Wanderweg Zuständigkeit ungeklärt: Niemandsland Weinkulturpfad am Trierer Petrisberg

Trier · Demolierte Sitzbank bringt es an den Tag: Weder das Rathaus noch die Olewiger Winzer fühlen sich zuständig.

 Keine Zierde für die Weinmetropole Trier: Zerstörte Sitzbank am Weinkulturpfad auf dem Petrisberg.

Keine Zierde für die Weinmetropole Trier: Zerstörte Sitzbank am Weinkulturpfad auf dem Petrisberg.

Foto: Roland Morgen/TV/Roland Morgen

Wer sich im Internet über den Trierer Weinkulturpfad inormieren will, findet die reinste Idylle vor. Zum Beispiel auf der städtischen Homepage. Jede Menge schöner Fotos und textliche Erläuterungen wie „Beginnend in unmittelbarer Nähe des römischen Amphitheaters erfahren Sie auf ca. 1600 Metern Länge Sehenswertes und Merkwürdiges vom Anbau und Leben des Weinstocks. Entlang des Weges erhalten Sie auf vielen Hinweistafeln Informationen über Rebsorten, Klima und Bodenverhältnisse.“

Die Realität sieht etwas anders aus. TV-Leser Roland Maquenie (64), der den Weg regelmäßig geht, schimpft: „Als Trierer schäme ich mich für das Erscheinungsbild. Am schlimmsten ist die zertrümmerte Sitzbank oberhalb des Amphitheaters. Wirklich eine Schande.“

Stellt sich also die Frage nach der Zuständigkeit. Der TV fragt im Rathaus nach. Stadt-Pressesprecher Ernst Mettlach weist den Schwarzen Peter weit weg von der Verwaltung: „Dafür sind wir nicht verantwortlich. Der Weinkulturweg ist keine städtische Einrichtung, sondern wurde in Privatinitiative angelegt.“

1972 war das, weiß Peter Terges (65), Vorsitzender der Vereinigung Trier-Olewiger Winzer und kennt auch Details: „Das war ein Gemeinschaftsprojekt der Tourist-Information und unseres Winzervereins.“ Was aber offenbar lediglich die Ausweisung und Möblierung eines bestehenden Wirtschaftsweges am Petrisberg betraf. „Wer für Pflege und Instandhaltung zuständig ist, wurde nicht geregelt.“

Immerhin wurde der Weinkulturpfad zur Landesgartenschau (LGS) 2004 auf dem Petrisberg ordentlich runderneuert. Terges „Das Geld kam aus einem LGS-Topf.“ Seither jedoch verkümmert der Pfad zusehends. Schilder sind verschmiert, einige der insgesamt zehn Bänke in einem bedenklichen Zustand – und die besagte oberhalb des Amphiheaters ist nur noch als Trümmerhaufen  existent. Vermutlich wurde sie in der jüngsten Silvesternacht zerstört.

Den Olewiger Winzern schwante wohl, dass der missliche Zustand des Weges auf sie zurückfällt. Schließlich führt er entlang eigener Wingerte nach Olewig. Und so betrieben sie immer wieder mal Kosmetik. Vor einigen Jahren etwa wurden die Bänke auf eigene Kosten lackiert. Aber jetzt, so sagt Terges, müsste man „mindestens 5000 Euro investieren, um alles auf Vordermann zu bringen“. Geld, das keiner hat. Auch nicht der Olewiger Ortsbeirat, den Terges in seiner Eigenschaft als Vize-Ortsvorsteher für ein Erneuerungsprojekt zu gewinnen versucht habe. Aber: „Die haben mich ausgelacht, als ich beantragt habe, einen Zuschuss aus dem Stadtteil-Budget zu gewähren.“ Der Winzerverein selbst fühlt sich „komplett außerstande und auch nicht zuständig“. Er richtet zwar seit 1949 das Trierer Weinfest im eigenen Stadtteil aus und kürt die Weinkönigin, besteht aktuell aber nur noch aus drei Mitgliedsbetrieben – historischer Tiefststand. Damit sehe man sich auch nicht mehr in einer moralischen Verpflichtung. Die Mehrzahl der Anrainer, darunter auch das DRK-Sozialwerk als Pächter der Weinbaudomäne Avelsbach, habe „mit unserem Verein nichts zu tun“.

Also passiert – Stand jetzt – erst mal nichts. Doch Terges tröstet sich: „Wenn das mal im TV gestanden hat, dann kommt bestimmt Bewegung ins Spiel.“

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