Kein Geständnis im Betrugsprozess

Trier · Der wegen Betrugs vor dem Trierer Landgericht angeklagte Bauunternehmer (wir berichteten) hat doch kein Geständnis abgelegt. Dem Gericht droht damit ein monatelanger Prozess.

Trier. Renate Müller (Name geändert) gerät noch immer in Rage, wenn sie daran denkt, was sie mit dem seit Montag auf der Anklagebank im Trierer Landgericht sitzenden Bauunternehmer erlebt hat. Über 100 000 Mark habe sie vor 16 Jahren auf den Bau ihres Hauses draufgelegt, sagt die aus Mertesdorf (Trier-Saarburg) stammende Frau. Ihr Haus habe im Rohbau gestanden, als die Firma des Saarländers damals pleitegegangen sei. Die von ihm beauftragten Handwerker hätten sich geweigert, weiter an dem Bau zu arbeiten, weil sie kein Geld von ihm gesehen hätten, schildert die Frau. Sie hat den Unternehmer, der sich 1988 als Bauträger und Bauunternehmer mit Firmen in Saarburg, Luxemburg und Frankreich selbstständig gemacht hat, angezeigt. Doch die Ermittlungen wurden damals wegen "unzureichenden Tatverdachts" eingestellt.

Nun muss sich der heute 51-Jährige doch vor Gericht verantworten. Aber nicht wegen des - mittlerweile in Eigenregie fertiggestellten - Hauses von Renate Müller. Ihr Fall gehört nicht zu den mehr als 30 angeklagten Fällen, über die das Gericht verhandeln muss. Und das womöglich noch sehr lange. Denn anders als am Montag zunächst angekündigt, hat der aus dem saarländischen Hilbringen stammende Angeklagte kein Geständnis abgelegt. Damit ist auch die zwischen dem Gericht, seinem Verteidiger und der Staatsanwaltschaft getroffene Absprache, ihn zu maximal zweieinhalb Jahren Haft zu verurteilen, hinfällig. Bis zu 70 Zeugen müssen in den nächsten Monaten gehört werden.

Er möchte, dass die Wahrheit ans Licht kommt, begründete der Unternehmer seinen Entschluss. In "90 Prozent" der Fälle sei er zu Unrecht angeklagt, beteuerte er.

Fast zwei Stunden hat er gestern versucht, dem Gericht sein Firmengeflecht darzulegen. Dabei musste er zugeben, dass er hin und wieder selbst den Überblick verloren hat, welche Firma Auftraggeber für Handwerker gewesen ist. Zumal einige der Firmen, etwa in Saarburg oder im luxemburgischen Remich, unter derselben Adresse gemeldet waren. Staatsanwältin Anne Wildfang vermutet, dass es sich bei einigen davon um reine Briefkastenfirmen gehandelt habe.

Er habe nie die Absicht gehabt, Bauherren oder Handwerker zu betrügen, sagte der 51-Jährige. Handwerkerrechnungen habe er dann nicht bezahlt, wenn es Mängel gegeben habe. Und die hat es laut Staatsanwaltschaft an fast allen der mehr als 100 Bauten, um die es bei der Anklage geht, gegeben. Daher wirft sie ihm vor, die meisten dieser Mängel erfunden zu haben, um bewusst die Rechnungen nicht zu bezahlen. Der Unternehmer begründet die Vielzahl der Mängel damit, dass er "sehr kritisch gewesen sei". Eine "kriminelle Energie" habe er aber nicht. Er gibt einigen Bauherren die Schuld daran, dass er Rechnungen nicht mehr habe bezahlen können und mit vier von sechs seiner Firmen pleitegegangen sei. Sie hätten vereinbarte Abschlagszahlungen wegen angeblicher Mängel nicht bezahlt.

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