Tatort Tanzfläche

TRIER. Die Gewalt nimmt zu. Zuletzt berichtete der TV von sich häufenden Übergriffen auf den Straßen der Stadt, jetzt schlagen auch die Diskothekenbetreiber Alarm: Die Brutalität wachse, vor allem US-Amerikaner stellten das Sicherheitspersonal vor Herausforderungen. Bei manchen Gästen sorgen restriktive Einlass-Bestimmungen derweil für Unverständnis.

Der geplante Disko-Abend in der "Produktion" am Domfreihof war für die fünfköpfige Clique zu Ende, bevor er begonnen hatte: Einer der Freunde, ein dunkelhäutiger US-Soldat, wurde vom Türsteher abgewiesen. "Er sagte, dass Amerikaner und Franzosen nicht mehr reinkämen", erzählt eine 21-Jährige, die sich empört beim TV meldete. "Wir fanden es suspekt, dass die Entscheidung mit der Nationalität begründet wurde. Als wir ihn darauf angesprochen haben, durften wir alle nicht rein."Sorgenkinder: US-Soldaten

Peter Stablo, Chef des Vereins Palais und damit der "Produktion", erklärt, man versuche, den Anteil männlicher Soldaten niedrig zu halten. In der Vergangenheit sei es mehrfach zu "mehr als unangenehmen Situationen" gekommen, für die Soldaten verantwortlich gewesen seien. "Die negative Gruppendynamik von jungen, zwangskasernierten Männern kann zu extremen Taten führen", sagt der Palais-Chef. Die Gewaltbereitschaft habe in den vergangenen Jahren enorm zugenommen, beklagt er - ganz besonders bei US-Soldaten. Das führt Stablo auf den Irak-Krieg zurück: "Der liegt 30 Kilometer vor unserer Tür." Er stellt eine Verrohung fest, zudem gebe es massive Alkohol- und Drogenprobleme. "Die Situation ist ganz anders als vor vier Jahren." In der Trierer Diskothek Forum hat man ähnliche Erfahrungen gemacht: "Dass es gerade mit den amerikanischen Mitbürgern schwierig geworden ist, muss ich bestätigen", sagt Eventmanager Can Seiwert. Es sei für das Sicherheitspersonal schwierig zu entscheiden, ob jemand einfach Spaß haben oder beim Tanzen Aggressionen ablassen wolle. "Das endet oft in Gewalt." Auch Stablo berichtet von einer allabendlichen Gratwanderung der Sicherheitskräfte: "Wir müssen unsere Gäste schützen und dabei auf das empfindlichste Glied Rücksicht nehmen. Frauen sollen abends alleine in die Disko können." Das "Forum" hat mit der Installation von Sicherheitstechnik auf die zunehmende Gewalt reagiert. In der "Produktion" wurden eine Zeit lang am Einlass Führerscheine und Personalausweise eingesammelt. "Doch dann kam ein Special Agent aus Spangdahlem und hat das verboten - aus Sicherheitsgründen", berichtet Stablo. Die zunehmenden Probleme gingen allerdings nicht allein auf das Konto der US-Militärs, stellt der Palais-Chef klar. "Wir haben es mit einer steigenden Gewaltbereitschaft in der gesamten Gesellschaft zu tun. Auch in Trier nimmt die Gewalt zu." Stablo erinnert an die brutalen Übergriffe der vergangenen Wochen in der Stadt. Unglückliche Formulierung oder Diskriminierung?

Die junge Frau, die sich über die Abweisung ihres Freundes ärgert, versteht, dass Diskotheken bei der Auswahl der Gäste vorsichtig sind. "Aber es kann ja wohl nicht sein, dass einzelne Nationalitäten von vornherein ausgeschlossen werden. Das grenzt an Rassismus und ist demütigend für die Betroffenen." Peter Stablo stellt klar: "Wir untersagen keiner Person aufgrund ihrer Herkunft - sei es Hautfarbe oder Nationalität - den Zutritt zu unserer Einrichtung!" Die Äußerung des Türstehers, Amerikaner und Franzosen müssten draußen bleiben, erklärt er sich so: "Bei den Soldaten, deren Zahl wir begrenzen, handelt es sich hauptsächlich um Amerikaner aus Spangdahlem und Franzosen aus Saarburg. So kam es wohl zu der unglücklichen Formulierung." Er habe mit dem zuständigen Security-Unternehmer gesprochen, der die Angelegenheit klären werde. Bestätige sich die Darstellung der Clique, "wird das Konsequenzen haben".

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