Sporthallenkrise im Visier der Handwerksexperten

Trier · Es war eine harte Doppelbelastung für Triers Baudezernenten Andreas Ludwig: Kurz nachdem er am Montag die Hiobsbotschaft aus der Sporthalle Feyen erhalten hatte, war er Stargast bei einem Expertenforum der Kreishandwerkerschaft. Dessen Thema: die Trierer Sporthallen.

"Sportstätten in Holzbauweise - Pflege, Wartung und Erhaltung." So lautete das Motto einer Expertenrunde, organisiert von der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. Der neutrale Titel sollte und konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handwerksexperten über eine Krise sprechen wollten. Die Sporthallenkrise der Stadt Trier , die in den vergangenen Monaten mehr als ein Drittel ihrer Hallen teilweise oder komplett sperren musste.

In der Vorbereitung auf diese Runde, zu deren Initiatoren Kreishandwerksmeister Herbert Tschickardt und Professor Harald Beitzel gehörten, hat Baudezernent Andreas Ludwig möglicherweise damit gerechnet, gute Nachrichten mitbringen zu können. Erst vor wenigen Tagen hatte er die Sporthalle der Barbara-Grundschule in Trier-Süd , die zehn Monate lang geschlossen war, wieder öffnen lassen. Die Sanierung war abgeschlossen, Ludwig überbrachte die gute Nachricht den 79 Kindern der Grundschule persönlich und fühlte sich in ihrem Kreis sehr wohl. Das war am Montag ganz anders.

"Ein Drehbuchautor hätte es kaum finsterer schreiben können", sagte Triers Baudezernent im Konferenzraum der Kreishandwerkerschaft. "Wir mussten die Halle in Feyen wieder schließen", sagte Ludwig und kündigte eine außerordentliche Pressekonferenz für Dienstagmorgen an.

Mit dieser Nachricht fühlte sich Ludwig offenbar sofort in der Defensive und mit dem Rücken zur Wand. Zumal die Halle in Feyen bei weitem nicht die einzige Trierer Sportstätte ist, die gewaltige bauliche Probleme hat. "Ich kann in solchen Fällen als verantwortlicher Dezernent nicht wegsehen, sondern muss sofort entscheiden, auch wenn das Ergebnis dann unpopulär ist", betonte er, unterstützt vom Leiter der Gebäudewirtschaft, Frank Simons.

Professor Harald Beitzel, erfahrener Ingenieur und langjähriger Bausachverständiger, referierte über die Sicherheit von Sportstätten in Holzbauweise und schloss mit einem eindeutigen Fazit. "Eine regelmäßige Überprüfung ist der wesentliche Faktor für die Instandhaltung." Eine Schlussfolgerung, die natürlich die Frage provoziert, wie die Trierer Sporthallen überhaupt in den aktuellen katastrophalen Zustand geraten konnten.

Dafür müssen sich Dezernent Ludwig und Amtsleiter Simons nicht verantworten, beide sind noch kein komplettes Jahr im Amt. "Wir werden weiterhin so konsequent und effektiv wie möglich an diesem Problem arbeiten", betonte Andreas Ludwig. "Wir werden es nur schrittweise lösen können."

Die Trierer Sportszene macht sich weiterhin Sorgen um die Zukunft. 2017 gehört Trier zu den Veranstaltungsorten der Handball-Weltmeisterschaft der Frauen und soll Spiele der Vorrunde ausrichten. "Dieses Turnier wird auf gar keinen Fall gefährdet sein", versprach Ludwig der Expertenrunde. jpExtra

Nach einer Überprüfung der Mäusheckerhalle im Jahr 2014 schöpfte die Stadtverwaltung Verdacht, dass die eingehängten Zwischendecken in vielen Sporthallen ein ernstes Problem sein könnten. Alle 34 Hallen wurden untersucht - mit gravierenden Folgen. Mehr als ein Drittel der Hallen wurde mit starken Einschränkungen belegt, beispielsweise ein komplettes Ballsportverbot, oder gleich ganz geschlossen. Die Gefahr, dass Deckenteile sich lösen und herabfallen, sei enorm, hieß es 2014 im Baudezernat. Das habe niemand ahnen können. jp

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