Handel hat Antwort auf Luxemburger Pläne

Trier · Die Verkaufsflächen in der Region Trier steigen seit Jahren, doch die Umsätze stagnieren. Dies geht aus dem jüngsten Handelsatlas der Industrie- und Handelskammer hervor, den die Kammer gestern vorgestellt hat.

Trier. Rund 400 Milliarden Euro setzt der Einzelhandel in Deutschland um. Aber seit etwa 2000 stagnieren die Geschäfte, ein Trend, der sich auch in der Region zeigt. Hier erwirtschaften die Händler seit etwa zehn Jahren ziemlich konstant 2,5 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum ist aber die Verkaufsfläche im großflächigen Einzelhandel (siehe Extra) um etwa 100 000 Quadratmeter angestiegen. Bereits seit 1992 untersucht die Industrie- und Handelskammer die Entwicklung und erstellt im Vier-Jahres-Rhythmus den Handelsatlas.
Die jüngste Auflage bietet der Kammer, dem Handel und dem IHK-Ausschuss für Handel- und Standortmarketing Argumente für die "vernünftige Ansiedlung von neuen Verkaufsflächen". "Leider herrscht in vielen Kommunen noch ein ausgeprägtes Kirchturmdenken", sagt Georg Stephanus. Der Trierer Buchhändler ist Vorsitzender des IHK-Ausschusses. Mit Blick auf die Zahlen fordern die Autoren des Handelsatlas, bei Ansiedlungsplänen die Innenstädte zu stärken. "Wir sind nicht gegen den großflächigen Einzelhandel. Es geht aber auch darum, die Zentren nicht ausbluten zu lassen", sagt IHK-Geschäftsführer Matthias Schmitt. Dies sei beispielsweise in Trier mit der Trier Galerie sehr gut gelungen.
Insgesamt konnte das Oberzentrum in den vergangenen vier Jahren seine "Vormachtstellung" weiter ausbauen. Hier haben sich zwischen 2007 und heute 21 großflächige Einzelhandelsbetriebe mit insgesamt fast 19 000 Quadratmetern Verkaufsfläche neu angesiedelt. Herausragend ist auch die Stellung des Oberzentrums im Bereich Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren. Fast 60 Prozent der Geschäfte aus diesem Segment sind in Trier angesiedelt. Bei der Fläche ist die Dominanz noch höher, denn fast 70 Prozent der Verkaufsfläche der Region entfallen in diesen Branchen auf Trier.

Kritik an alten Sünden


Die Neuansiedlungen treffen aber bei weitem nicht immer die Zustimmung der IHK. "Hermeskeil ist sicher ein typisches Negativbeispiel", sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel. Dort habe man gegen bestehende Vorgaben großflächigen Lebensmitteleinzelhandel auf der grünen Wiese angesiedelt. "Das Resultat sehen wir heute: Die kleine alte Innenstadt ist fast tot."
Ganz gut hätten die Verantwortlichen indes in Saarburg gehandelt, wo gewisse Sortimente nicht an die Peripherie verschoben wurden. Lob gab es auch für Daun, "die eine sehr innenstadtrelevante Ansiedlungspolitik betreiben und damit ein lebendiges Zentrum erhalten haben", sagt Schmitt.
Schwerpunktthema Handel



Die Entwicklung in der Region zeigt, dass einige Branchen weiter wachsen, andere aber schrumpfen (siehe Grafik): Der Bereich des großflächigen Lebensmitteleinzelhandels ist in den vergangenen Jahren weiter auf insgesamt 135 Geschäfte gestiegen.
Auch im Bereich Textilien, Bekleidung, Schuhe gab es insgesamt ordentliche Steigerungen und die Zahl der Drogeriemärkte ist deutlich nach oben gegangen. Hingegen ist die Anzahl und die Verkaufsfläche bei den Möbel-, Bau-, Garten- und Handwerkermärkten in den vergangenen Jahren gesunken.
Die weiteren Pläne in Luxemburg sind zwar in der Studie nicht enthalten, doch bei der Kammer beachtet man die Expansionspolitik jenseits der Grenze mit Aufmerksamkeit. "Dort sollen rund 150 000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf der grünen Wiese entstehen", erklärt Matthias Schmitt.
"Unsere Antwort darauf darf aber nicht sein, dass wir auch Verkaufsflächen auf der grünen Wiese anbieten. Wir müssen unsere Innenstädte attraktiv gestalten. Cafés, Einzelhandel, bei dem Service und Qualität stimmen, schöne Innenstädte - deshalb kommen die Luxemburger zu uns", sagt Georg Stephanus. Vor allem die intakten Zentren wie Trier oder Bitburg hätten eine Anziehungskraft, wie sie keine Einkaufsmeile auf dem platten Land bieten könne. Deshalb sei es wichtig, weiter das Einkaufserlebnis zu stärken, fordert Georg Stephanus.Extra

Eigentlich gelten Einzelhandelsbetriebe ab einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern als sogenannter großflächiger Einzelhandel. Für diese Segmente gibt es eindeutige Rahmenbedingungen, die etwa im Landesentwicklungsplan festgehalten sind. So dürfen solche Betriebe etwa nur in Kern- und Sondergebieten angesiedelt werden, es gibt eine Begrenzung auf zentrale Orte und größere Gemeinden. Deshalb beschränken einige Unternehmen, oft Filialisten, ihre Verkaufsflächen auf knapp unter 800 Quadratmeter. Die Studie untersucht deshalb den Einzelhandel mit Firmen über 600 Quadratmeter. Davon gibt es insgesamt 339 mit insgesamt 660 000 Quadratmetern. 250 sind größer als 800 Quadratmeter, 89 liegen zwischen 600 und 800 Quadratmetern. Die Geschäfte sind in 52 Orten in der Region angesiedelt. 40 Prozent (106 Geschäfte) davon gibt es in Trier. hw

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