IHRE MEINUNG

Zur Berichterstattung über die umstrittenen Forstarbeiten im Hospitienwald bei Trier:

In Teilen des Hospitienwaldes werden großflächig und rigoros fast alle älteren Bäume herausgehauen. Ein naturnaher Wald wird ruiniert. Das erinnert stark an die früher verbreitete Kahlschlagmethode. Die moderne Forstwirtschaft hat solche Maßnahmen längst zugunsten schonenderer Verfahren aufgegeben. Wenn Stiftungsdirektor Hubert Schnabel dies nun auch noch als "Bewirtschaftung nach ökologischen ( … ) Grundsätzen" verkaufen möchte, verlässt er die Ebene seriöser Argumentation. Auch der Hinweis auf Verkehrssicherung und Gefahrenabwehr erklärt den Eingriff nicht. Dazu hätten gegebenenfalls Maßnahmen im Nahbereich begangener und befahrener Wege völlig ausgereicht. Abgesehen davon ist der Zustand der mit schwerem Gerät umgepflügten Wege alles andere als "sicher". Der etwas verdruckste Hinweis des Direktors auf "ökonomische Grundsätze" und auf die angeblich "beunruhigenden betriebswirtschaftlichen Ergebnisse" deutet darauf, wie der Hase wohl wirklich läuft: Zu Holzpellets zerhäckselt und am boomenden Markt verhökert, lässt sich mit wertvollen alten Bäumen kurzfristig ordentlich Kasse machen. Allerdings führt dies zu beunruhigenden ökologischen Folgen, die insbesondere spätere Generationen - auch ökonomisch - bezahlen werden. Dabei ist längst erwiesen, dass auch naturschonende Forstwirtschaft mit lohnendem Ertrag betrieben werden kann. In ihrem Leitbild hält die Stiftung Vereinigte Hospitien fest: "Aus Verantwortung für die uns anvertrauten Menschen sehen wir uns der Wirtschaftlichkeit verpflichtet." Das ist durchaus nobel. Aber kann man von der Stiftung nicht erwarten, dass sie die ihr anvertrauten Waldressourcen nachhaltig bewirtschaftet, statt sie durch ein kurzsichtiges Geschäftsmodell maximaler Rendite zu ruinieren? Den Raubbau im Hospitienwald jedenfalls sollte sie unverzüglich einstellen. Rolf Winkler, Trier

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