Triers dicke Lieblinge leiden

Trier · Die 40 bunten Dickhäuter der Elephant Parade ziehen nicht nur bewundernde Blicke auf sich, sondern reizen offenbar auch unbekannte Täter zum Angriff. Mittlerweile sind acht der 40 Elefanten - darunter der Lovely Elepunk von Jette Joop und der Römer vor der Basilika - beschädigt, zerkratzt oder beschmiert worden.

Trier. Die kleine Lena strahlt. Mit Hilfe von Papa Gerhard ist sie auf den Rücken von Amazing Lotus geklettert und darf dort kurz sitzen. Die Fünfjährige ist fasziniert von der Elefantenfigur mit den vielen Blüten. Als ihr Papa sie dann wieder runterhebt, ermahnt sie ihn mit ernster Stimme: "Pass aber auf, dass nichts kaputtgeht."
Lena muss keine Angst haben. Die Dickhäuter sind zwar keine Spielgeräte, sondern Kunstwerke, aber sie halten einiges aus. Vorsichtig tastende Hände oder auch kurz auf den Figuren reitende kleine Kinder können keine großen Schäden anrichten, wenn die Eltern aufpassen und empfindliche Teile vermeiden. Begeisterte Kinder sind deshalb auch nicht das Problem, sondern gezielter Vandalismus. Unbekannte Täter haben sich bereits große Mühe gegeben, dauerhafte Schäden an einzelnen Figuren anzurichten.
Eines der Opfer ist der goldene Lovely Elepunk der Designerin Jette Joop. Vier seiner sechs Ohrringe und Accessoires hat er bereits verloren. Sie wurden abgerissen. Dazu ist erheblich mehr Kraft nötig, als ein auf dem Elefanten reitendes Kind aufbringen könnte. Die Bilder auf dem Rücken von Kussi, dessen Patin die Starköchin Lea Linster ist, wurden übermalt und beschmiert. Ein Teil des stolzen Helmbuschs von Romanian, der vor der Basilika steht und eine römische Rüstung trägt, wurde abgebrochen. Drei von mittlerweile acht Beispielen.
Die Geschäftsführer der Elephant Expo Trier-Luxemburg GmbH sehen die Entwicklung mit großer Sorge. Schließlich sollen die Elefanten - 40 in Trier, 55 in Luxemburg - bis zum 18. Oktober im öffentlichen Raum stehen. "Wirklich traurig, dass manche Menschen die Kunst von anderen nicht respektieren können", sagt Pressesprecherin Birgit Kehren. "Die Künstler wünschen sich mehr Achtung vor ihrer Arbeit."
Man solle sich bewusst machen, dass viele Stunden Arbeit in jedem einzelnen Elefanten stecken und dass sie alle für einen guten Zweck verkauft werden. "Bevor die Elefanten in die Auktion gehen, werden sie instand gesetzt und gereinigt", kündigt Kehren an. Doch eine sofortige Behebung der Schäden ist ein schwieriges Thema. "Wenn wir die Vandalismusspuren jetzt sofort beseitigen, dann sind die Elefanten nach einigen Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder beschädigt." Denn eine ständige Kontrolle und Bewachung der mit Sockel bis zu 600 Kilogramm schweren Figuren im gesamten Innenstadtraum ist natürlich nicht möglich.
Das bestätigt auch die Polizei. Aber sie gibt den Tätern eine klare Warnung mit: Wer erwischt oder gesehen und überführt wird, müsse mit hohen Strafen rechnen. "Schließlich handelt es sich um Kunstwerke", sagt Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier. "Zu dem strafrechtlichen Vorwurf der Sachbeschädigung kommt die Haftung für den Schaden."
Die Polizei bittet Augenzeugen, sich unter 0651/9779 3200 zu melden.Meinung

Wer die Täter sieht, gibt Alarm
Kunst im öffentlichen Raum ist leider eine weitere Chance für Wirrköpfe jeglicher Couleur, sich an fremdem Eigentum auszutoben und ihren Frust abzubauen. Schon als im Mai die Karl-Marx-Figuren von Ottmar Hörl in der Innenstadt auftauchten, nutzten einige die Gelegenheit und nahmen einfach eine oder gleich mehrere mit. Die Elefanten sind dafür zu schwer. Aber wenn man sie nicht klauen kann, dann macht man sie wenigstens kaputt. Die effektivste Methode, den Tätern diese Übergriffe abzugewöhnen, ist die direkte Alarmierung der Polizei, wenn man die Vandalen in Aktion sieht. Was tun sie, wo tun sie es, wie sehen sie aus, wo gehen sie hin? Wer die Ordnungshüter mit diesen Infos ausrüstet, stärkt auch die Sicherheit in der City. j.pistorius@volksfreund.deElefanten-Parade


Alle Elefanten zum Durcklicken finden Sie hier: http://volksfreund.de/elephant-parade

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