Dauner Großbäckerei vor ungewisser Zukunft

Daun · Das Unternehmen, zu dem die Dauner Brotfabrik gehört, hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb in der Kreisstadt ist dort seit 60 Jahren angesiedelt und seit einigen Jahren vor allem auf die Berlinerproduktion spezialisiert.

Daun. Es ist keine gute Woche für die Eifeler Kreisstadt: Erst die Insolvenz des traditionsreichen Opel-Autohauses Knötgen (mit 17 Beschäftigten), nun ist auch noch die Insolvenz des im Volksmund immer noch "Brotfabrik" genannten Betriebs im Alten Weg bestätigt. Daun ist nicht allein betroffen, mehrere der zum Bäckereiimperium der Familie Ostendorf gehörenden Firmen haben in den vergangenen Tagen Insolvenz angemeldet.
Darunter die Firma Bär Brot, zu der Daun gehört. Sie hat nach Auskunft der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) einen weiteren Standort in Bad Vilbel in Hessen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist der Essener Rechtsanwalt Christoph Niering bestellt worden.

Mittelpunkt der deutschen Berliner-Produktion: In der Eifel bangen nun bis zu 150 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Laut NGG gibt es in Daun etwa 110 Festangestellte, weitere an die 40 Mitarbeiter kommen in den Spitzen-Produktionszeiten hinzu. Der unter dem Namen Dauner Landbrotbäckerei bekannte Betrieb ist seit 60 Jahren in der Kreisstadt ansässig. Der Standort ist weit über die Eifel ein Begriff, denn Daun ist der Mittelpunkt der deutschen Berlinerproduktion.
Schon lange vor Beginn der Karnevalszeit, in der hauptsächlich Berliner verzehrt werden, wird in der Eifel schon produziert. In Spitzenzeiten wird täglich fast eine halbe Million der Krapfen hergestellt. Laut NGG-Gewerkschaftssekretär Jerome Frantz haben die Unternehmensführungen lange darauf gehofft, neue Kunden und damit neue Aufträge zu gewinnen, um weiter in einem nach Expertenmeinung "hart umkämpften Umfeld" bestehen zu können. Diese Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt, deshalb der Weg in die Insolvenz. Für den Verwalter, der schon mehr als 2000 Insolvenzen betreut hat, ist das erste Ziel: "Die Gehaltszahlungen für August und September sichern."
Das Insolvenzausfallgeld, mit dem die Löhne gezahlt werden können, ist beantragt. Die Beschäftigten haben laut NGG-Mann Frantz schon seit Längerem den Lohn nicht komplett ausgezahlt bekommen, sondern seien gestundet worden.

Discounter setzen Großbäckereien zu: Der Gewerkschaftssekretär wertet die Situation bei den Großbäckereien grundsätzlich schwierig, "der Markt ist einfach gesättigt." Den Großbäckereien setzten vor allem die Backautomaten und Eigenproduktionen der Discounter wie Lidl oder Aldi zu. Für den Eifeler Standort sieht er die Perspektiven allerdings nicht schlecht. "Genug Arbeit ist jedenfalls da. Daun ist der größte Berliner-Hersteller bundesweit und es werden dort insgesamt sehr gefragte Produkte hergestellt. Ich denke, es ist möglich, eine Lösung zu finden, dass es in Daun weitergeht."Extra

 Seit Jahrzehnten in Daun beheimatet: die Landbrotbäckerei. TV-Foto: Stephan Sartoris

Seit Jahrzehnten in Daun beheimatet: die Landbrotbäckerei. TV-Foto: Stephan Sartoris

Begonnen hat alles 1953 in der Bahnhofstraße in Daun. Das Düsseldorfer Unternehmen Engelberth war auf der Suche nach einem Standort für eine Großbäckerei in der Eifel und fand diesen in Daun. Bald wurde es am ersten Produktionssitz aber zu eng, und ein neues Gebäude in der Straße "Alter Weg" wurde gebaut. Um den Standort für Daun zu sichern, hat die Stadt das Betriebsgelände zum Gewerbegebiet erklärt, obwohl es in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnhäusern liegt. Auch deshalb bekam das Unternehmen vor einiger Zeit eine direkte Anbindung vom Standort an die Umgehungsstraße, um das durch die Bäckerei verursachte Verkehrsaufkommen in der Gartenstraße und im Alten Weg zu reduzieren. sts

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