Schönheit, Charme und Fachwissen

Trier · Fragt man drei Experten, bekommt man vier Meinungen. So ungefähr war es auch bei der Wahl der Moselweinkönigin. Eine klare Favoritin hatte die 31-köpfige Jury noch nicht, als am Freitag der Wahlabend in der Trierer Europahalle begann. Am Schluss siegte Maria Steffes dank frischem Charme und viel Fachwissen.

 Erleichterung und Freudentränen: Maria Steffes (Mitte) ist die neue Gebietsweinkönigin Mosel. Als Prinzessinnen begleiten sie Marie-Luise Kerpen (links) und Julia Gessinger (rechts). TV-Foto: Friedemann Vetter

Erleichterung und Freudentränen: Maria Steffes (Mitte) ist die neue Gebietsweinkönigin Mosel. Als Prinzessinnen begleiten sie Marie-Luise Kerpen (links) und Julia Gessinger (rechts). TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Udo Lindenberg liebt Whisky. Aber was wäre, wenn der Rocker aus Hamburg auf die neue Moselweinkönigin Maria Steffes trifft? Sind wir ehrlich: wahrscheinlich nicht viel. Vielleicht würde die energiegeladene 20-Jährige den Whisky-Liebhaber aber tatsächlich vom Moselriesling überzeugen. Nach ihrer spontanen Rede, die sie zu eben diesem Thema - Lindenberg, Whisky, Wein - auf der Bühne der Europahalle halten muss, mag man das fast glauben. Die angehende Weinbaustudentin legt so viel einnehmende Leidenschaft in ihren Auftritt beim von TV-Redakteur Alexander Houben moderierten Wahlabend, dass man ihr das leichte Lispeln und die überbordende Körpersprache nicht anlastet, sondern reizend und charmant findet.
Tagsüber hatten sich die sieben jungen Bewerberinnen um die Krone bereits den Fachfragen der Experten gestellt. Nicht nur Faktenwissen zu Wein-, Verbraucher- und Marketing-Dingen war da gewünscht. Die Frauen - darunter auch Marketing-Studentinnen und künftige Lehrerinnen - mussten sich außerdem zu offenen Fragen positionieren. Zum Beispiel, welche Vor- und Nachteile das neue gesetzliche Verbot hat, einen Wein mit dem Begriff "bekömmlich" auf dem Etikett zu loben.
Einfach macht es sich die 31-köpfige Jury nicht: Alexander A. Kohnen, Geschäftsführer des International Wine Institute in Bad-Neuenahr an der Ahr, vergibt in den Kategorien Fachwissen, Auftreten inklusive äußere Erscheinung, Ausstrahlung, Sprache, Verhalten und Präsentation auf der Bühne jeweils bis zu 100 Punkten, um möglichst fundiert entscheiden zu können. Anna Reimann, Leiterin Vertrieb und Marketing bei den Bischöflichen Weingütern Trier, setzt auf das Schulnoten-System. Und von Al brecht Ehses, bei der Industrie- und Handelskammer Trier verantwortlich für den Geschäftsbereich Wein und Tourismus, erhalten die Kandidatinnen bis zu fünf Sterne. Die spätere Siegerin Maria Steffes liegt zumindest bis zur Mitte des Wahlabends noch bei keinem der drei auf Platz eins.
Bei Man-Soo Hwang dagegen schon. Der Südkoreaner lebt in Trier vom Weinexport in seine Heimat. "Im asiatischen Raum kommen elegante, blonde Frauen mit heller Haut und hellen Augen natürlich sehr gut an", sagt der Geschäftsmann. "Aber Maria Steffes ist nicht nur charmant, sie war die Beste bei der Fachbefragung. Und das ist am wichtigsten, wenn sie mich nach Südkorea begleitet und dort vor Fachkunden bestehen muss." Im ersten Wahlgang, bei dem die Siegerin mehr als die Hälfte der Jurystimmen erhalten muss, schafft Maria Steffes es zwar nicht. Im zweiten Wahlgang setzt sie sich dann allerdings gegen ihre Konkurentinnen durch. Und so besteht das Dreigestirn, das in den kommenden zwölf Monaten das Weinbaugebiet Mosel weltweit bei Hunderten Terminen repräsentieren wird, aus einer guten Mischung: Die brünette, energiegeladene und authentische Königin Maria Steffes von der Obermosel und ihre Prinzessinnen, die blonde, elegante und kontrollierte Marie-Luise Kerpen aus Bernkastel-Wehlen und das schwarzhaarige, zierliche Temperamentsbündel Julia Gessinger aus Zeltingen-Rachtig.
"Ich habe bei so einem engen Bewerberfeld nicht damit gerechnet zu gewinnen", sagt die strahlende Maria Steffes, als das Ergebnis feststeht, die Krone frisch in die Haare gedrückt. "Und ich freue mich sehr auf ein tolles Jahr mit meinen beiden Prinzessinnen!"Extra

Andrea Schlechter aus Enkirch, Moselweinkönigin 2011/12, verabschiedete sich mit ihren Prinzessinnen Alexandra Rosch aus Longen und Maria Sailler aus Pölich am Freitagabend aus ihrem Amt. Bei der Wahl zur deutschen Weinkönigin am 22. und 29. September in Neustadt an der Weinstraße wird Andrea Schlechter für das Weinbaugebiet Mosel antreten. woc

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