Musik Vom Sauerland über Kafka nach Indien

Wittlich · Frederik Köster spielte mit seiner Gruppierung „die Verwandlung“ in Wittlich. Er bot kraft- und anspruchsvollen Jazz. Dabei konnte er brachial sein, aber auch wieder versöhnlich.

 Frederik Köster an der Trompete.

Frederik Köster an der Trompete.

Foto: Christina Bents

Es ging gleich in die Vollen beim Konzert der „Verwandlung“, dem Quartett von Trompeter Frederik Köster. Die ersten Takte von Pianist Sebastian Stendal klangen noch melancholisch und mit einer klassischen Note, doch dann brach Schlagzeuger Thomas Sauerborn mit dem harmonischen Rhythmus, und Frederik Köster startete mit laut stechenden, kraftvollen Tönen. Zum gemütlichen Entspannen für die Besucher, oder einem sanften Heranführen an ihren Musikstil taugte der Start nicht.

Doch das machte den Zuhörern nichts aus. Gebannt von dem Können der Musiker und konzentriert hinhörend, applaudierten sie kräftig nach dem ersten Stück mit dem Titel „Prolog“.  Der Titel stammt aus Kösters aktueller CD „Homeward Bound Suite“, und er und seine Musiker spielen es auch gemeinsam mit dem philharmonischen Orchester Hagen.

Von dieser CD spielten sie zudem „Family tree“. Köster erklärte den Besuchern, dass er mit diesen Stücken eine Rückreise vornimmt, ins Hochsauerland, denn von dort stammt er. Mit „Land der tausend Berge“ schloss er daran an. Frederik Köster begann mit langen Tönen, die er zart anspielte und die schon fast schmachtend klangen. Er blieb mit dem Thema weiter sehr gefühlvoll.

Die Zuhörer stellten sich vor, wie man auf einem der Berge steht, und positiv gestimmt ins Tal schaut und die Natur genießt Dann setzte der Bassist Joscha Oetz ein und spannte einen dramatischen Spannungsbogen, unterstützt vom Schlagzeuger, der mit einem Bogen am Becken entlang ging, so dass man erahnen kann, dass sich vielleicht unterhalb der heilen Welt der Berge, auch Unheilvolles und Konflikte verbergen.

Nach dem Sauerland ging es dann musikalisch in den weit entfernten arabischen Raum. Bei „jalla“ zeigte Frederik Köster noch einmal seinen kraftvollen Sound. Die anderen Musiker zogen mit, und schnelle, kurze Sequenzen, die mit einem betonten kurzen Abschlusston endeten, ließen das Bild eines lebendigen Markts im Orient entstehen, bei dem viele Menschen sich treffen, Stimmengewirr zu hören ist, Farben und Düfte erlebbar sind.

Schnelle Läufe und verschiedene Rhythmen, die das Stück durchzogen, klangen wie angeregte Diskussionen, bei denen jeder seinen Standpunkt vertritt. Schließlich kam man aufgewühlt, aber friedlich, musikalisch wieder zusammen.

Frederik Köster und seine Mitmusiker vertonen gerne Literatur, beispielsweise die Texte von Kafka. Das Stück „tief in den Wäldern ihres Herzens“, ist die musikalische Umsetzung eines Werks über Franz Kafka. Es trägt den Titel: „Kafka am Strand“. Mit einem Klavierintro startend, und sehr liedhaften Passagen, zeigte sich das Stück durch rhythmische Akzente vielschichtig.

Thomas Sauerborn am Schlagzeug gab mit  durchbrechenden Rhythmen immer wieder Anregungen zu tief gehenden Interpretationen. Bassist Joscha Oetz war mit einer eigenen Note immer präsent und setzte mit seinen Basslinien eigene Impulse in den Stücken. Frederik Köster riss die Besucher mit seinem intensiven Spiel und unterschiedlichen Klangfarben an der Trompete mit, Pianist Sebastian Stendal hatte ein gutes Gespür für die Stimmungen der Stücke  und unterstrich sie mit ausgefeilten Können.

Im letzten Lied des Abends ging es nach Indien. Es war eine Literatur­interpretation von John Irving, in der  es um die zwei Seiten des Gottes Shiva ging. Zerstörung und Aufbau sowie der Kontrast zwischen Spannung und Entspannung werden musikalisch umgesetzt. Dabei ging es dissonant, laut und schon fast brachial, mit treibendem Schlagzeug, einher, bis es schließlich ruhiger wurde und gefälliger. 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort