Gold, Bargeld und ein leerer Safe - Einbruchsserie in der Vulkaneifel: Angeklagte gestehen vor dem Landgericht

Daun/Gerolstein/Trier · Die dunkle Jahreszeit ist Einbruchszeit. So hat auch ein junges Tätertrio aus dem Vulkaneifelkreis gedacht, das im Winter 2014/2015 plündernd durch die Eifel zog und Beute im Gesamtwert von rund 57.000 Euro machte. Vor dem Landgericht Trier hat die Bande im Alter von 15 bis 24 Jahren gestanden.

 So sind wohl auch die vom Landgericht angeklagten Männer vorgegangen: mit Schraubendreher, Handschuhe und "fundierter Sachkenntnis" von Fenster- und Terrassentürverriegelungen. TV-Symbolfoto: Klaus Kimmling

So sind wohl auch die vom Landgericht angeklagten Männer vorgegangen: mit Schraubendreher, Handschuhe und "fundierter Sachkenntnis" von Fenster- und Terrassentürverriegelungen. TV-Symbolfoto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Die Liste der Missetaten, die Staatsanwalt Benjamin Gehlen vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts präsentiert, ist lang. Insgesamt 23 Mal hatten die drei Angeklagten zwischen dem 16. Oktober 2014 und dem 17. Januar 2015 gemeinsam oder zu zweit zugeschlagen. Bevorzugte Objekte waren freistehende Einzelhäuser, deren Bewohner an späten Nachmittag noch außer Haus waren.

"Fundierte Sachkenntnis"

Zu den wichtigsten Werkzeugen zählten Schraubendreher, Handschuhe und "fundierte Sachkenntnis" von Fenster- und Terrassentürverriegelungen. Bevorzugte Beute waren Bargeld und Goldschmuck - wenn beides nicht auffindbar war, wechselten auch mal Elektronik, Zigaretten und Spirituosen unfreiwillig den Besitzer. Meist brachen zwei Täter in die Gebäude ein, während einer draußen Schmiere stand. In einigen Fällen gingen auch nur zwei Bandenmitglieder ohne einen dritten Mann ans Werk.

Die drei Angeklagten sind miteinander verwandt, stammen ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawien und leben im Raum Vulkaneifel. Außer dem Interesse an fremden Wohnungen verband sie bis zur Festnahme im Januar 2015 der Drogenkonsum. "Gras, Gras, Gras - und das jeden Tag. Dazu kamen Amphetamine, wir haben auch gemixt", erklärt einer, "nur Koks ist nicht meine Wahl gewesen."

Wegen des ständigen Drogenkonsums hat die Kammer unter Vorsitzendem Richter Günter Köhler die psychiatrische Sachverständige Dr. Sylvia Leuphold hinzugezogen. Sie soll die Schuldfähigkeit der Angeklagten bewerten.

Als "Chef" der Bande fungierte IK (24), der über seinen Schwager M für den Absatz der erbeuteten Wertsachen sorgte. "M hatte eine Goldwaage, es gab fünf Euro pro Gramm Gold. Ich bin meist so mit 800 bis 1000 Euro bei ihm rausgegangen", erklärt IK. Er hat Frau und Kinder - für die habe er damit Lebensmittel, Spielzeug oder Kleidung eingekauft. Den PKW seiner Frau nutzte das Trio für die Beutezüge.

Wenn die Angaben der Angeklagten stimmen, wurden die jüngeren im Bunde karg entlohnt. IK habe die Beute behalten und ihnen pro Einbruch zwischen 40 und 50 Euro gezahlt, erklären SK (19) und IS (15).

IS gilt für die beiden Älteren als Verräter: Als ihm die Sache im Januar 2015 zu heiß wurde, stellte er sich der Polizei, wobei die anderen natürlich mit aufflogen. Während die Älteren seit Januar in Untersuchungshaft sitzen, befindet sich IS auf freiem Fuß.

Auf Ableugnen der Taten steht auch den Älteren nicht der Sinn - zumal sie von der Kammer ein Angebot erhalten, das sie kaum ablehnen können: Ein volles Geständnis gegen garantierte Maximalstrafen.

Das Angebot basiert auf einer in der Strafprozessordnung verankerten Absprache aller Beteiligten. Gut eine Stunde ziehen sich Staatsanwalt Gehlen, das Richtergremium und die Verteidiger Martha Schwiering, Bernhard Wittschier, Wolfgang Köhl und Thomas Scholz zur Beratung zurück. Das Ergebnis ist folgende "Offerte": 4,5 bis fünf Jahre Erwachsenenstrafe für IK, 2,5 bis drei Jahre Jugendstrafe für SK und 1,5 bis zwei Jahre Jugendstrafe für IS, die auf Bewährung ausgesetzt werden kann.

Lange Liste

Leicht und locker geht das Trio anschließend mit dem Vorsitzenden Richter die lange Einbruchsliste durch, wobei die Angeklagten über eigene Flops lachen müssen. Etwa der Wandsafe in einem Haus. Mit Mühen aus aus der Wand gewuchtet und weggeschleppt. Doch dann - "ha, ha, ha" - nur Kontoauszüge drin. "Wir haben ihn dann in die Kyll entsorgt", erklärt einer.

Trotz der Geständnisse muss die Kammer nun die zahlreichen Aussagen der Geschädigten zu Protokoll nehmen. Ein Zeugenmarathon, der noch dauern wird.

Die Verhandlung wird am 3. November, 9 Uhr, fortgesetzt.

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