Auf die Ausbildungs-Plätze, fertig, los

TRIER. In Berlin beraten morgen die Parteien im Bundestag über die Ausbildungsabgabe. Da stellt sich die Frage, wie sieht das Lehrstellenangebot in der Region Trier aus? Im vergangenen Jahr ist es gelungen, jedem Jugendlichen eine Stelle anzubieten.

Die gemeinsame Aktion "Ausbildung jetzt!" von Handwerkskammer (HWK), Industrie- und Handelskammer (IHK), Agentur für Arbeit und Trierischem Volksfreund hat im vergangenen Jahr zu einer fast ausgeglichenen Situation am Lehrstellenmarkt geführt. Im Bereich der beiden Kammern wurden sogar mehr Ausbildungsplätze angeboten als im Jahr zuvor. Doch die Lage zu Beginn der Aktion war dramatisch. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen und der großen Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft gelang die Trendwende. Die Startbedingungen für "Ausbildung jetzt!" 2004 sind ähnlich schwierig wie im Vorjahr. "Rund 3610 Jugendliche suchen derzeit mit Hilfe der Berufsberatung eine Ausbildungsstelle", erklärt der Chef des Arbeitsamtes Trier, Hans Dieter Kaeswurm. "Wenn nicht alle Akteure mit dem gleichen Engagement die Herausforderung angehen wie im vergangenen Jahr, werden wir also vor großen Problemen stehen", sagt Kaeswurm. Die Zahlen, die der Agentur für Arbeit vorliegen, lassen keine Entwarnung zu. In der Zeit vom Oktober bis April haben sich insgesamt 10 490 Interessierte bei der Berufsberatung gemeldet. Rund 3600, wie im Vorjahr, suchen eine Lehrstelle. Der Anteil der weiblichen Ausbildungsplatzsuchenden liegt bei knapp 49 Prozent. Bisher haben Wirtschaft und Verwaltung 2921 Ausbildungsstellen (2003 = 2863) gemeldet. "Das ist zwar ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, doch wir dürfen das Ausbildungsjahr nicht als Selbstläufer ansehen", warnt der Arbeitsamts-Chef. Im Gegenteil, Kaeswurm fordert die Wirtschaft auf, alle freien Stellen zu melden. "Es geht um Transparenz, um ein genaues Abbild des regionalen Ausbildungsmarkts." Dabei sollten auch Unternehmen Stellen nennen, die sie vielleicht über den freien Markt oder vorliegende Bewerbungen besetzen können. "Würden alle freien Lehrstellen der Agentur für Arbeit gemeldet, würde sich die Diskussion um die Ausbildungsplatzabgabe erübrigen", meint Agentur-Chef Kaeswurm. Das in der Region Trier trotz eines rechnerischen Ausgleichs Jugendliche dennoch ohne Stelle blieben, hat nach Ansicht der Berufsberater verschiedene Gründe. Bernd Sevenich, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Trier: "Es sind häufig individuelle Umstände. Die angebotenen Ausbildungsstellen entsprechen nicht Eignung, Neigung oder schulischer Vorbildung der Jugendlichen, oder eine freie Stelle ist in dem großen Flächenbezirk einfach zu weit weg." Damit 2004 die Bilanz am Ende des Ausbildungsjahres ähnlich positiv ist, laufen bereits zahlreiche Aktionen. Am gestrigen Tag des Ausbildungsplatzes waren knapp 20 "Lehrstelljäger" in der Region unterwegs. Toni Thul von der Agentur für Arbeit ist optimistisch, dass die Berufsberater des Arbeitsamtes und die Akquisiteure von HWK und IHK rund 60 neue Lehrstellen finden. "Im vergangenen Jahr haben wir bei 120 Firmenkontakten 65 neue Ausbildungsplätze gesammelt, das sollte uns auch diesmal gelingen." Schon im August wurden deshalb alle 7000 Ausbildungsbetriebe der Region angeschrieben. 5000, die sich nicht gemeldet hatten, wurden im Dezember nachrecherchiert, und nun werden alle Betriebe persönlich besucht oder abtelefoniert, die immer noch ruhig geblieben sind. "Der Tag des Ausbildungsplatzes ist dabei ein Höhepunkt, um die Öffentlichkeit auf das Lehrstellenproblem aufmerksam zu machen. Die Arbeit geht natürlich Tag für Tag weiter", so Thul. Die Ergebnisse des Aktionstages lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

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