindernden Einfluss, den die Windräder in Ortsnähe auf Baugrundstücke und Eigentum der Bürger haben könnten.
Auch der zweite eingeladene Experte, Manfred Weißhaar vom Naturschutzbund (Nabu) Region Trier, äußerte seine Bedenken. Der Naturschützer sieht die deutschlandweit einzigartige Vielfalt der Fledermäuse - 18 von 21 Arten konnten in Fell nachgewiesen werden - gefährdet. Zudem erinnerte er an das in Fell ausgewiesene rund hundert Hektar große Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) ein europäischer Naturschutzraum. Rony Sebastiani, Ortsbürgermeister von Fell verteidigte den mehrheitlichen Beschluss des Feller Gemeinderates, in Nähe des Fellerhofes vier Windanlagen zu errichten. "So schön wie Naturschutz ist, man muss sich ihn auch leisten können", sagte der Ortschef. Für viele Argumente aus den Bürgerreihen, etwa dass Infraschall, ein Luftschall den der Mensch nicht hören kann, die Gesundheit schädige, entgegnete Sebastiani, gebe es keinerlei Studien. Es sei noch ein langer Weg zu den Feller Windrädern. Innerhalb des Bauverfahrens werde es noch einige Prüfungen wie Lärmprüfungen geben. Am Ende standen viele Meinungen und Fragen der Bürger im Raum: "Ich will kein Versuchskaninchen für Studien werden. Wie bekommt man diesen Wahnsinn gestoppt? Kann man noch etwas gegen die Windräder in Riol machen? Die Verbandsgemeinde produziert schon mehr Strom als sie braucht. Brauchen wir noch mehr?" Laut Schneiders haben sich zu den zehn BI-Gründern 53 weitere Windkraftgegner in eine Liste eingetragen. Einen Heimatfilm mit kriminalistischem Hintergrund zum Thema Windkraft, der den Abend einrahmen sollte, wollte allerdings kaum jemand sehen. "Das nimmt dem Abend die Ernsthaftigkeit", sagte eine Feller Bürgerin.
Meinung

Wutgeheul statt Applaus
"So schön Naturschutz ist - man muss ihn sich auch leisten können" - dieser knappe Satz, gelassen ausgesprochen vom Feller Ortsbürgermeister Rony Sebastiani, trifft in den Augen vieler Feller Bürger den Kern der Sache. Sie spüren, dass es beim Windkraftwettlauf der Gemeinden Fell und Riol nur vordergründig um die Abschaffung der Atomenergie und um die Klimarettung geht. In Fell wird noch deutlicher als anderenorts, dass hauptsächlich Geld und Gewinnstreben die Windkraft beflügeln. Und das Volk - hier vertreten durch die Bewohner des Feller Tals - soll bitte die Zeche in Form immer höherer Strompreise zahlen, aber bloß nicht über ein paar Windräder in Sichtweite jammern. Erwartet wird Applaus für die Umwelt- und Klimaretter, denen die Umwelt aber egal zu sein scheint. In Fell ist der Beifall dem Wutgeheul gewichen. Irgendwas läuft dort schief - wurde etwa der Bogen überspannt? f.knopp@volksfreund.deExtra

Die Gemeinde Fell plant vier 200 Meter hohe Windräder auf dem Fellerhof zu errichten. Auch Riol beabsichtigt fünf 200 Meter hohe Windräder Auf Vogtel aufstellen zu lassen. Von Riol aus werden die Riesenrotoren zu sehen sein, sagte Ortsbürgermeister Arnold Schmitt. Er geht davon aus, dass zumindest die Flügelräder in Fell sichtbar sein werden. Aber dazu gebe es noch keine Visualisierung, die gebe es nur für Riol und Longuich. kat

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