Arbeitsagentur streicht 17.000 Stellen - 50 Zeitverträge in Trier nicht verlängert

Trier/Nürnberg · Die Bundesagentur für Arbeit hat für die kommenden Jahre einen Radikalumbau bei ihren Arbeitsagenturen angekündigt. Bis 2015 sollen deutschlandweit 17.000 Stellen wegfallen. In der Region Trier sind bereits in diesem Jahr entsprechende Maßnahmen umgesetzt worden.

Trier/Nürnberg. So mancher Arbeitsvermittler in Deutschland könnte sich in den kommenden Jahren nicht mehr hinter dem Schreibtisch, sondern als Jobsuchender vor dem Schreibtisch bei der Arbeitsvermittlung wiederfinden.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will wegen sinkender Arbeitslosenzahlen bei ihrer Verwaltung kräftig Personal einsparen. Bis zum Jahr 2015 sollen 17.000 Stellen abgebaut werden, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise in einem Interview. "Das Einsparpotenzial wollten wir benennen, bevor jemand kommt und sagt: Ihr macht euren Job nicht", sagte Weise. Die Strukturen in der Führung und die Logistik werde dafür stark vereinfacht, sagte Weise weiter. "Wir bleiben aber an allen Standorten und werden ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen." Damit will die Bundesagentur für Arbeit insgesamt von 2015 an pro Jahr eine Milliarde Euro eingesparen.
Situation in der Region


Im Bereich der Agentur für Arbeit ist die Sachlage bekannt und zum Teil schon umgesetzt. "Wir hatten Anfang 2009 noch insgesamt 14 000 Arbeitslose in der Region Trier, heute sind es rund 9000 Jobsuchende", sagt der Chef der Arbeitsagentur Trier, Wolfram Leibe, dem Volksfreund auf Nachfrage. Auf diese Entwicklung habe man im Arbeitsamtsbereich Trier bereits reagiert. Im sogenannten SGB-(Sozialgesetzbuch)-III-Bereich, der für Arbeitslosenversicherungsleistungen und Arbeitsförderungen verantwortlich ist, beschäftigte die Arbeitsagentur Trier in der Vergangenheit 261 Mitarbeiter. "Wir haben hier bereits auf die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt reagiert und 50 befristete Verträge nicht verlängert", sagt Leibe.
Derzeit sind hier noch 216 Vollzeitkräfte beschäftigt. Für den Agentur-Chef hat die Entwicklung eine positive und eine negative Seite. "Auf der einen Seite ist es schön, dass die Arbeitslosigkeit so sehr sinkt, dass wir weniger Kräfte in diesem Bereich benötigen. Auf der anderen Seite verlieren hier aber auch gute Mitarbeiter ihren Job." Was Leibe allerdings die Sache etwas einfacher macht, ist die Tatsache, "dass von 50 Menschen bereits 49 wieder eine Stelle gefunden haben. "Einige von ihnen wurden im SGB-II-Bereich eingestellt."
In diesem Bereich betreut und fördert die Arbeitsagentur Trier gemeinsam mit der Stadt Trier und den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg sowie dem Eifelkreis Bitburg-Prüm in den einzelnen Jobcentern erwerbsfähige Personen, soweit diese ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können. Dazu gehören in der Regel Langzeitarbeitslose.
Wie geht es weiter?


"Etwa 120 Mitarbeiter stellt die Bundesagentur für das Personal der Jobcenter in der Region", erklärt Leibe. Weitere 80 Mitarbeiter in den Beratungscentern sind Mitarbeiter der einzelnen Kommunen. "In diesen Bereichen ist die Zahl der Mitarbeiter, die nur einen befristeten Vertrag haben, mit 15 Prozent eher gering", erklärt Leibe. Zudem gehen die Einsparziele aus Nürnberg zunächst nicht in diese Richtung, bei dem angekündigten Stellenabbau sind vorrangig Mitarbeiter im SGB-III-Bereich betroffen.
Damit wären dann die rund 130 Mitarbeiter in der Verwaltung der Arbeitsagentur Trier nicht direkt betroffen. Trier ist die zentrale Verwaltungsstelle für die Arbeitsamtsbereiche Trier, Mayen, Koblenz, Montabaur und Neuwied.
Doch auch im kommenden Jahr wird die Arbeitsagentur Trier nicht ohne Einschnitte auskommen. "Wir werden weitere zehn Stellen abbauen", erklärte der Trierer Arbeitsagentur-Chef. Dies werde aber vor allem durch Ruhestandsregelungen abgefangen. "Die Behörde ist groß genug, dass dies uns nicht zu sehr belastet. Wir werden trotzdem unseren Auszubildenden eine Übernahme anbieten können", ist Wolfram Leibe sicher. Die Arbeitsagentur Trier bildet derzeit 16 Lehrlinge aus.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) ist mit mehr als 100 000 Mitarbeitern größter Dienstleister am Arbeitsmarkt. Nur für die Verwaltung gab die BA laut Geschäftsbericht 2010 rund 7,44 Milliarden Euro aus.
Die Agentur ist in zehn Regionaldirektionen gegliedert. Die Zentrale Bundesagentur hat ihren Sitz in Nürnberg. Rheinland-Pfalz und das Saarland sind beispielsweise unter einem Dach. Zudem gibt es bundesweit 178 Agenturen für Arbeit und gut 610 Geschäftsstellen.Extra

Der rheinland-pfälzische Arbeitsmarkt wird nach Einschätzung von Experten im kommenden Jahr stabil bleiben. Nach einem weiteren leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen erwarte sie eine deutliche Festigung, sagte die Geschäftsführerin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz/Saarland der Bundesagentur für Arbeit, Heidrun Schulz, am Dienstag in Mainz. Im Gegenzug werde die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten voraussichtlich weiter steigen. "Es ist ein sehr gesunder Arbeitsmarkt." Sie fürchte nicht, dass ein großer Einbruch bevorstehe. Wegen der sinkenden Arbeitslosenzahlen werde die Bundesagentur auch in Rheinland-Pfalz Stellen abbauen. Nach den Worten von Schulz sollen bis 2015 schätzungsweise 1000 Arbeitsplätze wegfallen, die vor allem für die zurückliegende Krisenzeit aufgebaut worden waren. Im Durchschnitt des Jahres 2011 waren nach vorläufigen Zahlen 111 000 Menschen in Rheinland-Pfalz arbeitslos gemeldet (2010: 119 000). Im September hatten 1,27 Millionen Männer und Frauen einen versicherungspflichtigen Arbeitsplatz - laut Arbeitsagentur ein Allzeithoch. Der Ausbildungsmarkt steht nach Einschätzung der Geschäftsführerin vor einem großen Wandel. Habe es 2011 noch rund 1100 Bewerber mehr gegeben als Lehrstellen, so wird sich dies 2012 voraussichtlich "umkehren und auf lange Dauer so bleiben". Darauf müssten sich die Arbeitgeber einstellen, denn die Belegschaft insgesamt altere weiter. Schon jetzt seien knapp 30 Prozent der Arbeitnehmer 50 Jahre oder älter. Vor zehn Jahren lag diese Quote bei unter 20 Prozent. "Bei der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt müssen wir nun darauf achten, alle mitzunehmen", betonte Schulz. Dies betreffe etwa geringfügig beschäftigte Frauen, die mehr arbeiten wollten. Es sei auch nach wie vor schwierig, schwerbehinderte Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. dpa

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