Trierer Ratsfraktionen bestürzt über Aus für Inszenierung „NeroHero“

Trier · Die Reaktionen auf die Absage der Open-Air-Inszenierung „NeroHero“ durch die Stadt Trier (der TV berichtete am 7. April) fallen heftig aus. Es brennt zwischen Stadtrat und Dezernent, aber auch zwischen den Ratsfraktionen herrscht eine feurige Atmosphäre.

Gerüchten zufolge soll Nero im Jahr 64 nach Christus Rom in Brand gesteckt haben. Auch wenn der Kaiser damals ein Alibi hatte: Gleich mehrere politische Akteure spielen in ihren Reaktionen nach der Absage der für August vor der Porta Nigra geplanten Uraufführung "NeroHero" auf die antike Katastrophe an."Feuer im Kulturdezernat" sieht Thorsten Wollscheid, Kreisvorsitzender der Jungen Union. Dezernent Thomas Egger habe die Antikenfestspiele beendet (2010), "Brot und Spiele" beerdigt (2012) und nun "NeroHero" gegen die Wand gefahren. Petra Kewes (Grüne) ist "richtig verärgert" über die Absage: "Wir wollten mit unseren Nachfragen nur etwas Feuer reinbringen, damit Finanzen, Marketing und mehr endlich geklärt werden. Die Stadt hätte durchaus noch die Kurve kriegen können - die Verantwortung liegt bei Thomas Egger."Ursprünglich sollten drei, dann nur noch zwei Aufführungen des Spektakels "NeroHero" die große Nero-Ausstellung in den Trierer Museen begleiten, das Mosel Musikfestival bereichern und unter dem Arbeitstitel "Nukleus" neue Maßstäbe für ein jährliches "Festival im Festival" setzen. Dezernent Egger jedoch sah sich am Mittwoch gezwungen, wegen "ewiger Finanzdiskussion" und kritischer Quertreiber das Scheitern zu verkünden. Egger bezog sich auf eine Pressemitteilung von CDU und Grünen vom Dienstagabend, die "Rettungsmaßnahmen" gefordert hatten. Zwei Sponsoren hatten abgesagt, und es hätte wegen Beschränkungen nur ein Bruchteil der Karten verkauft werden können.Eggers Parteifreunde von der SPD springen ihm in Person von Sven Teuber und Markus Nöhl bei: "Es ist mehr als bedauerlich, dass Schwarz-Grün mit ihrem Vorpreschen den gemeinsamen Pfad der Beratung voreilig verlassen hat. Mit diesem öffentlichen Vertrauensentzug wurde Schwarz-Grün zu den Totengräbern des Kulturfestivals."Udo Köhler (CDU) weist die Anschuldigung zurück: "Wir wollen ein Bespielen der antiken Stätten, aber nicht auf wackeligen Beinen. Wir haben zugesagte Antworten auf Fragen nach Finanzierung, Werbung und Medienarbeit zur Ankurbelung des Kartenvorverkaufs nie bekommen." Hermann Kleber (FWG) hätte erwartet, dass der Kulturausschuss frühzeitig über Probleme informiert wird: "Es hieß immer: Es läuft. Doch ein ausgearbeitetes Konzept fehlte, mit dem man in die Vermarktung hätte gehen können." Trier stehe offenbar nicht an erster Stelle bei den Projekten des Choreographs Cesc Gelabert aus Barcelona.Tobias Schneider (FDP) moniert, dass kleinere Fraktionen im Kulturausschuss nicht vertreten seien: "Als FDP stehen wir Kulturprojekten mit der Stadt als Veranstalter skeptisch gegenüber. Das muss man sich immer sehr genau anschauen."Susanne Kohrs (Die Linke) kritisiert "Nichtkommunikation" und vorschnelle Absage: "Die genannten Gründe scheinen nicht akut zu sein." Matthias Koster sitzt für Linksfraktion im Kulturausschuss: "Vom Dezerneten haben wir leider nichts zu dem Thema gehört, sondern aus den Medien von der Absage erfahren. Eine Sondersitzung des Kulturausschusses wäre sinnvoll gewesen."Michael Frisch (AfD) findet es "richtig, angesichts eines Kostenvolumens von über 400.000 Euro für eine Aufführung mit maximal 1200 Besuchern die Notbremse zu ziehen". Das mangelhafte Konzept des Intendanten Karl Sibelius sei eine wesentliche Ursache des Scheiterns.

EXTRA Eine Antwort und neue FragenDie Irritationen um den Förderantrag zu "NeroHero" sind aufgeklärt. Eine Ministeriumssprecherin hatte gesagt, in Mainz liege kein solcher Antrag vor. Auf TV-Anfrage bestätigte die Aufsichts- und Dienstleitungsdirektion Trier am Donnerstag die Aussage der Stadt, dass diese am 28. Oktober 2015 einen Förderantrag an die ADD (und den Kultursommer Rheinland-Pfalz) eingereicht habe. Die ADD bearbeite den Antrag nach der Förderrichtlinie Kultur.Theaterintendant Karl Sibelius stellt sich nicht mehr als künstlerischer Leiter des "Nukleus"-Projekts zur Verfügung. Inwiefern diese Funktion vertraglich geregelt und honoriert ist und ob sie neu besetzt werden soll, will die Stadt intern prüfen und dann das Ergebnis mitteilen.

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