Vorerst nur begrenzt anwendbar

Trier · In diesen Tagen beginnt der Versand der neuen elektronischen Gesundheitskarte durch die gesetzlichen Krankenkassen. Bis Ende des Jahres will allein die AOK in Rheinland-Pfalz rund 100 000 Versicherte mit der neuen Karte versorgt haben.

Trier. Die elektronische Gesundheitskarte kommt. Doch für die Versicherten ändert sich zunächst einmal wenig. Drei Jahre lang wurden mögliche Anwendungen der Karte in einem Modellprojekt in Trier getestet. Der TV beantwortet die wichtigsten Fragen zu der Gesundheitskarte:
Wie erfolgt die Verteilung der Karte?
Offiziell wird die neue Gesundheitskarte ab dem 1. Oktober schrittweise an alle 70 Millionen Versicherten ausgegeben. Manche Kassen haben bereits damit begonnen. Von der Bundesregierung ist vorgesehen, dass bis zum Jahresende mindestens zehn Prozent der Versicherten die Karte erhalten haben müssen. Andernfalls droht den Kassen eine Kürzung ihrer Verwaltungskosten. In Rheinland-Pfalz müssen unter anderem die Versicherten der Techniker Krankenkasse (TK) noch warten, zunächst erhielten TK-Versicherte in Nordrhein-Westfalen die neue Karte, heißt es. Die AOK Rheinland-Pfalz beginnt ab Oktober mit der Auslieferung. Bis Ende des Jahres sollen zehn Prozent der AOK-Versicherten im Land, rund 100 000, die Karte haben.
Warum hat sich das Projekt so verzögert?
Als die Einführung der Karte vor acht Jahren beschlossen wurde, hatten offenbar die wenigsten den enormen technischen und organisatorischen Aufwand im Blick. In der Folgezeit kam es immer wieder zu Pannen bei der Entwicklung der Karte. Obendrein gibt es bis heute große Bedenken in der Ärzteschaft, etwa was die Sicherheit der gespeicherten Daten angeht.
Was ist wirklich neu an der Karte?
Auffälligste Veränderung im Vergleich zur herkömmlichen Karte ist das Foto des Versicherten auf der Vorderseite. Damit lassen sich Missbrauchsfälle deutlich eindämmen. Entscheidend ist aber, dass sich anstelle des einfachen Speicherchips ein Mikroprozessor-Chip auf der Karte befindet. Dieser "Minicomputer" ermöglicht Verschlüsselungen, digitale Signaturen und die Speicherung medizinischer Daten. Er ist der Grundstein für alle geplanten Anwendungen. Auf der Rückseite ist die Europäische Krankenversicherungskarte aufgedruckt. Dadurch wird eine unbürokratische Behandlung in den EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz möglich.
Was genau ist auf der neuen Karte gespeichert?
Einstweilen nur das, was auch die alte Karte enthält, also die sogenannten Stammdaten wie Name, Geburtsdatum, Anschrift und Geschlecht. In der nächsten Ausbaustufe soll es möglich sein, via Computer seine Anschrift zu aktualisieren, ohne die Karte auszutauschen.
Was soll die Karte am Ende dem Patienten bringen?
Erst in einer weiteren Ausbaustufe lässt sich die Gesundheitskarte medizinisch nutzen. Wenn der Versicherte es wünscht, kann er Notfalldaten speichern lassen. Bei dem Trierer Test habe sich herausgestellt, dass Versicherte diese Anwendung begrüßen, dass aber Ärzte den bürokratischen Aufwand bei der erstmaligen Erfassung der Notfalldaten beklagen, sagt Projektleiter Till Moysies. Auch die Ausstellung elektronischer Rezepte - die Speicherung der ärztlichen Verordnung auf der Karte und das Einlesen dieser in der Apotheke wurde in Trier getestet. Die Versicherten, die an dem Test teilnahmen, sahen darin aber keinen Mehrwert.
Was kostet der Karten-Tausch?
Die Neuausstattung aller Versicherten kostet laut Spitzenverband der Krankenkassen rund 139 Millionen Euro. Hinzu kommen die Aufwendungen für Anschaffung und Installation der Lesegeräte in Praxen und Kliniken in Höhe von etwa 156 Millionen Euro.
Gibt es eine Übergangszeit?
Ja. Wer noch keine neue Karte hat, kann die alte nutzen. Trier gehörte zu sieben Regionen in Deutschland für den Test der elektronischen Gesundheitskarte. 50 Ärzte und Apotheken, zwei Krankenhäuser und rund 7000 Versicherte nahmen daran teil. Die Erfahrungen aus diesem Test seien in die vor der bundesweiten Einführung stehende Karte eingeflossen, sagt eine Sprecherin des Mainzer Gesundheitsministeriums. In Trier sei die Praxistauglichkeit nachgewiesen worden. Da einige der getesteten Möglichkeiten wie das elektronische Rezept vorerst nicht angewendet werden, betrachte man die neue Karte nur als ersten Schritt. wie

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort