Chef von 100 000 Jungbauern

Hörscheid · Der Hof seiner Eltern in Hörscheid ist die Heimat von Matthias Daun. Aber er ist auch viel unterwegs. Denn der 27-jährige Agraringenieur ist Vorsitzender des Deutschen Bundes der Landjugend, und somit von 100 000 Jungbauern. In dieser Funktion versucht er, das Leben auf dem Land für junge Menschen attraktiv zu machen.

 Ein Leben zwischen Kühen und politischen Zielen: Matthias Daun ist Vorsitzender der Deutschen Landjugend. TV-Foto: Nora John

Ein Leben zwischen Kühen und politischen Zielen: Matthias Daun ist Vorsitzender der Deutschen Landjugend. TV-Foto: Nora John

Hörscheid. Das Leben von Landwirt Matthias Daun spielt sich zwischen dem kleinen Ort Hörscheid in der Verbandsgemeinde Daun und der Bundeshauptstadt Berlin ab. Dort fährt er etwa einmal wöchentlich hin, um dort seinen Aufgaben als Vorsitzender der Deutschen Landjugend nachzugehen - ein Zusammenschluss von rund 100 000 Jungbauern. Während es sich daheim vor allem um die rund 170 Kühe im elterlichen Betrieb dreht, verfolgt Daun in Berlin eher politische Ziele. "Wir wollen das Leben und die Möglichkeiten für die Menschen auf dem Land verbessern", sagt der 27-Jährige. Dazu gehört zum Beispiel ein Mobilitätskonzept oder eine vernünftige Versorgung mit Internet.
Die ist auch für ihn sehr wichtig. Denn um seine Arbeit für die Landjugend mit den Aufgaben auf dem Hof zu verbinden, da sind die modernen Medien ganz wichtig. "So 30 bis 40 E-Mails pro Tag kommen durch diese Arbeit", erzählt der junge Landwirt. Dank Smartphone können die eben auch mal während der Stallarbeit abgerufen werden.
Und so schafft Daun es, beide Tätigkeiten, die jeweils rund 50 Prozent seiner Zeit in Anspruch nehmen, gut unter einen Hut zu bekommen. Bei seinen Einsätzen in Berlin oder an anderen Orten nimmt er, wo immer es geht, auch Rücksicht auf die Belange des elterlichen Betriebs. So versucht er bei Arbeitsspitzen vor Ort zu sein, um mitanzupacken.
Zur Landjugend im Vulkaneifelkreis kam Daun vor zehn Jahren. Schon nach kurzer Zeit übernahm er Aufgaben im Vorstand. 2008 begann er im Landesvorstand zu arbeiten. Seit 2010 ist er jetzt Bundesvorsitzender. Und auch auf Europaebene ist er tätig: Er ist Vizepräsident des europäischen Rates der Jungbauern.
Die Arbeit auf Bundesebene unterscheidet sich in den Inhalten und Zielsetzungen etwas von der Kreisebene, erzählt Daun. Denn im Kreis geht es bei der Landjugend auch viel um Veranstaltungen, Besichtigungen oder Grillabende. Die Arbeit auf Bundesebene ist deutlich politischer. Dabei ist es Daun wichtig, dass sich die Landjugend nicht nur für Bauern und Winzer einsetzt, sondern für alle jungen Menschen auf dem Land. Denn nur rund 30 Prozent der Mitglieder bei der Landjugend sind tatsächlich als Landwirte tätig. Dabei ist die Zahl von Frauen und Männern etwa ausgeglichen, was sich auch in den Gremien zeigt.
Um bei seiner politischen Arbeit etwas für die jungen Menschen auf dem Land zu erreichen, arbeitet Matthias Daun mit den Ministerien zusammen. "Wir haben einen guten Draht", sagt er.
Neu für ihn war bei der politischen Arbeit auch die Notwendigkeit, vor vielen Menschen zu sprechen. "Es ist schon etwas anderes, ob man vor 30 Leuten redet oder vor 3000", sagt der Agraringenieur. Aber dank einer Schulung meistert er auch solche Aufgaben mittlerweile gut. Wie lange er noch so aktiv bei der Landjugend mitarbeiten möchte, weiß Daun noch nicht.
Altersmäßig Schluss ist erst mit 35 Jahren. Insofern könnte der 27-Jährige noch einige Jahre vor sich haben.
Extra

Ihr habt bestimmt Spielzeug oder Bilderbücher, bei denen es um einen Bauernhof geht. Da laufen ein paar Schweine herum, Hühner scharren im Mist, und der Bauer melkt eine Kuh oder macht den Stall sauber. Im richtigen Leben ist das oft etwas anders. Denn die Landwirte laufen nicht mehr mit der Mistgabel durch den Stall oder sitzen auf kleinen Schemeln, um die Kühe zu melken. Heute ist ein Bauernhof ein moderner Betrieb mit Maschinen. Vieles geht da ganz automatisch. Zum Beispiel das Melken. Auf manchen Höfen gibt es sogar richtige Melk roboter, wo die Kühe alleine hingehen können, um sich melken zu lassen. Und die Bauern machen heute nicht nur Stallarbeit, sondern müssen auch ganz viel am Computer arbeiten. Zum Beispiel, um genau festzuhalten, welches Tier wie gefüttert werden muss, oder wie viel Milch eine Kuh gibt. noj

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